Starnberg:Schnell und erschwinglich

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Hier will die Stadt Starnberg ein Wohngebiet einrichten, bei dem bevorzugt Einheimische zum Zug kommen sollen. (Foto: Georgine Treybal)

Das Einheimischenmodell am Wiesengrund nimmt im Stadtrat die erste Hürde. Die Häuser werden frühestens 2019 stehen

Von Peter Haacke, Starnberg

Das Starnberger Einheimischenmodell "Am Wiesengrund" hat die nächste Hürde genommen. Einhellig bestätigte der Stadtrat am Montag die Entscheidung des Preisgerichts, das den Wettbewerbsentwurf von AKFU Architekten (München) als Grundlage für weitere Planungen empfohlen hatte. Weiterhin unbeantwortet blieben dagegen wichtige Aspekte aus Sicht der Interessenten, etwa die Kostenfrage für ein Eigenheim oder die Berücksichtigung der Bewerbungen im Vergabeverfahren für die Grundstücke. Zudem korrigierte sich Bürgermeisterin Eva John im Hinblick auf einen möglichen Baubeginn: Vor 2019 ist kaum damit zu rechnen, dass auf dem 3,5 Hektar großen Areal an der Gemeindegrenze zu Pöcking neue Häuser entstehen. Geplant sind 86 Wohneinheiten im Geschosswohnungsbau und 49 Einheiten in Reihenhäusern. Weitgehend Einigkeit bestand im Gremium in der Auffassung, dass der Erfolg des Starnberger Einheimischen-Modells vor allem abhängig ist von der Preisgestaltung.

Die meisten Stadträte hatten vor Sitzungsbeginn die Gelegenheit genutzt, sich von der Jury-Vorsitzenden Professor Karin Schmid (Hochschule für angewandte Wissenschaften, München) über Vor- und Nachteile der insgesamt 13 Wettbewerbs-Entwürfe zu informieren. Stadtbaumeister Stefan Weinl betonte die zentralen Aspekte des Siegerentwurfs mit seiner "robusten Struktur", der sowohl Flexibilität als auch ein "hohes Maß an Aufenthaltsqualität" bietet. In der nächsten Phase soll das Modell überarbeitet und angepasst werden. Als problematisch gelten die Versickerungsfähigkeit der Oberfläche sowie die vorgesehene Erschließung und Anbindung an das bestehende Straßennetz.

Zum Auftakt der Debatte monierte Gerd Weger (CSU) eine Aussage von Bürgermeisterin John vom November, die als Ziel einen Baubeginn im Jahr 2018 genannt hatte. "Es dauert mit Sicherheit länger", sagte er, "da sollte man etwas fairer sein". John wecke Erwartungen, die nicht erfüllbar seien. Weger: "Manche meinen, sie müssten schon die Koffer packen." John entgegnete wortreich, dass man voraussichtlich Anfang 2018 über den Bebauungsplan und dann über die Erschließung reden werde.

Breiten Raum nahm die Frage nach den Grundstücks- und Baukosten ein. Welche Quadratmeterpreise kann man den einheimischen Bewerbern zumuten? Wer zahlt für die Erschließung? Wie groß werden die Wohnungen? Und ist für die Stadt tatsächlich ein Gewinn aus der Veräußerung der Grundstücke machbar, wenn doch insbesondere mittlere und kleine Einkommensgruppen gefördert werden sollen? Stefan Frey (CSU) mahnte, darauf zu achten, den Wohnraum "erschwinglich zu bauen". Derzeit hätten sich die Preise für ein Haus mit 150 Quadratmeter Fläche in Starnberg auf 700 000 Euro eingependelt. Einsparpotenzial ergibt sich unter anderem durch den Wegfall von Tiefgaragen oder Unterhaltskosten für Grünanlagen. Auf Nachfrage bestätigte John, dass es bislang noch keine konkreten Vorstellungen zu Preisen oder Grundstücksgrößen gibt.

Aus den Reihen der Stadträte gab es unterschiedlichste Anregungen. So vermisste Angelika Wahmke (BLS) eine Gemeinschaftseinrichtung und einen weiteren Spielplatz. Weitere Themen waren die Verschattung der Reihenhäuser, Flachdächer, Feuerwehr- und Rettungszufahrten oder der Bau einer Ringstraße. Patrick Janik (UWG) betonte, auch im sozial geförderten Geschosswohnungsbau müsse es eine Möglichkeit zum Erwerb geben. Winfried Wobbe erinnerte daran, dass beim letzten Einheimischen-Modell die Hälfte der Interessenten nach Bekanntgabe der Preise abgesprungen war. John weigerte sich aber, hinsichtlich der Kosten "irgendwelche Luftnummern in den Raum zu werfen". Auf Antrag von Otto Gaßner (UWG) stimmte das Gremium aufgrund der Erfahrungen mit dem Wasserpark nur dem ersten Teil der Auftragsvergabe an Architekten und Planer zu. Zudem soll die Verwaltung die voraussichtlich notwendigen Folgekosten des Projekts auflisten, die im Haushalt 2018 auftauchen.

© SZ vom 20.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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