Starnberg:"Mir blutet das Herz"

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Eigentlich wollte der neue Eigentümer der "Starnberger Alm", Florian Schuh, ein kleines Stadthotel einrichten, doch die Pläne wurden nach vielen Anläufen immer wieder abgelehnt. Jetzt wird das Traditionsgasthaus abgerissen

Von Astrid Becker, Starnberg

Es war eine naheliegende Idee, doch nun ist der Traum von der Rückkehr des Starnberger Brauhauses an seinen angestammten Platz am Schlossberg gescheitert: Die Traditionsgaststätte "Starnberger Alm" wird für immer verschwinden und einem Wohn-Geschäftsgebäude weichen. Der Eigentümer Florian Schuh, der derzeit zusammen mit einem Geschäftspartner das Starnberger Brauhaus bei Höhenrain baut, hatte jahrelang für den Erhalt der Wirtschaft gekämpft - allerdings vergeblich.

"Mir blutet das Herz", sagt der Mann, der die Immobilie nebst Grund vor etwa sechs Jahren vom damaligen Besitzer und Betreiber Willi Illguth gekauft hatte. Bereits als Kind, so erzählt Schuh, sei er dort mit seinen Eltern gewesen. Das einzige Lokal, meint er, in dem man "einfach auch nur mal eine Butterbreze" kaufen konnte. Die Idee, dort dann auch das Bräustüberl einzurichten, kam ihm allerdings erst, als er zusammen mit einem Freund, dem Weinhändler Karl Heinz Krawcyk, beschloss, das Starnberger Brauhaus bei Höhenrain neu zu bauen. Anfang Mai diesen Jahres war dort Spatenstich.

Dass die Pläne, das Braustüberl der neuen Brauerei in der "Starnberger Alm" einzurichten etwas doch recht Besonderes geworden wären, zeigt der Blick in die Siedlungs- und Baugeschichte (Starnberger Stadtgeschichte Band 9 / 1) zufolge, von Anna Steyrer als "beim Steyrer" gegründet worden. Damals konnte man von der dortigen Terrasse aus offenbar noch den Ausblick auf den See genießen. Um diese Zeit herum muss eine Fotografie entstanden sein, die das Haus als Pensionsbetrieb zeigt. Insofern für Schuh wichtig, weil er selbst dort ein kleines Stadthotel einrichten wollte. Weitere Recherchen ergaben dann aber auch, dass die Starnberger Brauerei, die später von der Tutzinger übernommen wurde, um 1900 dort ansässig war. Aus diesem Grund, aber auch weil die "Starnberger Alm" zu den ältesten Wirtschaften der Stadt gehörte, hätte Schuh nicht nur "vielleicht zwölf Zimmer" dort gebaut, sondern im Erdgeschoss gern die Gastronomie erhalten. Doch mit seinen Plänen scheiterte er bei den Behörden und offenbar auch im Stadtrat.

Auslöser dafür dürften Nachbarschaftsstreitigkeiten und ein peinlicher Fehler bei der Aufstellung des Bebauungsplans für dieses Gebiet gewesen sein. Denn dort war der Anbau, in dem die Toiletten untergebracht waren, nicht verzeichnet, obwohl er baurechtlich genehmigt war. Als diese saniert werden sollten, erwirkte ein Nachbar einen Baustopp. "Damit verloren wir den Bestandsschutz", sagt Schuh. Der Nachbar, der der SZ bekannt ist, verfügt offenbar über enormen politischen Einfluss - Schuhs Pläne jedenfalls wurden nach vielen Anläufen immer wieder abgelehnt. Schuh musste 2014 eine zumindest für die Starnberger Gastronomiegeschichte folgenschwere Entscheidung treffen: Statt einer Wirtschaft wird nun ein anderes Konzept verwirklicht. Hauptsächlich werden in den Neubau nun Wohnungen gebaut, im Erdgeschoss sollen einige Büros entstehen. Die traditionsreiche "Starnberger Alm" wird nun abgerissen. Die Bagger sind bereits angerollt.

© SZ vom 26.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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