Starnberg:Zu viel Arbeit nach Feierabend

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Das Schülercoaching ist eine der Aufgaben, die der Kinderschutzbund im Landkreis Starnberg übernimmt. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der Kinderschutzbund will einen hauptamtlichen Geschäftsführer, der Spenden akquiriert und die Mitglieder betreut

Von Michael Berzl, Starnberg

Die Leitung des Kinderschutzbundes in Starnberg macht mittlerweile so viel Arbeit, dass diese Aufgabe rein ehrenamtlich kaum mehr zu bewerkstelligen ist. Deshalb will der Kreisverband einen hauptamtlichen Geschäftsführer einstellen und hat dafür für vier Jahre eine Anschubfinanzierung in Höhe von 25 000 Euro beim Landkreis beantragt. Nach kurzer Debatte hat der Jugendhilfeausschuss das Thema aber vertagt, nachdem Grünen-Kreisrätin Martina Neubauer gewarnt hatte, da könne ein Präzedenzfall geschaffen werden und Albert Luppart (FW) Bedenken wegen der vorgesehenen Befristung des Zuschusses geäußert hatte. "Da bauen die etwas auf und stellen es dann wieder ein. Das ist Schwachsinn", sagte er in der Sitzung am Dienstag. Grundsätzlich sei er aber für die Unterstützung.

Sämtliche Vorstandsmitglieder seien voll berufstätig, erklärt die Vorsitzende Gunhild Kilian-Kornell zur Begründung ihres Antrags. Sie selbst hat eine gut gehende Kinderarzt-Praxis in Starnberg und muss die Vereinsarbeit nach Feierabend erledigen. Früher hätten diese Arbeit Rentner und nicht berufstätige Frauen erledigt, sagte Jugendamtsleiterin Rosemarie Merkl-Griesbach. "Da findet jetzt ein totaler Generationswechsel statt."

Zu den Aufgaben des künftigen Geschäftsführers sollen die Akquise von Spenden und die Betreuung der Mitglieder gehören, außerdem die Öffentlichkeitsarbeit und die Koordination von Aufgaben in der Vereinsführung. Ferner soll er Ansprechpartner für den Vorstand und die Mitarbeiter in der Geschäftsstelle an der Söckinger Straße sein. Dafür ist ein Kontingent von 16 Stunden pro Woche vorgesehen. Nach den Vorstellungen von Kilian-Kornell soll die finanzielle Förderung vom Landkreis auf vier Jahre begrenzt sein. Ihr Ziel ist es, dass die Stelle dann komplett durch Spenden finanziert werden kann. Sollte dies nicht gelingen, soll die Stelle wieder gestrichen werden. So entstünden den Gemeinden "keine direkten Belastungen", wie die Kreisvorsitzende in ihrem Zuschussantrag erklärt, "sondern nur sehr geringe Kosten über die Kreisumlage".

Angesichts wachsender Aufgaben strebt die Vereinsführung schon länger ein professionelleres Management an: mehr Fachkräfte, bessere Erreichbarkeit, Ausweitung des Schülercoachings und eine intensivere Familienbegleitung. Was die Arbeit betrifft, war schon vor zwei Jahren von Ausmaßen wie in einem mittelständischen Unternehmen die Rede. Der 1979 gegründete Verband mit damals rund 160 Mitgliedern nannte ein Geschäftsvolumen von fast 150 000 Euro. Kreisrätin Neubauer vermutet, dass die Arbeitsbelastung in anderen Vereinen ähnlich sein könnte und warnt: "Wir machen da möglicherweise ein Tor auf."

© SZ vom 20.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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