Starnberg:Teurer Brandschutz

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Kostspielige Fluchttreppen hat man wegen der geänderten Brandschutzvorgaben am katholischen Pfarrzentrum St. Maria in Starnberg anbringen müssen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Sanierungskosten für das Pfarrzentrum St. Maria steigen um 74 Prozent auf 435 000 Euro. Davon übernimmt die Stadt 40 Prozent. Sie beteiligt sich auch an Kindergarten- und Kirchenrenovierungen

Von Peter Haacke, Starnberg

Einrichtungen und Liegenschaften der Katholischen Pfarreiengemeinschaft werden in Zeiten knapper Kassen für die Kreisstadt zu einer zunehmend kostspieligeren Angelegenheit. Jüngstes Beispiel: Das Pfarrzentrum St. Maria an der Mühlbergstraße. 2016 hatte der Stadtrat beschlossen, sich an den kalkulierten Gesamtkosten für eine dringend erforderliche Brandschutzsanierung in Höhe von einer Viertelmillion Euro mit maximal 90 000 Euro zu beteiligen. Das vielfältig genutzte Haus ist mit Beginn der Bauarbeiten im Sommer 2016 seither nur noch eingeschränkt nutzbar. Im Februar stellte sich jedoch heraus, dass die 250 000 Euro für den Umbau des Pfarrzentrums nicht ausreichen. Grund: Bei Aufstellung des Brandschutzkonzeptes hat der Architekt das Dachgeschoss des Pfarrzentrums offensichtlich völlig außer Acht gelassen.

Der Planungsfehler hat erhebliche finanzielle Auswirkungen. Die Gesamtkosten zur Sanierung des Pfarrzentrums betragen laut Gutachter nunmehr 435 000 statt der ursprünglich veranschlagten 250 000 Euro, erklärte Bürgermeisterin Eva John am Montag im Haupt- und Finanzausschuss - eine Steigerung um 74 Prozent. Die Pfarreiengemeinschaft erbat in einem Schreiben an die Stadtverwaltung daher eine Erhöhung des städtischen Zuschusses um weitere 84 000 auf 174 000 Euro, was 40 Prozent der Gesamtkosten entspricht.

Im Gremium entwickelte sich daraufhin eine kontroverse Debatte. Winfried Wobbe (UWG) würdigte zwar die "tolle Arbeit" der Pfarrgemeinschaft und der Kolpingsfamilie. Er monierte aber, dass der Umbau schon im Februar - ohne Dachgeschoss - mit 300 000 Euro ohnehin zu teuer geraten sei. Er plädierte für eine Zuschussbegrenzung auf ein Drittel der Gesamtkosten - also 145 000 Euro - um keinen Präzedenzfall zu schaffen. Als "Herkules-Aufgabe" bezeichnete Markus Mooser (WPS) den Umbau. Er bezweifelte jedoch die Notwendigkeit teurer Brandschutzfenster im Dachgeschoss, zumal diese bei Abendveranstaltungen ohnehin "wirkungslos" seien und plädierte für eine pragmatische Alternative: Die bestehenden Dachfenster mit Gipskartonplatten schließen. Zudem stellte er die Kompetenz des Architekten in Frage. Grundsätzlich kritisierte Franz Sengl (Grüne) die Unterstützung: Er erkannte keinen Sinn darin, "dass man eine der reichsten Institutionen des Landes" auch noch finanziell unterstützt. Die Katholische Kirche sei eine milliardenschwere Organisation, "die so reich ist, dass sie kaum noch laufen kann".

Die Sanierung des Pfarrzentrums St. Maria war nach Überprüfung der Brandschutzauflagen im Jahr 2015 notwendig geworden. Seither waren Teile des 1985 errichteten Gebäudes nur noch eingeschränkt für die Öffentlichkeit nutzbar, darunter auch der Saal für kulturelle Veranstaltungen. Kirchenpfleger Richard Leopold betonte, dass bei Eröffnung des Hauses vor mehr als 30 Jahren "ein paar Feuerlöscher und Hinweisschilder" ausreichend gewesen seien. Mittlerweile wurden Außentreppen, Schutztüren, Verglasung und Fassaden nachgerüstet sowie brennbare Materialien entfernt. Schon Anfang August könne das Pfarrzentrum wieder vollumfänglich genutzt werden, erklärte der Kirchenpfleger. Die Kostensteigerung habe er aber nicht zu verantworten; das Pfarramt sei beim Umbau vielmehr stets von Architekten und Gutachtern abhängig. "Mir wäre es auch lieber gewesen", sagte Leopold, "wenn wir von Anfang an alle Kosten auf dem Tisch gehabt hätten".

Dies sah eine knappe Mehrheit im Ausschuss ebenso. Mit 7:6-Stimmenmehrheit von CSU, FDP, BMS und WPS befürwortete das Gremium den Zuschuss in Höhe von 174 000 Euro. Zuvor wird noch geklärt, ob es sich bei den angegebenen Summen um Brutto- oder Nettobeträge handelt.

Doch damit nicht genug: Die Stadt wird sich neben dem Defizitausgleich für den katholischen Kindergarten (50 000 Euro) auch an der Sanierung von Gotteshäusern beteiligen. St. Ulrich (Söcking) wurde unlängst mit 40 Prozent der Baukosten unterstützt, Kummer bereitet aber weiterhin die Friedhofsmauer. Bei St. Maria (Starnberg) müssen an den Vordächern der Eingangsportale Dachrinnen angebracht werden. Und in Hanfeld steht für St. Michael - eine der ältesten ursprünglich erhaltenen Kirchen - nach gut 30 Jahren die nächste Renovierung an: Die Fassade blättert ab, technische Anlagen (Elektro- und Starkstromanlage, Blitzschutz) müssen ersetzt werden, der Dachstuhl ist sanierungsbedürftig, es gibt statische Probleme an der Verbindung zwischen Turm und Langhaus, und auch hier muss die Friedhofsmauer ausgebessert werden - macht 340 000 Euro. Die Stadt gewährt hierzu einen Zuschuss in Höhe von 109 550 Euro.

© SZ vom 15.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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