Starnberg:Waldweg auf dem Prüfstand

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Der Stadtrat will nun eine zweite Expertenmeinung einholen

Von Peter Haacke, Starnberg

Ein zementierter Waldweg wird zum Politikum: Zum wiederholten Mal haben sich Starnbergs Stadträte am Donnerstag mit der knapp 400 Meter langen Schneise befasst, die im Februar auf Betreiben von Bürgermeisterin Eva John gegen den erbitterten Widerstand der Anwohner "Am Hochwald" in den Forst getrieben worden war. Der Ausschuss für Umwelt, Energie und Mobilität nahm den im Oktober vorgelegten Bericht eines Gutachters der Firma "Treeconsult" (Gauting) zur Kenntnis, der sich allerdings auf eine Zustandsbeschreibung von 65 Bäumen in unmittelbarer Nähe des Weges beschränkt. Vorläufiges Ergebnis: Die Hälfte der im Juli untersuchten Bäume sind vorgeschädigt, weitere 40 Prozent gelten als "leicht geschwächt"; nur eine einzige Buche ist "vital". Mögliche Folgeschäden für den überwiegend aus Rotbuchen bestehenden Bestand berücksichtigt der Bericht nicht. Das Gremium beschloss daher, einen zweiten Experten zu Rate zu ziehen. Doch erst 2018 soll - nach erneuter Begehung im Sommer 2017 - ein weiterer Bericht vorliegen.

Groß war die Aufregung, als im Februar Bagger "Am Hochwald" anrückten, um eine Bresche in den bis dahin nahezu unberührten Waldstreifen zu schlagen. Die Anwohner protestierten, suchten das Gespräch mit Bürgermeisterin John, behinderten die Arbeiten und sammelten Unterschriften. Genutzt hat alles nichts: Der Waldweg, über den weder Stadtrat noch städtische Ausschüsse informiert waren, blieb. Ebenso ungeklärt blieb, ob es sich bei der strittigen Verbindung zwischen Hanfelder Straße und Hofbuchet nun um einen Geh-, Radl- oder Rückeweg zur Forstbewirtschaftung handeln soll, wie hoch die Kosten dafür sind und warum der Weg überhaupt entstand. Und ebenso unklar ist, ob der verbliebene Baumbestand nachhaltig geschädigt sein könnten.

Die Anwohner jedenfalls sind überzeugt davon, dass bei den Arbeiten gravierende Fehler gemacht wurden, die erhebliche Schäden an den verbleibenden Bäumen nach sich ziehen werden. Der Waldboden sei angehoben, ausgekoffert und wieder verdichtet worden; zudem wurde der Weg mit Kies und Mineralbeton versiegelt. Die Initiative fordert daher den umgehenden Rückbau, um weitere Schäden zu vermeiden. Ein "Monitoring", wie es die Stadtverwaltung vorschlägt, um in zwei Jahren über Maßnehmen zur Schadensbehebung zu diskutieren, stelle eine Verzögerungstaktik dar: Reparaturarbeiten seien dann sinnlos, weil sie schlicht zu spät kämen.

In der Debatte plädierte Stefan Frey (CSU) dafür, schnellstmöglich einen weiteren Fachmann für "eine zweite Meinung" zu beauftragen, um die "Situation am Hochwald zu befrieden" - zumal "Treeconsult" zu den bevorzugt von der Stadt beauftragten Firmen zählt. Tim Weidner (SPD) möchte "eine Korrektur vornehmen". Klaus Rieskamp (BLS) dagegen befand: "Der Weg ist sehr schön!" Er wollte Bänke aufstellen und Licht installieren lassen, was aber keine Mehrheit fand. Franz Sengl (Grüne) indes stellte fest, dass das Monitoring "in gewisser Hinsicht ein zynischer Ansatz" sei: Bezogen auf den Weg habe das vorliegende Gutachten "eine falsche Fragestellung" gewählt.

© SZ vom 09.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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