Starnberg:Russische Gäste bleiben aus

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Die politischen Spannungen wirken sich auch auf den Tourismus im Landkreis aus

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Das vergangene Jahr ist für den Starnberger Tourismusverband "Fünf-Seen-Land" nicht gerade ein Rekordjahr gewesen. Bei den Übernachtungen gab es ein leichtes Minus, bei den Ankünften schrieben die Hoteliers und Zimmervermieter insgesamt ein leichtes Plus. Schlecht lief es vor allem am Ammersee; die Marktgemeinde Dießen verzeichnete einen Rückgang von fünf beziehungsweise von acht Prozent. In der Verbandsversammlung in der Schlossberghalle gab Tourismus-Geschäftsführer Klaus Götzl die Zahlen für 2014 am Dienstag bekannt. Dabei zeigte sich, dass das Fünfseenland und die Region um den Ammersee nicht nur bei den Deutschen beliebt ist, die Region steht auch bei den Schweizern hoch im Kurs. Über ein Plus von 6,5 Prozent konnte sich Götzl freuen; auch die Österreicher und die Engländer kommen gern zum Starnberger See und schauen sich die Sehenswürdigkeiten an.

Von einem Klischee müssen sich die Tourismus-Manager allerdings verabschieden: Holländer sind nicht nur mit dem Wohnwagen auf Zeltplätzen vorzufinden, sie sind auch als normale Touristen unterwegs. Das beweist die Statistik: Die Zahl der Übernachtungen von Gästen aus den Niederlanden stieg um satte 16,1 Prozent. Das ist das stärkste Plus bei allen ausländischen Besuchern. Was die Holländer nach Starnberg, Herrsching oder Dießen fahren lässt, ist aus den Zahlen allerdings nicht herauszulesen.

Dass der Starnberger Tourismus auch von der politischen Großwetterlage abhängig ist, ist deutlich am Rückgang der russischen Gäste abzulesen. Ein dickes Minus von 25 Prozent mussten die Hoteliers wegen der EU-Handelsbeschränkungen und der teilweise eingefrorenen Auslandskonten verkraften. Wie Götzl berichtete, hat es die Region Garmisch-Partenkirchen noch schlimmer erwischt: 33 Prozent weniger Übernachtungen von Russen. Dazu muss man wissen, dass die Gemeinde an der Zugspitze ein "Hotspot" bei russischen Gästen war; in den Geschäften gab es Russisch sprechendes Personal und entsprechende Hinweise in den Schaufernstern. Der Boom ist fürs erste vorbei.

Interessant sind immer wieder die Zahlen, wie viel Geld die Touristen und Ausflügler im Fünfseenland ausgeben. Ein Tagestourist lässt durchschnittlich 28,50 Euro am Starnberger See; wesentlich mehr geben normale Übernachtungsgäste aus: 84,80 Euro. Acht Millionen Ausflügler kommen pro Jahr ins Fünfseenland. Das ergibt eine Summe von 228 Millionen Euro. Hinzu addieren sich 667 000 Übernachtungen, so dass allein dieser Bereich des Tourismus 285 Millionen Euro in den Landkreis spült. In Arbeitsplätzen umgerechnet, sind dies etwa 2000 Stellen.

Die Lieblingsgäste der Hoteliers und des Einzelhandels sind aber die arabischen Touristen, ob aus den Vereinigten Arabischen Emiraten oder aus Saudi-Arabien. Wie Götzl berichtete, geben sie pro Tag 1500 Euro aus. Allerdings bleiben die Gäste nicht mehr so lange wie früher im Landkreis: Die Aufenthaltsdauer ging von 2,6 auf 2,5 Tage zurück. Auch die Bettenauslastung war rückläufig: Von 51,4 auf 50,9 Prozent.

© SZ vom 25.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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