Baubeginn des B2-Tunnels in Starnberg:Minister kommen, Bürgermeisterin schweigt

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Bürgermeisterin Eva John (BMS) will am Spatenstich für den B2-Tunnel teilnehmen, aber nichts sagen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Beim Spatenstich zum B2-Tunnel mit viel Prominenz will Eva John kein Grußwort sprechen. Ihr Stellvertreter Klaus Rieskamp findet das "ungezogen".

Von David Costanzo, Starnberg

Spatenstiche laufen in der Regel so ab: Erst sprechen diejenigen, die mit den größten und dunkelsten Limousinen zu dem Termin gebracht werden. Dann werden die Dienstwagen immer kleiner. Bundesminister, Landesminister, Landrat, Bürgermeister. Die Kapelle bläst einen Freie-Fahrt-Marsch. Bevor das Freibier angezapft wird, drängen sich allerhand Verantwortliche und Würdenträger mit und ohne Spaten vor die Objektive der Fotografen. Alle müssen aufs Bild. So ein Spatenstich sei schließlich ein "Freudentag" für eine Gemeinde, sagt der Leiter des Staatlichen Bauamts in Weilheim, Uwe Fritsch. Beim Festakt für den B2-Tunnel in Starnberg wird es anders kommen.

Sprechen werden Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), denn der Bund zahlt die 200-Millionen-Euro-Röhre, Bayerns stellvertretende Ministerpräsidentin sowie Ministerin für Bau und Verkehr, Ilse Aigner, Landrat Karl Roth (CSU) - nicht aber Bürgermeisterin und Tunnel-Gegnerin Eva John (BMS). "Sie nimmt an der Veranstaltung teil, verzichtet aber auf ein Grußwort", lässt das Rathaus dazu mitteilen. Eine Begründung gibt es nicht, auch keine Aussage über einen möglichen Stellvertreter, etwa Zweiter Bürgermeister Klaus Rieskamp (Parteifreie).

"Das habe ich persönlich noch nicht erlebt", sagt Fritsch, dessen Bauamt die Zwei-Kilometer-Röhre und den Spatenstich plant. "Es wäre schöner, wenn wir auch hier den regulären Ablauf hätten." Die Behörde hatte den Festakt auf dem Tutzinger-Hof-Platz abhalten und anschließend in der Schlossberghalle feiern wollen. Das aber hatte die Stadt abgelehnt, weil der Platz von den umliegenden Geschäften und Gastronomen genutzt werde.

Nun stellt das Bauamt am 20. Juli ein kleines Bierzelt am Landratsamt auf, von 16 Uhr an wird dort der Spatenstich mit Reden, Musik und Umtrunk zelebriert. So ganz hat Fritsch die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben: "Vielleicht kommt noch eine Meldung, dass jemand ein Grußwort spricht."

Der Zweite Bürgermeister Klaus Rieskamp stünde bereit. "Ich würde das übernehmen, wenn der Stadtrat damit einverstanden ist." Er gehe davon aus, dass die Frage bei der nächsten Sitzung am kommenden Montag behandelt werde. Wer den Anstoß dazu geben werde, wollte Rieskamp nicht sagen. Er werde dann jedenfalls das Gremium um Zustimmung bitten.

Denn das Verhalten der Bürgermeisterin sei nicht nur "ungezogen", sondern verstoße gegen geltendes Recht, da sie den Tunnelbau-Beschluss des Stadtrats vom Februar vergangenen Jahres nicht unterstütze. Er selbst würde versuchen, die richtigen Worte zu finden. "Ich würde darauf eingehen, dass nicht alle Bürger so begeistert sind wie der Großteil der Bürger." Rieskamp rechnet auch mit vereinzelten Protestplakaten. Er selbst war aus der Umfahrungsallianz ausgeschert und hatte dem Doppelbeschluss "Tunnel bauen, Umfahrung planen" zugestimmt.

Auf den Festakt folgt von 18 Uhr an übrigens die Lange Kulturnacht in der Innenstadt - mit Jazz, Geschichtenerzähler und Bildhauer. Die Geschäfte dürfen dank Ausnahmegenehmigung der Regierung von Oberbayern bis 22 Uhr öffnen.

Nach dem Spatenstich gestaltet das Bauamt zunächst die Münchner Straße vom Landratsamt in Richtung Tunnel um. Von 2021 an folgt die Bohrung von Süden her. Die Fertigstellung ist für 2026 geplant.

© SZ vom 13.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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