Starnberg:Märchenkönig und Wahrheit

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Bilder mit Sinn für die Schwärmerei und das rätselhafte Wesen des Königs Ludwig II.: Nicola Antonia Schmid - hier bei der Arbeit - stellt ihre Bilder in Starnberg aus. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Künstlerin Nicola Antonia Schmid zeigt im Starnberger Laden "Fee am See" ihre Porträts von Ludwig II. und Gemälde von Schwänen und Pfauen, die ganz ohne Tümelei auskommen

Von Katja Sebald, Starnberg

Man könnte ja wirklich meinen, über Ludwig II. ist alles gesagt worden. Und so ist es doch mehr als erstaunlich, dass man derzeit bei "Fee am See" in der Starnberger Hauptstraße noch einmal aus einer ganz anderen Perspektive auf den Märchenkönig schauen darf. Die Malerin Nicola Antonia Schmid, aufgewachsen in Starnberg und seit langem in Südfrankreich lebend, zeigt dort Ölgemälde von Schwänen und Pfauen sowie eine Reihe skizzenhafter Portraits des jungen Königs. Einige der Bilder sind an Ort und Stelle in einem improvisierten Atelier live vor Publikum entstanden.

"Ein ewiges Rätsel will ich bleiben mir und anderen. . .", hatte Ludwig II. in Anspielung auf Schillers "Braut von Messina" einst an die Schauspielerin Marie Dahn-Hausmann geschrieben. Nicola Antonia Schmid hat das berühmte Zitat als Ausstellungstitel gewählt. Vielleicht sind es die vielen Jahre im französischen Exil, die ihr einen von jeglicher Kini-Tümelei unverstellten Blick auf den König erlauben. Vielleicht ist es ihre Ausbildung als Bühnenbildnerin, die ihr einen so suggestiv-erzählerischen Zugang ermöglicht. Vielleicht aber sind es einfach ihr Naturell und ein ausgeprägter Sinn für das Schöne: Jedenfalls hat sie für den unglücklichen König eine Kulisse geschaffen, in der seine schwärmerische Träume ebenso wie sein rätselhaftes Wesen lebendig werden. Ludwig II. liebte bekanntermaßen die eleganten Bewegungen von Schwänen und die Farbenpracht von Pfauen, ein versunkenes Ruderboot darf man wohl als Hinweis auf seinen Tod im dunklen Wasser deuten. Und die silbrig schillernden Fische, die eine ganze Leinwand bedecken, könnten auch einem Fischer am Starnberger See ins Netz gegangen sein.

Glaubt man Schmid, dann hatte ihr Studium der Bühnen- und Kostümgestaltung, das sie in Dresden und Salzburg absolvierte, noch nichts mit Malerei zu tun. Zu Pinsel und Farbe fand sie erst vor vier Jahren. Wie viele andere Maler auch fängt sie ihre Motive zunächst mit der Kamera ein, um sie dann auf der Leinwand umzusetzen. Im Gegensatz zu anderen, die diese "Krücke" immer noch verschämt verstecken, bekennt sie sich jedoch ebenso offensiv wie pragmatisch dazu: Der Fotoapparat sei ihr ein "treuer Diener und Begleiter" auf der Bilderjagd. Während man sich bei der Betrachtung von Fotos aber längst nicht mehr sicher sein könne, was echt und was nachbearbeitet ist, stelle sich die Frage nach der Echtheit bei der Malerei gar nicht erst. Sie sagt: "Malerei, wenngleich dokumentarisch, ist immer gefiltert durch das Auge und die Hand des Malers. Aber gleichzeitig fügt der Maler seinem Bild seine eigene Wahrheit bei. Genau in dieser Wahrheit liegt die große Stärke der Malerei."

Auf Wunsch von Rut van der Locht, die in ihrem Laden "Fee am See" selbstgestalteten Schmuck und Vintage-Einrichtung verkauft, malt Schmid auch nach der Eröffnung der Ausstellung direkt im Geschäft weiter. So entstand etwa an einem einzigen Vormittag das Bild eines Schwanenflügels, dessen aufgeplusterte Zartheit die Malerin mit extrem breiten Pinseln ebenso leichthändig wie gekonnt auf die Leinwand bannte. Auch die mit großzügigen schwarzen Pinselstrichen und wenig weißer Farbe auf Packpapier entstandenen Portraitskizzen nach den bekannten Fotos des geheimnisvoll-schönen Königs in jungen Jahren sind zwar vielleicht nicht ganz große Kunst, aber doch eindrückliche Zeugnisse von Können.

"Ein ewiges Rätsel will ich bleiben" ist bis zum 1. April dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr sowie samstags von 10 bis 13 Uhr bei "Fee am See" in der Hauptstraße 23 zu sehen.

© SZ vom 23.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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