Starnberg wählt:Auf ein Neues

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Nach mehr als einem Jahr wird am Sonntag die Stadtratswahl in Starnberg wiederholt. Dabei können sich die Kräfteverhältnisse verschieben. Die CSU tritt mit der jüngsten Liste an, während bei der WPS der Altersdurchschnitt am höchsten ist. 5000 Starnberger bevorzugen die Briefwahl.

Von Peter Haacke, Starnberg

Nie zuvor war die Auswahl größer, nie zuvor tobte der Wahlkampf heftiger: Bei der Neuwahl des Starnberger Stadtrats am Sonntag, 19. April, bewerben sich insgesamt 240 Kandidaten aus acht Parteien um 30 Mandate. Um 18 Uhr schließen die 19 Wahllokale, knapp 5000 der insgesamt 18 421 Stimmberechtigten haben ihr Votum bereits per Briefwahl abgegeben. Mit Spannung erwarten die Beteiligten das Ergebnis, das dem Stadtrat ein neues Gesicht geben und die Mehrheitsverhältnisse eventuell neu ordnen wird.

Eine anstrengende Zeit liegt hinter den Wahlkämpfern, denen allesamt klar ist, dass für die künftige Entwicklung der Kreisstadt die Mehrheitsverhältnisse in Starnbergs wichtigstem Gremium entscheidend sind. Dabei geht es nicht allein um den Bau des B-2-Tunnels, sondern auch um die Themenkomplexe "Seeanbindung", Weiterentwicklung der Gewerbegebiete oder Bildungspolitik. Den höchsten Frauenanteil unter den Top-10 haben SPD und Grüne mit jeweils fünf Kandidatinnen, eher unterrepräsentiert ist die Damenwelt bei UWG, BLS und FDP (je 2).

Begehrte Mandate: 30 Sitze hat der Starnberger Stadtrat. Am Sonntag wird das Gremium neu gewählt. (Foto: Georgine Treybal)

Doch welche Kandidaten haben eine reelle Chance auf ein Mandat? Eines ist klar: Keine der acht Parteien wird alle 30 Bewerber in den Stadtrat bringen, erfahrungsgemäß schaffen es meist nur auf den vorderen Listenplätzen aufgestellte Bewerber. Die Verteilung der 30 Sitze bei der Kommunalwahl 2014, die wegen erheblicher Unstimmigkeiten wiederholt werden muss, ergab folgendes Bild: CSU (7 Sitze), WPS (6), BMS (5), UWG (4), Grüne (3), SPD (2), FDP (2) und BLS (1).

Nach dem umstrittenen Fraktionswechsel von Klaus Rieskamp von der WPS zur BLS, der die Arbeit der städtischen Ausschüsse in der Folge nachhaltig lähmte, verschob sich zwar die Sitzverteilung, änderte aber grundsätzlich nichts an den Kräfteverhältnissen der Blöcke im Stadtrat: CSU, UWG, Grüne und SPD verfügten über 16 Stimmen; WPS, BMS, FDP und BLS brachten es auf 14. Bürgermeisterin Eva John (BMS), die nicht zur Wahl steht, ist ebenfalls stimmberechtigt im Stadtrat.

Grüne/Bündnis 90: Martina Neubauer (1963), Sozialpädagogin.

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(Foto: STA Franz X. Fuchs)

Christlich Soziale Union: Stefan Frey (1975), Regierungsdirektor.

Wählergemeinschaft pro Starnberg: Günther Picker (1944), Rechtsanwalt.

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(Foto: Georgine Treybal)

Freie Demokratische Partei: Iris Ziebart (1949), Architektin.

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(Foto: privat)

Unabhängige Wähler Gemeinschaft: Patrick Janik (1976), Rechtsanwalt.

Bürgerliste Starnberg: Walter Jann (1942), Werbekaufmann.

SPD: Tim Weidner (1966), Stellv. Landrat und Bankangestellter.

Bündnis Mitte Starnberg: Josef Pfister (1954), Handwerksmeister.

Sämtliche Gruppierungen haben für die Neuwahl auf neue Bewerberlisten gesetzt. Auffallend dabei: Berücksichtigt man lediglich die jeweiligen Top-5 der Kandidaten, denen die größten Chancen auf ein Mandat eingeräumt werden, offenbaren sich erhebliche Altersunterschiede (Stichtag für alle Angaben: 31. Dezember 2015). Es offenbart sich ein Generationen-Konflikt: Die Spitzenkandidaten der Anti-Tunnel-Allianz sind allesamt über 60 Jahre alt, die der Tunnel-Befürworter dagegen alle weit unter 60.

Die älteste Truppe schickt die WPS ins Rennen, die sich vor allem dem Kampf gegen den B-2-Tunnel verschrieben hat, ansonsten aber kaum mit konstruktiven Vorschlägen glänzt: Der Altersdurchschnitt beträgt 66,8 Jahre; allein der 50-jährige WPS-"Benjamin" Markus Mooser senkt den Schnitt. Die Top-10 der WPS bringen es zum Jahresende auf 70,66 Jahre, und mit Helmut Bomhard (Jahrgang 1930) und Hans-Jochen Diesfeld (1932) stellt die Seniorenvereinigung auf hinteren Listenplätzen auch die ältesten aller Kandidaten. Dagegen wirkt die BMS fast wie eine Jugendorganisation: Mit 49 Jahren im Schnitt (Top-10: 47,5) stellt die Gruppierung der Bürgermeisterin, deren wichtigstes Argument Eva John heißt, eines der jüngsten, aber auch unerfahrensten Teams. Gesetzter geht es bei der Bürgerliste um Walter Jann, mit 73 Jahren ältester Spitzenkandidat, zu: Mit 58,4 Jahren (Top-10: 56,5) präsentiert die BLS, die für eine ortsferne Umfahrung wirbt, die zweitälteste Riege, mit der 18-jährigen Rebecca Wahmke aber auch die jüngste Kandidatin. Erstaunlich jugendlich erscheint die FDP mit durchschnittlich 53 Jahren auf den ersten Plätzen - ein Umstand, der sich mit Blick auf die Top-10 (61,8) aber relativiert.

Nicht allein auf Verkehrsproblematik und Seeanbindung beschränken sich die jeweiligen Wahlprogramme von CSU, UWG, Grüne und SPD. Runderneuert tritt die CSU an, die mit einem Altersdurchschnitt von 45,5 Jahren (Top-10: 47,1) die jüngste Mannschaft stellt. Dazu tragen die JU-Nachwuchskräfte Christoph Picker und Maurice Hilbig bei, die gerade einmal 20 Lenze zählen. Auffallend: Die CSU hat - ebenso wie die Grünen - keinen einzigen 30er-Jahrgang auf der Liste. Die Grünen bringen es im Schnitt auf 53,2 Jahre (Top-10: 53,0), die SPD zählt 49,8 Jahre (Top-10: 56,7). Die UWG stellt mit Patrick Janik, 39, den jüngsten Spitzenkandidaten, bringt es aber auf den ersten Plätzen im Schnitt auf 53,4 Jahre (Top-10: 56,1).

Gespannt darf man am Sonntag auf die Wahlbeteiligung sein: Betrug der Anteil der Wähler 2013 bei der Bundestagswahl 78 Prozent, waren es bei der Kommunalwahl am 14. März 2014 noch 56,6 Prozent; bei der Stichwahl zwischen John (BMS) und Ludwig Jägerhuber (CSU) am 30. März sowie der Europawahl (25. Mai) waren es nur noch knapp 50 Prozent.

© SZ vom 18.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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