Starnberg:Talent und Temperament

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Der elfjährige Jonah Petrahn gehörte zu den Jüngsten, die beim Abschlusskonzert der Meisterklassen der Starnberger Musiktage das Publikum begeisterten (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Klarinettistin Anne-Maj Hammer gewinnt den Publikumspreis der 15. Starnberger Musiktage. Aber auch die übrigen jungen Musiker versetzen das Publikum beim Finale in Staunen

Von Reinhard Palmer, Starnberg

Das Votum des Auditoriums in der Schlossberghalle ist eindeutig. Mit dem Publikumspreis habe sie gar nicht gerechnet, sagte etwas verdutzt die 23-jährige Klarinettistin Anne-Maj Hammer, nachdem sie erst einmal im Gebäude gesucht werden musste. Die Auszeichnung hatte die Stiftung "Friends of Rudens Turku" zur Verfügung gestellt: Bewerben durften sich ausgewählte Musiker der Meisterklassen der 15. Starnberger Musiktage im Alter von acht bis 33 Jahren. Die Gunst des Publikums mussten sie im Konzert "Schlussakkord" erringen - von Ayumi Janke und Grigor Asmaryan am Flügel einfühlsam begleitet. Neben den zwei Violindozenten, dem künstlerischen Leiter der Musiktage Rudens Turku und dessen Vater Fagu, schickten auch Stephanie Winker (Flöte), Johannes Gmeinder (Klarinette), Franz Halász (Gitarre) und Ayumi Janke (Klavier) ihre Schüler ins Rennen.

Hammer hatte mit der Fantasie brillante des italienischen Klarinettenvirtuosen Luigi Bassi über Themen aus "Rigoletto" ein Werk an der Hand, das ihr nicht nur Gelegenheit bot, technisches Können zu demonstrieren. Sie bewies weit darüber hinaus auch reife Musikalität und ein hohes Maß an Einfühlsamkeit. Vor allem aber überzeugte Hammers Hingabe, mit der sie einen dichten Spannungsbogen übers ganze Werk zu ziehen vermochte. Fesselnde Erzählung, berührendes Arioso, dramatisch aufgeladene Zäsuren und nicht zuletzt sympathische Bühnenpräsenz machten ihren Auftritt perfekt.

Doch sie hatte kein leichtes Spiel - auch andere ließen beim "Schlussakkord" staunen. Die 17-jährige Fabiola Tedesco etwa überzeugte in Tschaikowskys Valse-Scherzo ienerin mit violinistischer Brillanz, interpretatorischer Sicherheit und intensiver Spannungsarbeit. Nicht minder virtuos, doch eher leidenschaftlich-melancholisch präsentierte sich Esther Frey (14) mit Wieniawskis Kopfsatz aus dem Violinkonzert d-Moll op. 22. Rudens Turku gab auch den jüngsten Teilnehmern eine Chance: Arun Schwinge (8) schmetterte temperamentvoll Brahms' Ungarischen Tanz Nr. 2, Andrea Cicalese (9) punktete mit einem Kontrastprogramm aus Bravour und wehmütiger Zartheit im Kopfsatz der Symphonie Espagnole von Eduard Lalo, während Jonah Petrahn (11) erstaunliche Musikalität und Ausdrucksfinessen vorlegte. Mit ihren 12 Jahren zeigte die Pianistin Norina Hirschi mit der "Suite de danzas criollas" op. 15 vom Argentinier Alberto Ginastera impressionistischen Farbenreichtum, Kraft und Temperament.

An der Klarinette bewiesen neben Hammer auch Elias Zuckschwerdt (26) und Clarissa Schmidt (17) feinsinnige Emotionalität. Frisch und farbenprächtig musizierten die Flötisten: Ronja Macholdt (15) bezauberte mit pfiffiger Leichtigkeit, Tina Kim (28) spannte einen überzeugenden emotionalen Bogen. Akustisch benachteiligt waren die Gitarristen zu einer Gratwanderung zwischen Schönklang und Lautstärke gezwungen. Josias Gustavo Müller (24) entschied sich mit einem Sonaten-Largo von Bach für die einfühlsame, plastische Formung. Chris Trueman (33) breitete in "Un sueño en la Floresta" des Paraguayers Agustín Barrios ein weites Ausdrucksspektrum aus.

Hatten die Junggeiger des Ensembles "Concerto Faguensis" das Konzert eröffnet, so setzte ein beachtliches Kammerorchester der Starnberger Musiktage unter der Leitung von Joachim Trieb mit Griegs "Aus Holbergs Zeit" einen fulminanten Schlusspunkt.

© SZ vom 14.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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