StarnbergWie genau funktioniert eigentlich "WhatsApp"? Und wie verbindet man ein Handy mit einem WLAN-Router? Das sind nur einige Fragen von vielen, die Gisela Magg zu ihrem neuen Smartphone hat. Denn das ist gar nicht so einfach zu bedienen - vor allem dann nicht, wenn man in einer Zeit aufgewachsen ist, in der ein Telefon noch einen Löffelhörer und eine Drehscheibe hatte.
Die 74-Jährige nimmt an einer Schulung für den richtigen Umgang mit Handys im Starnberger Seniorentreff teil. Durchgeführt wird sie von zwei 15-jährigen Schülern aus dem Landkreis: Lucas Altmann und Florian Weis kennen sich bestens mit der neuen Handytechnik aus und geben ihr Wissen alle zwei Wochen an ältere Generationen weiter.
Seit Anfang des vergangenen Schuljahres machen die beiden Neuntklässler das nun schon. Ihre Schule, die Munich International School, empfiehlt ihren Jugendlichen, sich außerhalb des Unterrichts ehrenamtlich im sozialen Bereich zu betätigen. So beschlossen die beiden, regelmäßig Nachhilfeunterricht für Senioren in Sachen Smartphone zu geben: "Das Engagement von anderen Schülern besteht darin, einmal im Wald aufzuräumen. Aber wir wollten etwas Langfristiges machen", erklärt Florian. Durch ihre Schulungen sammeln die beiden jede Menge Erfahrung im Umgang mit Menschen; zudem wirke sich das Engagement positiv auf ihre Lebensläufe aus, meint Florian.
Und auch ihre "Schüler" sind begeistert: "Ich finde es ganz toll, dass ihr das macht", schwärmt Uschi Krenz, die sich wie Gisela Magg auf den neuesten Stand der Handytechnik bringen lässt. Florian zeigt ihr unter anderem, wie man mit einem Backup Daten sichert. Seine Erklärungen sind bespickt mit Anglizismen aus der Fachsprache, doch die Seniorin hat von einigen Begriffen zumindest schon mal gehört: "Die iCloud? Das ist doch diese Wolke da oben", weiß sie. Gisela Magg lässt sich unterdessen von Lucas erklären, wie man mit dem Smartphone ein Bild von sich selbst macht. "Die berühmten Selfies", lacht sie, "die sind jetzt auch bei mir angekommen".
Smartphones sind heutzutage so etwas wie Alleskönner: Sie sind Adressbuch, Kalender und Unterhaltungsobjekt in einem und somit für viele Menschen unersetzlich. Doch nicht jeder sieht diesen Trend positiv. Gisela Magg etwa findet, dass durch die neue Smartphone-Kultur ein hohes Maß an sozialer Interaktion verloren gehe. Anstatt miteinander zu kommunizieren, starrten viele einfach nur noch auf ihren Handybildschirm, klagt die Starnbergerin. Dennoch findet sie ihr neues Handy "hilfreich", auch wenn ihr "manche Sachen noch suspekt" sind.
Damit ist sie jedoch nicht allein - viele Senioren hätten am Anfang Probleme mit dem Herunterladen von Apps, dem handyeigenen Navigationssystem und mit der Bedeutung der vielen Symbole auf dem Bildschirm, weiß Lucas aus Erfahrung. Für die beiden Jungtechniker kein Problem: Sie kommen in der Regel mit allen technischen Fragen zurecht. "Ein iPhone ist zwar immer das Einfachste, aber selbst wenn man das Handy nicht kennt, reicht es, zwei Tasten zu drücken - und man kann es erklären", sagt Lucas. Schwierig wird es eigentlich nur, "wenn Leute kommen und nach ihrem eigenen PIN-Code fragen" - den kennen die beiden Jungs natürlich genauso wenig.
Smartphones sind also auch schon bei der älteren Generation angekommen. Oder doch nicht? Kurz vor Ende der Schulung betritt eine 85-jährige Starnbergerin den Raum. Und siehe da, sie hat tatsächlich noch ein herkömmliches Tastenhandy. Das reiche ihr vollkommen, sagt sie. "Ich finde es furchtbar, immer erreichbar zu sein, darum schalte ich mein Handy nur in Notfallsituationen ein", sagt sie. Nach einer kurzen Pause fügt sie lachend hinzu: "Und dann, wenn meine Familie sehen will, ob ich noch lebe."