Und dann kommt um genau 21.31 Uhr Ilse Aigner in den Sitzungssaal. "Ich wollte mir die beiden Neuen mal anschauen", sagt die bayerische Wirtschaftsministerin im schwarz-grau-gepunkteten Mantel. Michael Kießling steht freilich sofort parat. Flugs ist sogar ein Blumenstrauß bei der Hand. Ob er mit dem Besuch gerechnet hatte? "Ja, das hatten wir schon so besprochen." Bevor sie in ihren ehemaligen Wahlkreis nach Starnberg fuhr, hatte sie Fürstenfeldbrucks Direktkandidatin Katrin Staffler gratuliert. Jetzt applaudiert sie, wenn auf der Leinwand die letzten Ergebnisse kommen und der schwarze Balken am größten ist. Dazu gibt es ein paar Käsewürfel und Radieserl vom Buffet. CSU-Kreisvorsitzende Stefanie von Winning beschwört die "enge Beziehung". 20 Minuten später begleitet "der Neue" die Gute zum Auto.
Ansonsten: Noch nie hat es so lange gedauert, bis die ersten Gemeinden ausgezählt hatten. Erst um 20 Uhr gab es die ersten Zahlen, erstmals seit 2002 war Pöcking am schnellsten. Das lag freilich auch an der hohen Wahlbeteiligung: In Weßling und Wörthsee gaben mehr als 88 Prozent der Wähler ihre Stimme ab, überall im Landkreis aber beteiligten sich mehr als 80 Prozent. Die FDP fährt Traumergebnisse ein: 22 Prozent der Zweitstimmen in Feldafing, dem Wohnort der ehemaligen Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, knapp 21 Prozent in Berg. Direktkandidatin Britta Hundesrügge aus Gauting holt damit bayernweit das beste Ergebnis für die Liberalen. In Wörthsee und Weßling schneiden die Grünen mit 17 beziehungsweise 19 Prozent besonders gut ab, die AfD erreicht in Gilching mit 9,68 Prozent ihr bestes Ergebnis.
Für Kreiswahlleiter Holger Albertzarth war es ein Wahlabend wie aus dem Bilderbuch - auch wenn die Gemeinde Gauting erst um 22.26 Uhr meldete. Dass in Krailling am späten Nachmittag die Stimmzettel auszugehen drohten - geschenkt.