Starnberg:Weißer Qualm und gewaltiger Krach

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In einem Vortrag im Museum Starnberger See erinnert der Eisenbahnfan Christoph Sening aus Pöcking an die Zeiten, als noch Dampflokomotiven durch das Fünfseenland ratterten

Von Magdalena Seidenspinner

Starnberg Schnaubend rollt der stählerne Koloss über die Schienen. Rot, grün und schwarz glänzt der Lack, dichter weißer Rauch steigt aus dem Schornstein. Im Hintergrund: das Westufer des Ammersees. Diese Zeiten sind lange vorbei. Dampflokomotiven sind heute nur noch für Sonderfahrten unterwegs, aus dem alltäglichen Leben sind sie verschwunden. Aber eben nur beinahe. Im Museum Starnberger See ist seit einigen Wochen eine Sonderausstellung zum Thema Modelleisenbahnen zu sehen, in der die Loks von damals wieder zum Leben erweckt werden.

Einer der Initiatoren der Ausstellung ist der 78-jährige Christoph Sening aus Pöcking. Der ehemalige Verwaltungsrichter beschäftigt sich seit seiner Kindheit leidenschaftlich gerne mit Dampflokomotiven und Modelleisenbahnen. Und er kennt sich aus mit der langen Tradition der Dampflokomotiven im Fünfseenland. Seit 1898 waren diese Maschinen in der Ammersee-Gegend in Betrieb, so zum Beispiel von Augsburg über Mering und Geltendorf nach Weilheim, außerdem auf der Strecke von München nach Starnberg. "Einige dieser alten Stecken wurden bis heute nicht elektrisiert", erklärt Sening. Das Verkehrsaufkommen sei irgendwann nicht mehr groß genug gewesen, was eine Elektrisierung der Strecken überflüssig gemacht habe.

Eine Dampflok in Starnberg ist immer noch eine Sensation. (Foto: Georgine Treybal)

Hin und wieder sind aber auch am Ammersee noch Dampflokomotiven zu bestaunen, hauptsächlich allerdings für Sonderfahrten. So zum Beispiel die Maschine 18201, eine von Christoph Senings absoluten Lieblingen. Als diese Lok zuletzt am Bahnhof am Starnberger See eintraf, lockte dies viele Schaulustige an. Entwickelt wurde die Maschine während des Dritten Reichs. Sie sollte für den Personenschnellverkehr zwischen Hamburg und Berlin eingesetzt werden. Später wurde die Lokomotive in der DDR umgebaut, um Personenwagen zu ziehen, die für die Sowjetunion entwickelt wurden. Dieses umgebaute Einzelstück gibt es bis heute, und der Hobbyfotograf Sening hat es geschafft, die Lok auf einer ihrer Sonderfahrten in der Nähe von Tutzing zu fotografieren. Mit einem Raddurchmesser von 3,30 Metern sei die Maschine sehr beeindruckend. "Wenn die vorbeifährt, macht das einen gewaltigen Krach", erzählt Sening. "Da werden die PS noch nach Hausmacherart hergestellt."

Seine Leidenschaft für die Fotografie hat Sening von seinem Vater geerbt. Dieser war Fotograf und hat schon früh damit begonnen, die Schwarz-Weiß-Fotografien seines Sohnes zu vergrößern. So eine Technik gebe es heute gar nicht mehr. Christoph Sening hat all diese Schmuckstücke aufgehoben. In unzähligen Fotoalben hat er sie dokumentiert und nun will er sie der Allgemeinheit zeigen.

Am Donnerstag, 9. Februar, hält Sening einen Vortrag im Rahmen der Modelleisenbahnausstellung im Museum Starnberger See. Dabei wird er sich vor allem mit Dampflokomotiven befassen, mit deren Geschichte im Fünfseenland und mit einigen der originellsten Modelle. Außerdem wird Sening seine eigenen Fotografien präsentieren und die Geschichte der Dampfloks im Fünfseenland somit wieder ein Stück zum Leben erwecken. Für ihn sind die alten Lokomotiven eine Leidenschaft. Auch er selbst hat zur Ausstellung im Museum etwas beigesteuert: Modelle von 1935 bis 1945, alles Originale aus der Vorkriegszeit.

Christoph Sening kennt sich aus damit - im Original und im Modell. (Foto: Georgine Treybal)

Die Ausstellung zu Modelleisenbahnen ist noch bis zum 5. März zu besuchen. Christoph Senings Vortrag beginnt um 20 Uhr.

© SZ vom 08.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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