Starnberg:Verzicht auf Gleisverlegung

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Will mit den früheren Bahnchefs gesprochen haben: Maximilian Ardelt, der Vorsitzende des Vereins "Schöner zum See". Angeblich hat die Bahn ihre Pläne zur Gleisverlegung aufgegeben. (Foto: Georgine Treybal)

Maximilian Ardelt vom Verein "Schöner am See" will von der Bahn erfahren haben, dass sie kein Interesse mehr hat.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Die Stadt Starnberg und die Bahn sollten die Verträge im gegenseitigen Einvernehmen beenden und stattdessen gemeinsam ein neues Planungskonzept zur Seeanbindung erarbeiten. Dies ist nach Ansicht des Vereins "Schöner zum See" die bestmögliche Lösung, um das Projekt in absehbarer Zeit vielleicht doch noch umsetzen zu können. Wie der Vorsitzende Maximilian Ardelt in der Mitgliederversammlung erklärte, hat die Bahn kein Interesse mehr an einer Gleisverlegung. Durch diesen Paradigmenwechsel werde den Bahnverträgen die Grundlage entzogen. Der Vertrag läuft Ende 2017 aus.

Im vergangenen Jahr hatte der Stadtrat entschieden, dass die in einem Gutachten eruierten Kosten für die Seeanbindung von 115 Millionen Euro für die Kreisstadt nicht zu finanzieren sei. Dadurch sei das Projekt offiziell beendet worden. Denn in dem 30 Jahre alten Vertragswerk sei der Hauptpunkt die Verlegung der Gleise gewesen. Wie Ardelt erläuterte, war damals eine schnellere Zugverbindung das Ziel der Bahn. Nach den jüngsten Berechnungen könnten mit der Gleisverlegung aber lediglich 16 Sekunden eingespart werden. Und dies kommt nach Angaben des Vereinschefs auch nur für vier Züge pro Woche in Frage, die durch Starnberg durchfahren. Sein Fazit: "Das Projekt ist nicht finanzierbar und wird auch von der Bahn nicht unterstützt."

Dennoch würden UWG, CSU, SPD und Grüne "entgegen aller Vernunft" an dem längst überholten Projekt festhalten wollen. Der Kritik, dass bis heute noch nicht geprüft worden ist, welche rechtlichen Folgen bei einem Auslaufen der Verträge auf die Stadt zukommen könnten, schließt sich der Verein an. Ardelt gab sich aber davon überzeugt, dass schon in wenigen Wochen ein Ergebnis der Prüfung vorliegen wird. Anschließend könnten Bahn und Stadt gemeinsam ihre gegenseitigen Ansprüche klären und eine attraktive Neugestaltung erarbeiten.

Auf die Frage der ehemaligen CSU-Stadträtin Hannelore Hartmann, woher die Info komme, dass die Bahn keinen Bedarf an einer Gleisverlegung mehr habe, antwortete Ardelt zuerst ausweichend. Nachdem Hartmann hartnäckig blieb, erklärte er, dass er vertrauliche Gespräche mit dem früheren Bahnchef Grube sowie dem zuständigen Vertreter der Netz AG geführt habe. Leider seien unterdessen beide Ansprechpartner ausgeschieden. Der Verein will aber dennoch den Kontakt halten und bei der Stadt Druck machen, dass sie möglichst schnell mit der Bahn die Gespräche aufnimmt.

Nach den Vorstellungen des Vereins sollte nicht nur über eine Beendigung des Vertrags verhandelt werden; die Stadt sollte vielmehr auch alle Grundstücke erwerben, die für die Bahn nicht betriebsnotwendig sind. Neben der Verschönerung der Seepromenade und des Bahnhofsumfeldes sollten Barrierefreiheit, Überdachung der Bahnsteige und die Verbreiterung der Unterführungen im neuen Planungskonzept enthalten sein.

Wie Diskussion zeigte, sind sich die Mitglieder nicht alle einig. Von den 477 Mitgliedern waren gerade mal rund 20 erschienen. Weil die laut Satzung erforderlichen 10 Prozent nicht erreicht wurden, musste die Versammlung geschlossen und neu eröffnet werden. Bei den turnusmäßigen Neuwahlen gab es ebenfalls Irritationen. Ein Mitglied, das zuvor harsche Kritik an Ardelt geübt hatte, schlug Stadträtin Angelika Kammerl von den Parteifreien als Gegenkandidatin vor. Sie bekam jedoch nur eine Stimme. Aus formalen Gründen musste die Wahl anschließend wiederholt werden. Einstimmig wurden Maximilian Ardelt als Vorsitzender, Günther Krawitz als Stellvertreter und Marion Eisenberger als Schriftführerin in ihren Ämtern bestätigt. Schatzmeister Georg Stahl trat aus privaten Gründen nicht mehr an. Zu seinem Nachfolger wurde Thomas Ammerschläger gewählt.

© SZ vom 31.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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