Starnberg:Schondorf hält an Brunnenprojekt in Kolumbien fest

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Schondorfer Klimaschutz in Kolumbien: Techniker der Feldafinger Firma SHP installieren eine Flussturbine zur umweltfreundlichen Stromerzeugung. (Foto: Windhausen/oh)

Gemeinderäte kritisieren aber mangelnde Information über Korruptionsvorwürfe gegen südamerikanischen Partner

Von Armin Greune

Schondorf - Nachdem die Korruptionsvorwürfe gegen den Bürgermeister von Puerto Leguízamo publik geworden sind, hat der Gemeinderat am Mittwoch abermals intensiv über die Partnerschaft mit der kolumbianischen Kommune beraten. Mit elf zu vier Stimmen wurde beschlossen, die Projekte fortzusetzen und für den Brunnenbau dort finanzielle Mittel zu verwalten. Kritik wurde laut, weil bei der ersten Abstimmung am 14. Dezember die Schondorfer Gemeinderäte nicht über die Aufsehen erregenden Vorfälle in Kolumbien informiert waren.

Dabei war Klimapartnerschaft-Koordinatorin Stefanie Windhausen (Grüne) gerade erst aus Leguízamo zurückgekehrt und hatte dort von der Verhaftung des wichtigsten Gesprächspartners erfahren. Nach wie vor verdächtigt die kolumbianische Staatsanwaltschaft Juan Carlos Paya gegen Bestechungsgeld den illegalen Goldabbau mit Großbaggern zugelassen und so eine massive Verseuchung der Flüsse mit Quecksilber in Kauf genommen zu haben. Wie Windhausen jetzt berichtete, sitze Paya noch in Haft, während neun Mitangeklagte entlassen wurden. Der Bürgermeister habe ihr gegenüber geäußert, er habe nur ein Dekret erlassen, um 50 indigenen Familien den traditionellen, legalen Goldabbau ohne Maschinen zu gestatten. Das umweltschonend gewonnene Gold sollte eine Art Ökosiegel erhalten, sagte Windhausen.

Reiner Jünger (CSU) fühlte sich übergangen, weil er erst aus der Zeitung von der Affäre erfahren habe. Er fragte auch nach, welche Rolle Klaus Hecht im Rahmen der Klimapartnerschaft spiele. Der Geograf hatte das Projekt initiiert und erhebt nun schwere Vorwürfe gegen Schondorf. Im Gespräch mit der SZ drohte Hecht als Vertreter der kolumbianischen Firma Corporación Solano gar mit rechtlichen Schritten.

Denen steht Bürgermeister Alexander Herrmann allerdings gelassen gegenüber: "Wir haben niemals einen Vertrag mit Solano unterschrieben", sagte er im Gemeinderat. Man habe nur ein Angebot zur Wartung der Elektroboot-"Tankstelle" in Leguízamo angefordert. Dies habe sich aber als zu teuer erwiesen und wurde abgelehnt, "weil wir Herrn Hecht nicht mehr vertrauen" und der zu Solano keine verlässlichen Daten vorlegen konnte.

Nach enthusiastischem Beginn des Projekts habe Hecht "sehr eigene Ziele verfolgt", sich weniger als Berater sondern als Entscheider geriert und sei "sehr vehement und unverschämt geworden". Ähnliche Erfahrungen hätten auch andere deutsche Kommunen gemacht. Aus vier der fünf von Hecht angeregten Klimapartnerschaften wurde er inzwischen ausgeschlossen, bestätigt Klaus Reuter, Geschäftsführer der LAG 21, die mit dem BMZ-Entwicklungshilfeministerium die insgesamt 50 Partnerschaften begleitet.

Wie Herrmann ausführte, sei das erste Vorhaben mit Minikraftwerk und Elektroboot in Leguízamo ein "Hecht-Projekt" mit viel Importware aus Deutschland gewesen. Daraus habe man gelernt und verzichte nun beim Brunnenbau auf derart aufwendigen Technologietransfer. Windhausen sicherte dem Gemeinderat zu, einen schriftlichen Bericht zur Klimapartnerschaft vorzulegen und künftig aktuell über die Ereignisse in Leguízamo zu informieren. Außerdem soll auf Anregung Jüngers das BMZ befragt werden, ob Schondorf ein Haftungsrisiko für die kolumbianischen Partner eingeht, die zehn Prozent der Projektkosten tragen. Den Rest zahlt das BMZ, Schondorf selbst ist finanziell nicht beteiligt.

© SZ vom 13.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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