Nach einer langen Winterpause ist es auf den bayerischen Seen nun wieder vorbei mit der Ruhe: Tausende Segler freuen sich auf die neue Saison mit Sonne und Wind; in Vereinen und Werften rund um Ammersee und Starnberger See herrscht dieser Tage Hochbetrieb. Motorboote, Schiffe und Yachten werden wieder zu Wasser gelassen, voller Vorfreude widmen sich die Eigner ihrem liebsten Hobby. Und auch die sportlich ambitionierten Segler der unterschiedlichsten Bootsklassen werden dieses Jahr wieder auf ihre Kosten kommen: Der aktuelle Regattakalender des Bayerischen Segler-Verbands (BSV) weist insgesamt 460 Termine von April bis Ende Oktober aus.
Mehr als ein Drittel der Wettfahrten in Bayern findet - wie in den Vorjahren - auf den Revieren des Fünfseenlandes statt, das mit insgesamt 178 Regatten wieder einmal seinen Ruf als aktivste Segelregion im Freistaat unter Beweis stellt. Die meisten Regatten gehen auf dem Starnberger See (91) über die Bühne, dahinter folgen Ammersee (65), Wörthsee (11) und Pilsensee (2). Einzig der Weßlinger See ist definitiv zu klein, um als Segelrevier gelten zu gelten. Rund 70 verschiedene Bootsklassen und Typen listet die Übersicht des BSV auf, hinzu kommen die Stehsegler - sprich Surfer -, die aber auf den heimischen Gewässern eindeutig in der Minderzahl sind.
Gleich zum Saisonstart gibt es beim Deutschen Touring Yacht Club (DTYC) Tutzing einen sportlichen Leckerbissen der Extra-Klasse: Die Auftaktveranstaltung zur 1. Bundesliga (insgesamt 7 Regatten) und 2. Bundesliga (5 Regatten) mit jeweils 18 Teilnehmern findet vom 1. bis 3. Mai auf dem Starnberger See statt. Das hat freilich seinen guten Grund: In der 1. Bundesliga sind mit dem DTYC Tutzing und Aufsteiger Münchner YC gleich zwei heimische Clubs vertreten, die auf identischen Booten des Typs J70 segeln; in der 2. Bundesliga - hier ist der Bayerische YC nach seinem Abstieg im Vorjahr vertreten - sind Bavaria B/one am Start.
Auch als Austragungsstätte internationaler und nationaler Titelkämpfe sind die großen heimischen Seen immer wieder angesagte Reviere: So richtet der YC Seeshaupt (26. bis 30. Mai) die Internationale Deutsche Meisterschaft der Kielzugvogel-Klasse aus, der Münchner YC (24. bis 28. Juni) ist Gastgeber der Drachen-Flotte, die ebenfalls auf dem Starnberger See um die Internationale Deutsche Meisterschaft segelt. Dritter im Bunde ist der Herrschinger SC (22. bis 28. August) am Ammersee mit der Internationalen Meisterschaft für die Dyas-Klasse.
Die beliebtesten Bootsklassen auf heimischen Revieren sind weiterhin die Drachen, für die es 13 Regatten gibt, die H-Boote (11) und natürlich die Optimisten (13), die ultimative Einsteiger-Klasse für Kinder. Wachsender Beliebtheit erfreuen sich die Yardstick-Regatten: Bei diesen Wettfahrten segeln die unterschiedlichsten Bootstypen - darunter wahre Exoten oder Revier-Klassen, aber auch historische Schiffe - gegeneinander. Weil aber jedes Boot unterschiedliche Eigenschaften hat, die sich entscheidend auch auf die Geschwindigkeit auswirken, werden die Boote in unterschiedlichen Klassen zusammengefasst und mit individuellem Multiplikationsfaktor versehen. So muss das erste Boot im Ziel nicht zwangsläufig auch die Regatta gewinnen. Yardstickregatten - allein 15 finden 2015 auf dem Starnberger See statt - sind oft genug auch Bestandteil der "Seemeisterschaft". Die einst glanzvolle "Münchner Woche" für traditionelle Holzboote hat dagegen an Bedeutung verloren, die einstige Veranstalter-Gemeinschaft geht getrennte Wege.
Ein Klassiker für den Nachwuchs ist die Bayerische Jugendmeisterschaft, die traditionell am Starnberger See in den Sommerferien (30. August bis 2. September) in den Klassen Laser 4.7 und Radial, 420er, Opti A und 29er ausgetragen wird. Lokale Ausrichter sind Bayerischer YC, Münchner YC und SC Würmsee. Die fleißigsten Ausrichter sind der Augsburger SC (16 Regatten), Bayerischer YC (14), DTYC Tutzing 12), Münchner YC (11), MRSV "Bayern" und YC Seeshaupt (je 9). Die ersten Regatten des Jahres haben zum Saisonauftakt bereits vergangene Woche stattgefunden. Das Geschehen an diesem Wochenende konzentriert sich auf den Ammersee: Bei der "Skiffmania" des Dießener SC starten die "fliegenden Motten" - also moderne Klassen wie Int. 14, 49er, Int. Moth und Musto Skiff. Und beim Augsburger SC wird um den "Frühlingpreis der Drachen" gesegelt.