Starnberg:Vom Winde verweht

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Beim zweiten Versuch klappt es dann: FDP-Mitglieder lassen gelbe Luftballons fliegen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Starnbergs FDP startet mit einer Luftballon-Aktion am Kirchplatz in den Wahlkampf

Von Peter Haacke, Starnberg

Ein Bild wie aus der Vergangenheit: Einträchtig stehen die Wahlkämpfer von CSU und FDP nebeneinander und machen Reklame für ihre Sache. Doch tempora mutantur, weiß der Lateiner, die Zeiten ändern sich und wir ändern uns mit ihnen. Denn bei den Stadtratsneuwahlen am 19. April gehen die einstmals auf Landesebene verbündeten Koalitionspartner in der Kreisstadt mit unterschiedlichen Zielen an den Start: Die Liberalen sehen sich in Starnberg als Teil der Umfahrungs-Allianz. Die Christsozialen dagegen sehen im Bau des B2-Tunnels die einzige Möglichkeit, Starnberg vom Verkehr zu entlasten.

Und nun standen sie am Donnerstagvormittag gegenüber dem Kirchplatz, der für Parteien derzeit Tabu-Zone ist, friedlich nebeneinander. Besondere Aufmerksamkeit aber galt der FDP, denn die hatte zu einem Ereignis eingeladen, das sie "Flashmob" nannten: Im eigentlichen Sinne ist das ein scheinbar spontaner Auflauf von Menschen auf öffentlichen Plätzen, die sich nicht persönlich kennen und ungewöhnliche Dinge tun. Die knapp 20 Liberalen, die sich bestens kannten, beschränkten ihre Wahlkampfaktion indes darauf, Luftballons fliegen zu lassen. Allerdings klappte das erst im zweiten Versuch; zum Auftakt blieben viele gelbe Gummifetzen mit Wahlwerbung im Baum hängen.

Welch tieferer Sinn sich hinter diesem politischen Spektakel verbarg, das bestenfalls als Smartmob durchgeht, blieb das Geheimnis der Liberalen. Doch immerhin hatte sich die Starnberger FDP mit Spitzenkandidatin Iris Ziebart prominente Unterstützung gesichert: Neben dem Landesvorsitzenden Albert Duin und Generalsekretär Daniel Föst befüllten die ehemalige Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Ex-Kreisvorsitzende Sigrid Friedl-Lausenmeyer rund 100 Ballons. Als neue Impulsgeberin entpuppte sich die neue FDP-Kreisvorsitzende Britta Hundesrügge, die jedoch nach dem missglückten Startversuch angesichts vorzeitig zerstörter oder im Baum hängen gebliebener Flugobjekte feststellte: "Wir machen das noch mal. Der Wind war Scheiße." Im zweiten Anlauf klappte es dann besser, eine Staffel mit 30 gelben Werbeträgern entschwand zur Freude der Anwesenden in den diesig grauen Himmel.

Wer einen Ziebart-Flyer findet, soll zurückschreiben, was er sich von der FDP wünscht. Die Stadtratskandidatin hat ihre Ziele konkret umrissen: Weltbeste Bildung für jeden, Selbstbestimmung in allen Lebenslagen, Politik, die rechnen kann, sowie ein unkomplizierter Staat. Dazu Unterstützung für Bürgermeisterin Eva John, die 2008 noch für die CSU in den Wahlkampf gezogen war. Nur ein FDPler könnte bei der Aktion eher gemischte Gefühlen haben: Landwirt Anton Wiesböck dürfte es kaum gefallen, wenn eine seiner Kühe einen der gelben Luftballons frisst.

© SZ vom 27.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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