Starnberg:Letzte Runde

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Auf Ammersee und Starnberger See endet an Kirchweih die Schifffahrtsaison. Michael Grießer, Chef der weiß-blauen Flotte, freut sich jetzt schon über einen Zuwachs an Fahrgästen

Von Christiane Bracht, Starnberg

Glaubt man den Meteorologen, soll sich der goldene Herbst am Wochenende noch einmal von seiner besten Seite zeigen. Temperaturen von bis zu 17 Grad sind vorhergesagt. Die beste Gelegenheit für einen schönen Ausflug - etwa eine Schifffahrt auf dem Starnberger oder dem Ammersee. Denn am Wochenende drehen die Dampfer ihre letzten Runden in dieser Saison. Auf dem Ammersee kann man noch die große Rundfahrt von Stegen über Herrsching und Dießen und zurück zur Werft machen, auf dem Starnberger See wird nur noch die Schlösserfahrt auf dem nördlichen Teil angeboten. Wer keine Zeit hat, muss hoffen, dass die Schiffe am nächsten Wochenende vielleicht noch einmal eine Sonderrunde drehen. Denn wenn das Wetter gut ist, werden die Dampfer den Hafen am Starnberger See noch einmal verlassen, kündigt der Chef der Bayerischen Seenschifffahrt, Michael Grießer, an. Bekannt gegeben wird dies auf der Internetseite des Unternehmens www.seenschifffahrt.de.

Die traditionellen Kirchweih-Erlebnisfahrten mit Weinfest an Bord, knusprigem Entenbraten oder auch deftigen bayerischen Spezialitäten ist bereits seit gut einem Monat ausgebucht, wie die meisten Erlebnisfahrten der Seenschifffahrt. "Wir haben 80 Prozent Stammgäste", sagt Betriebsleiter Michele Fiorentino. Dass die Küche auf den Schiffen gut ist, hat sich herumgesprochen. Vor Weihnachten werden übrigens die ersten Gutscheine vergeben für die beliebten Tanz- und Brunchfahrten im Frühling und Sommer. Wer einmal dabei sein will, muss weit im Voraus planen. Die Termine werden laut Fiorentino Mitte November auf der Homepage bekannt gegeben.

Aber nicht nur der Gastronom, auch Grießer ist sehr zufrieden mit der Saison. "Wir blicken auf ein sehr erfreuliches Jahr 2016 zurück", sagt er freudestrahlend. An allen vier Seen (Königsee, Tegernsee, Ammersee und Starnberger See) waren etwa fünf Prozent mehr Fahrgäste auf den Schiffen als im Vorjahr. Am Starnberger See verzeichnet Grießer ein Plus von 10 000 Fahrgästen, am Ammersee sogar 20 000. "Beim Töpfermarkt war traumhaftes Wetter, und so ist die Saison sehr gut losgegangen", sagt Grießer. Und der schöne September hat die Leute ebenfalls auf die Dampfer gelockt.

Statt Winterschlaf wartet nun auf die Mitarbeiter der Seenschifffahrt viel Arbeit: Schönheitsreparaturen wie Malerarbeiten, Möbel und Böden ausbessern sowie die Maschinen warten gehören zum Standard der Winterbeschäftigungen. In Stegen liegt bereits die MS Andechs im Trockendock. Der mehr als 100 Jahre alte Raddampfer ist zwar schon seit Jahrzehnten ausgemustert, er ist seit langem das Vereinsheim der Bayerischen Seglervereinigung, doch das Schiff liegt bei Utting im Wasser und muss deshalb regelmäßig einer sogenannte Landuntersuchung unterzogen werden. Das verlangen die Vorschriften, erklärt Grießer. Außerdem muss der Steg in Buch repariert werden. Viel mehr hat man sich am Ammersee nicht vorgenommen, denn Ende Februar oder spätestens Anfang März wird der Rumpf der neuen MS Utting und die dazugehörigen Aufbauten von der Lux-Werft in Oberkassel bei Bonn nach Stegen transportiert. Das Schiff soll dann im Trockendock zusammengebaut werden, bevor mit der Inneneinrichtung begonnen werden kann. Im Juli soll die Taufe stattfinden.

Die MS Starnberg wird ebenfalls aus dem Wasser gehoben. Auf der Helling untersucht der TÜV die Schiffsschale genau. Dort wird die Wandstärke ausgemessen, Roststellen und andere poröse Stellen sollen ausgebessert werden. Danach wird der Unterboden sauber gemacht und neu gestrichen. Eine solch umfangreiche Untersuchung muss alle fünf Jahre gemacht werden, erklärt der Chef der Starnberger Flotte, Ralph Schlemmert. Obwohl die Saison noch nicht ganz vorbei ist, haben seine Mitarbeiter schon angefangen, den Steg in Seeshaupt abzureißen. Er soll dieses Jahr neu gemacht werden. Wie schon in Bernried, Possenhofen, Tutzing, Ambach, Leonie und Starnberg wird auch dort eine Stahlkonstruktion unter Wasser errichtet. Nur der Oberbau soll wie immer aus Holz sein, damit er sich ins Landschaftsbild einfügt. Durch diese neuartige Bauweise müssen die Pfähle künftig nicht mehr so oft ausgetauscht werden. Eine echte Arbeitserleichterung für die Seenschifffahrt. Außerdem bekommt der neue Steg, genauso wie der Prototyp in Bernried, eine Klappe am Stegkopf, die sich dem Wasserstand anpasst. Das hat den Vorteil, dass die Fahrgäste auch bei Hochwasser leicht in die Schiffe einsteigen könne, ohne eine steile Rampe hinaufklettern zu müssen. Bei dem Hochwasser in diesem Jahr habe sich das "gut bewährt", sagt Schlemmert. In den kommenden Jahren werden auch die Stege in Ammerland und Berg nachgerüstet.

© SZ vom 15.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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