Starnberg:Orgien in Schwarz-Weiß

Von mapf, Starnberg

Öffnet man die Kiste der kontroversen Künstler, springt einem gleich Robert Mapplethorpe entgegen. In den Sechzigern und Siebzigern gehörte er zur Speerspitze der Fotokunst, mit teils extremen Motiven: Neben Blumen und Portraits ist er vor allem für seine expliziten Darstellungen von Homosexualität und Sadomasochismus bekannt. Seine exzessive Karriere endete tragisch im Jahr 1989, als er dem AIDS-Virus erlag. Randy Barbato und Fenton Bailey widmeten ihm nun den Dokumentarfilm "Mapplethorpe: Look at the Pictures". Ihre Mittel sind eher konventionell: Die Biografie wird chronologisch erzählt, Zeitzeugen - darunter Blondie-Sängerin Debbie Harry - berichten von damals, und dazwischen kommt Archivmaterial. Trotzdem zieht einen der Film in seinen Bann, weil er sich Mapplethorpe sich intim nähert, aber die Person dabei unfassbar und rätselhaft bleibt. Seine Fotos sind ruhige Momentaufnahmen eines Lebens, in dem Alltag, Kunst und Sex untrennbar sind. Oft erst beim zweiten Hinschauen bemerkt man die Schönheit und Raffinesse im Obszönen. Neben dem Innenleben des Exzentrikers blickt man auch tief in die zynischen Mechanismen des Kunsthandels: Als bei ihm AIDS festgestellt wurde, schnellten die Preise für seine Fotos in die Höhe.

© SZ vom 30.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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