Es gibt dieses Stück in einer Fassung für Bigband, als Rockmärchen oder auch in einer Version für Bläserquintett und Sprecher. Und so zahlreich die Bearbeitungen von Sergej Prokofjews "Peter und der Wolf" sind, so viele Interpretationen zu dem 1936 entstandenen Klassiker sind im Umlauf. Begehrt da also ein Junge gegen seine Umwelt auf? Oder ist das Ganze als Gleichnis auf die glorreiche Sowjetunion zu verstehen, die Nazi-Deutschland zurück in den Zoo bringt?
Stefan Wilkening sieht "Peter und der Wolf" erst mal als das, was es vor allem ist: als feines Märchen und als dramatische Geschichte, die ein Kind schon auch verstören kann. Er jedenfalls habe einst "ein Trauma" mit dem Stück gehabt, erzählte der Schauspieler und Sprecher aus Percha bei einer Pressekonferenz im Rathaus Starnberg, er wollte damals gar nicht so genau hinhören, wenn der böse Wolf die Ente frisst. Wilkening, Stephanie Holzapfel vom Tanzzentrum Starnberg und ein Projektorchester der Musikschule Starnberg setzen deshalb bei ihrem gemeinsamen Projekt auf Loriots Fassung, die dem Stück mit süffisanter, lockerer Sprache und kleinen Änderungen mehr Leichtigkeit gibt. Der Wolf beispielsweise darf zurück in den Wald, die Ente überlebt nicht nur in seinem Bauch, sie fährt sogar in Urlaub. Das Besondere an der Inszenierung: Die 60 Balletteleven tanzen sogar Teile des Bühnenbilds wie Gartenzaun, Wiese und Teich. Und bei den zwei Aufführungen Ende Juni in der Schlossberghalle sind 80 Mitwirkende von der Partie, vor allem Kinder und Jugendliche. Stadt, Musikschule und Tanzzentrum hoffen deshalb auf ein junges Publikum.
Das Projekt hatte sich im Herbst 2015 konkretisiert. Wie Holzapfel berichtete, habe sie sich zur Inspiration mit Schülern eine Inszenierung des Märchens am Gärtnerplatztheater angeschaut, bei der Wilkening als Erzähler mitwirkte. Und weil Prokofjew sein Stück für Kinder konzipiert habe, um ihnen Orchesterinstrumente nahezubringen, sei sie auf die Idee gekommen, dem Ballett eine fantastische und verspielte Rolle zuzuweisen. Es wird also neben dem getanzten Teich auch eine Vogelfamilie und kleine und große Jäger geben. Mit dabei sind Ballettschüler im Alter von sieben Jahren aufwärts und zwei Lehrer, viele Kostüme sind selbstentworfen und -genäht, unter anderem von Müttern. Für das Bühnenbild, das auf eine Leinwand in der Schlossberghalle projiziert wird, zeichnet Marion Adolph verantwortlich.
Die Musikschule wiederum stand vor der Entscheidung, sich entweder auf eine vereinfachte Schulorchester-Variante zu stürzen oder sich die anspruchsvolle Originalkomposition vorzunehmen, wie ihre Leiterin Cornelia Lee-Winser sagte. Die Wahl fiel auf Prokofjew im Original, und das Institut stellte ein eigenes 20-köpfiges Projektorchester mit Schülern auf die Beine, die besonders gefördert werden, mit Lehrern und befreundeten Musikern. Bei den ansonsten mit Pädagogen besetzten Bläsern spielt eine 17-jährige Schülerin mit, die junge Querflötistin übernimmt die Vogel-Passagen, die es in sich haben.
Ob aus dem Prokofjew-Projekt, das ursprünglich für die Starnberger Kulturtage Mitte Juli geplant war, aber wegen Terminproblemen vorgezogen wird, nicht eine ganze Serie von Ballettmärchen für Kinderwerden könnte? Mal sehen, sagte Annette Kienzle, die Leiterin des Kulturamts.
"Peter und der Wolf" hat am Samstag, 25. Juni, 19 Uhr, in der Schlossberghalle Starnberg Premiere. Tags darauf, 11 Uhr, gibt es eine zweite Vorstellung. Die einstündige Inszenierung mit Ballett, Orchester und Erzähler ist für Kinder ab fünf Jahren geeignet. Karten zu 12 Euro (ermäßigt acht Euro) unter 08151/772136 und 08151/90600.