Starnberg:Neue Ideen fürs Filmfestival

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"Wenn ich nächstes Jahr noch lebe, wird es das Festival wieder geben", sagt Kino-Chef Matthias Helwig. (Foto: Nila Thiel)

Kino-Chef Matthias Helwig strebt für 2018 eine andere Struktur und einen Termin im Herbst an

Von Gerhard Summer, Starnberg

Weg von der Ferienzeit, hin zum kompakten Event: Kino-Chef Matthias Helwig baut sein Fünfseen-Filmfestival komplett um. 2018 soll es einen neuen Termin, eine neue Struktur und eine neue Finanzierung geben. Die Open-Airs will der 57-Jährige vorziehen, sie werden nicht mehr parallel, sondern hintereinander am Wörthsee, Ammersee, Starnberger See und eventuell am Pilsensee laufen, so dass sich der technische Aufwand minimiert. Das eigentliche Filmfest soll dann im September oder Oktober über die Bühne gehen, nur noch sechs oder neun Tage dauern und fast ohne Freiluft-Kino auskommen, "vielleicht gibt es noch eine Vorstellung für die Hartgesottenen".

Helwig zufolge war das Großereignis bislang stets ein Draufzahlgeschäft, doch das könne er jetzt wegen der Finanzierungsraten für sein neues Kino in Gauting nicht mehr tragen. Er hofft deshalb, dass Stadt, Landkreis, Bezirk, der Freistaat und andere ihre Unterstützung erhöhen. Erste Gespräche habe er bereits geführt, Unterredungen mit weiteren Förderern sollen im Herbst folgen. "Wir versuchen, das auf gesunde Beine zu stellen, das ist der Plan". Klar sei aber, dass er sein Filmfest weiterführe: "Wenn ich nächstes Jahr noch lebe, wird es das Festival wieder geben".

Der 11. Kinomarathon 2017 lief für Helwig und sein Team bisher mau bis schlecht. Bis zum Montag waren viele Kinos nur halb voll, am Dienstag riss der Besucherstrom bei 35 Grad am Nachmittag ab, abends folgte ein Gewitter, sodass fast alle Open-Airs ausfielen. "Das ist das Schlimmste, was passieren kann, da sind dann einfach so 5000 Euro weg", sagt Helwig. Vernünftig denkende Menschen hielten ihn ohnehin für verrückt, weil er sich mit der Ferienzeit den schwierigsten Veranstaltungstermin überhaupt ausgesucht habe. Vorstellungen vor fast leeren Haus seien außerdem peinlich für alle. Bei "The Naked Hats" war der Regisseur angereist - und sprach vor drei Zuschauern. Hinzu kommen Anlaufprobleme in Gauting: Er erwarte zwar nicht, dass ihm die Cineasten beim ersten Festivaljahr im Würmtal die Türen einrennen, doch er müsse feststellen: "Wir sind dort noch nicht angekommen", sagt der Festivalchef.

Zu den Sparaktionen für 2018 gehört auch die Suche nach neuen Räumen. Die Schlossberghalle zu bespielen, sei nämlich mit "unglaublich hohen Technikkosten" verbunden. Deshalb sei die Frage, ob sich in der Kreisstadt nicht andere Plätze finden lassen, die "cool" sind.

Helwig versucht seit Jahren, bei bescheidenem Etat (heuer: etwa 250 000 Euro) mit dem Filmfest München mitzuhalten, das über das zehnfache Budget verfügt. 2015 und 2016 machte er jeweils 15 000 Euro minus, die er aus eigener Tascher bezahlte. Heuer werde er noch tiefer in die Schatulle greifen müssen, meint er. Doch das sei für ihn wegen "der Riesenbelastung mit dem Kino Gauting "nicht mehr als Privatmann zu stemmen". Das Lichtspielhaus war mit drei Millionen Euro deutlich teuer geworden als kalkuliert.

© SZ vom 03.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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