Starnberg:Nach der Heldentat

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Das serbische Drama "Circles" ist nach drei Jahren wieder zu sehen - und wirkt so stark wie eh und je

Von Matthias Pfeiffer, Starnberg

Das ist einer dieser Filme, die man so schnell nicht mehr vergisst: Srdan Golubovićs Anti-Kriegsfilm "Circles" reißt von der ersten Minute an mit und bleibt noch Tage danach hängen. Auf dem Fünfseen-Filmfestival 2013 überzeugte der Film jedenfalls so sehr, dass er mit dem Hauptpreis ausgezeichnet wurde. In diesem Jahr wird er wieder gezeigt - und hat nichts von seiner Kraft verloren.

Die Stadt Trebinje in Bosnien und Herzegowina zur Zeit de Balkankrieges: Der serbische Soldart Marko (Vuk Kostić) greift ein, als Kameraden unter der Führung des Offiziers Todor (Boris Isaković Anja Dihrberg) den muslimischen Kioskbesitzer Haris (Leon Lučev) misshandeln. Eine edle Tat, die aber schwerwiegende Folgen hat. Der Film setzt zwölf Jahre später wieder ein. Was genau nach Markos Einschreiten geschehen ist, setzt sich erst nach und nach zusammen. Es ist nur sicher, dass es ein herber Einschnitt im Leben aller Beteiligten war, der immer noch nicht verheilt ist.

Dieses schrittweise Zusammensetzen des Mosaiks erzeugt eine ganz eigene Art von Spannung, bei der Golubović auf Effekthascherei und Pathos verzichtet. Auch wenn der Film große und schwierige Themen wie Schuld, Vergebung oder Verantwortung anspricht, bleibt er immer ganz nah bei seinen Figuren und analysiert, wie diese versuchen mit diesen Fragen weiterzuleben. Besonders deutlich wird dies im Erzählstrang, in dem Todor auf eine lebenswichtige Operation angewiesen ist, die der Arzt Nebojša (Nebojša Glogovac) durchführen soll - damals Zeuge des Verbrechens und Freund von Marko. "Circles" bleibt jedoch durchweg objektiv, teilt die Menschen nicht automatisch in Gut und Böse ein. Er schafft es, an jedem eine Seite zu zeigen, die für den Zuschauer nachvollziehbar ist, statt sich in Schablonen zu verlieren.

Letzten Endes ist Golubovićs "Circles" zwar ein Film über das Trauma des Balkankriegs, er lässt sich aber in jede erdenkliche Zeit und Gegend verlagern. Hinter der Kriegskulisse steht die viel größere Frage, welche Auswirkungen eine einzelne Handlung haben kann. Er zeigt aber auch, wie hoch der Preis einer Tat sein kann, so richtig sie auch gewesen sein mag.

© SZ vom 06.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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