Starnberg:VR-Bank im Fusionsfieber

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Zwei Raiffeisenfilialen am Starnberger See und am Ammersee werden von der Bank in Starnberg übernommen. Online-Konkurrenz und wachsender bürokratischer Aufwand sind Gründe für die Zusammenschlüsse.

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Der Wettbewerbsdruck bei den Banken nicht zuletzt durch die Online-Konkurrenz wächst weiter. Zudem wird der bürokratische Aufwand immer größer. Dies spüren auch die Genossenschaftsbanken. Die Folge: Kleinere Banken schlüpfen unter das Dach der größeren Schwestern. Eine Fusionswelle hat auch die Raiffeisenbanken im Fünfseenland erfasst. So wird die VR-Bank Starnberg, Herrsching, Landsberg die beiden kleineren Raiffeisenbanken am Starnberger See und Ammersee übernehmen - so fern sich im Mai die Mitglieder der Niederlassungen zu 75 Prozent für eine Fusion mit den Starnbergern aussprechen.

Es sind dies die Raiffeisenbank Südöstlicher Starnberger See mit Sitz in Seeshaupt und die Raiba Lech-Ammersee in Dießen. Im Rahmen eines Pressegesprächs gingen die drei Vorstandsmitglieder der VR-Bank Starnberg, Vorstandschef Peter Geuß, Manfred Stagl und Thomas Vogl, auf die anstehenden Fusionen ein und stellten auch den Geschäftsbericht für das vergangene Jahr vor, das für die VR-Banker erfolgreich war.

Für die Starnberger bedeuten die neuen Partner den Einstieg in einen lukrativen Markt. "Es gibt in dieser Region mehr Gewerbeanmeldungen und die Preise für Wohnraum liegen noch im bezahlbaren Bereich", so Stagl. Deshalb sei eine Fusion auch "wirtschaftlich sinnvoll". Zudem können die Starnberger den kleineren Banken eine bessere Nutzung des Wirtschaftsraum bieten. Statt drei Millionen Euro an Krediten kann die VR-Bank bis zu 25 Millionen Euro vergeben. Geuß sprach gar von einen "homogenen Geschäftsgebiet", was heißen soll: Es gibt dort jene Betriebe und mittelständische Unternehmen, die die VR-Bank als ihr ureigenstes Klientel betrachtet. Positive Auswirkungen hat die Fusion auch für die Mitarbeiter am südöstlichen Starnberger See und Ammersee: Sie erhalten bessere Aufstiegsmöglichkeiten und die Leiter ein höheres Gehalt.

Da für viele Bankkunden das Wort Fusion eher negative Vorstellungen auslöst, sind die VR-Banker bemüht, erst gar keine schlechten Gefühle aufkommen zu lassen. "Wir bieten den Leuten mehr Service, zum Beispiel Private Banking", sagte Geuß. Ansonsten ändere sich für die Kunden nichts. Es werden weder Mitarbeiter entlassen noch Filialen geschlossen. Die beiden Raibas hätten "erfolgreich gewirtschaftet". Allerdings wachse das "Regulatorische", das mehr Arbeit bedeutet und die Mitarbeiter in Beschlag nimmt. Für die kleineren Banken sei dies eine Belastung, meinte Stagl. Je größer ein Institut, um so besser könne es diese wachsenden Anforderungen auch schultern. Klappt die Fusion, wird die VR-Bank 500 Mitarbeiter und 41 Filialen haben und ein Geschäftsvolumen von zwei Milliarden Euro. Damit gehört sie zu den zehn Größten in Bayern, so Geuß.

Dass sie schon jetzt gut aufgestellt ist, beweist die Bilanz für das vergangene Jahr. Nicht nur die Eigenkapitalquote von 21 Prozent zeigt, wie grundsolide die Genossenschaftler wirtschaften, auch der Anstieg der Mitglieder. Dümpelte vor der Finanzkrise ihre Zahl bei 14 000, ist sie im Laufe der vergangenen Jahre auf fast 20 000 angestiegen. Was Geuß und seine Leute besonders stolz macht, ist der Imagegewinn bei den Kunden. "Seit 2008 haben viele Bürger ihre Gelder zu uns geleitet." Das Ergebnis: 3,5 Milliarden Euro betrug das Kundenvolumen, das im vergangenen Jahr verwaltet wurde. Man wachse stärker als andere VR-Banken im Landkreis, sagte Pressesprecher Johann Oberhofer. Und da es dem Mittelstand gut gehe, gab es kaum Kreditausfälle, sodass die Rückstellungen heruntergefahren werden konnten. Als Jahresüberschuss wurden 3,7 Millionen Euro erwirtschaftet, ein Anstieg von vier Prozent. Die Dividende für die Mitglieder beträgt 5,55 Prozent. Trotz des Erfolgs gibt es ein großes Problem: Wie soll der Name der VR-Bank nach den Fusionen lauten? Erst mal soll sich nichts ändern. In zwei Jahren werden aber alle Mitarbeiter gefragt. Die Banker hoffen auf einen griffigen Namen.

© SZ vom 02.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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