Nach Havarie am Steg in Ambach:"Starnberg" im Reparaturdock

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Die Wasserschutzpolizei geht davon aus, dass ein Fehler im elektronischen Steuerungssystem des Katamarans für den Unfall verantwortlich ist. Gegen den Kapitän wird nicht ermittelt

Von Christian Deussing, Starnberg

Ein technischer Defekt im elektronischen Steuerungssystem hat dazu geführt, dass die MS Starnberg am vergangenen Freitag die Holzpoller beim Ambacher Steg gerammt hat. Davon geht die Starnberger Wasserschutzpolizei aus. Die 242 Passagiere kamen mit dem Schrecken davon, ebenso der 53-jährige Kapitän, der sich nach dem Vorfall noch ein wenig ausruhen darf. Der erfahrene Schiffsführer, der die MS Starnberg seit drei Jahren steuert, wird in Kürze wegen des missglückten Anlegemanövers von der Polizei befragt. Gegen den Mann werde aber nicht ermittelt, weil bei dem Unglück niemand verletzt worden sei, sagte am Montag Gerold Sturm von der Wasserschutzpolizei der SZ. Zudem sei nur ein "interner Schaden" entstanden.

Noch ist ungewiss, ob das Flaggschiff an diesem Mittwoch wieder auf dem See eingesetzt werden kann. Der 430 Tonnen schwere und 57 Meter lange Dampfer liegt derzeit in der Starnberger Werft. Zunächst müssen Techniker von der Lux-Werft aus Niederkassel am Rhein und die Firma, die das Antriebssystem hergestellt hat, den genauen Fehler in der Elektronik finden. Die entsprechenden Bauteile und Schalter waren jedoch erst im vorigen Jahr erneuert worden. Zudem muss die hässliche Delle behoben und die ramponierte Neptun-Figur am Bug repariert werden.

Es gebe jedenfalls "kein Versagen des Personals, aber das System hat den Kapitän kurzzeitig im Stich gelassen", betont Michael Grießer, Geschäftsführer der Bayerischen Seenschifffahrt. Nach seinen Angaben hat der Kapitän zunächst wie üblich vom Backbord-Außenstand aus in Ambach anlegen wollen, was nicht funktioniert habe. Dann habe der Schiffsführer noch versucht, am Hauptstand den Katamaran zu manövrieren, berichtet der Chef der Seenschifffahrt. Vor dem Ablegen habe der Kapitän dann noch alle Systeme überprüft, die wieder funktioniert hätten. Auch die Tests auf der Linien-Weiterfahrt am Freitag verliefen erfolgreich, versichert Betriebsleiter Ralph Schlemmert, der allerdings den Fahrplan wegen der Karambolage umstellen musste. Lediglich eine Tanzfahrt am Freitagabend ließ er auf der MS Starnberg noch zu - hierbei war auch nur ein Anlegemanöver des Prunkschiffes notwendig.

Allerdings hat der Ausflugsdampfer, auf dem bis zu 800 Passagiere mitfahren können, schon einmal Schlagzeilen gemacht: Kurz nach der Jungfernfahrt vor elf Jahren gab es vor Berg offenkundig Probleme mit der neuen elektronischen Steuerung. Einige Passagiere wurden bei der Havarie leicht verletzt. Vor drei Jahren krachte die neue Seeshaupt mit dem Heck beim Wenden gegen den vollbesetzten Restaurantsteg am Undosa. Von der Lux-Werft stammt auch die Herrsching, die auf dem Ammersee unterwegs ist. Der Raddampfer war nach einer Havarie vor 13 Jahren bei einer Testfahrt wegen einer neu eingestellten Umsteuerung abermals gegen einen Steg gekracht.

© SZ vom 09.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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