Starnberg:Lebensstil am Wasser

Was die Partnerstädte und ihre Bewohner miteinander eint

Von Texte: Astrid BeckerTexte: Astrid Becker

Angebote für eine Städtepartnerschaft gab es einst, vor 40 Jahren, gleich mehrere. Doch so richtig wohl fühlten sich die Starnberger erst in der bretonischen Stadt Dinard. Vielleicht, weil die Menschen dort ebenso wie die Starnberger das Leben am und mit dem Wasser lieben. Zwar liegt Dinard am Meer und Starnberg am See, aber beide Städte eint eine Geschichte, die direkt mit dieser so begehrten Lage verbunden ist.

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(Foto: Astrid Becker)

Am Atlantik wie am Starnberger See stehen viele denkmalgeschützte Villen, die von der glorreichen Vergangenheit beider Kommunen zeugen. Nicht immer werden diese herrschaftlichen Häuser noch bewohnt. Die Villa des Roches Brunes in Dinard (im Bild) zum Beispiel dient heute als museale Galerie.

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(Foto: Astrid Becker)

Strandleben damals und heute: Auch alte Fotos von der französischen Atlantikküste belegen zweifelsfrei, dass auch in der Freizeit Wert auf Etikette gelegt wurde.

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(Foto: Georgine Treybal)

Heutzutage geht es freilich etwas lässiger zu. Nicht nur in Dinard, sondern auch am Starnberger See.

Da ist einerseits die Fischerei, die hier wie dort eine große Rolle gespielt hat; andererseits aber auch das Image von Luxus und Glamour, das in beiden Kommunen gehegt und gepflegt wurde. Beide zum Beispiel dienten den sogenannten Schönen und Reichen als Wochenendsitz und Künstlern als Inspiration. In Dinard wie in Starnberg zeugen noch heute viele denkmalgeschützte Villen aus der Jahrhundertwende von dieser ruhmvollen Vergangenheit. Und noch heute kämpfen die Kommunen am Wasser - hier wie dort - gegen Leerstand in ihren Luxushäusern an. In Dinard leben beispielsweise im Winter etwa 10 000 Menschen, im Sommer sind es 40 000 bis 50 000. Auch in Starnberg wird bisweilen geächzt und gestöhnt, wenn angesichts knappen Wohnraums vor allem die teuren Häuser am See nur ab und zu von ihren Eigentümern bewohnt werden.

Hier wie dort hatten die Strände jedenfalls einen Ruf wie Donnerhall: Starnberg zum Beispiel erregte vor mehr als 100 Jahren Aufsehen mit dem wahrscheinlich ersten Wellenbad Deutschlands, dem Undosa. Dinard wiederum diente wohlhabenden Engländern als beliebtes Ausflugsziel, an dem wohl vor allem das etwas freizügigere Strandleben und dessen schnelle Erreichbarkeit geschätzt wurde.

Patricia Perrier

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(Foto: Astrid Becker)

Sie ist erst seit etwa mehr als zwei Monaten im Amt: Patricia Perrier, die Dritte Bürgermeisterin von Dinard und die Partnerschaftsreferentin der Stadt am Atlantik. Mit der Wahl von Jean-Claude Mahé ist sie in dieses Amt gekommen. Mahe löste Martine Craveia-Schütz ab, die angeblich wegen ihres rigiden Sparkurses in Ungnade bei der Bevölkerung gefallen ist. Wer nun in Dinard auf Perrier trifft, begegnet einem Menschen, der perfektes Deutsch spricht. Kein Wunder: Ein Teil ihrer Familie stammt aus Heidelberg. Sie selbst kennt Starnberg seit vielen Jahren. Schon als 13-Jährige war sie selbst beim Schüleraustausch in der Kreisstadt dabei und musste dem damaligen Bürgermeister Heribert Thallmair ein Geschenk überreichen: "Ich habe ihm, wie bei uns üblich, ein Küsschen links, ein Küsschen rechts auf die Wange gegeben", sagt sie. "Er war völlig überrascht." Klar, denn das war damals in Deutschland alles andere als üblich. Im Juli begleitet Perrier Jugendliche aus Dinard nach Starnberg. Es kann gut sein, dass sie dann auch auf Thallmair trifft - und ihn wieder mit Küsschen begrüßt.

Mona Stolze

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(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Sie ist gewissermaßen der gute Geist, der sich in Starnberg um Dinard kümmert: Mona Stolze. Zwar ist sie weder Partnerschaftsreferentin noch sonst wie in irgendeinem Politischen Amt, aber sie organisiert im Rathaus alles, was mit der Jumelage zu tun hat. Wenn sie also nach Dinard kommt, bekommt sie dort auch viele Küsschen von vielen Menschen. Seit fünf Jahren arbeitet sie für die Stadt Starnberg, drei Mal schon war sie bei den Delegationsreisen nach Dinard dabei. Treffen Fragen von dort im hiesigen Rathaus ein, ist sie es, die sie beantwortet oder Lösungen findet, sollten irgendwelche Probleme auftauchen. Wenn Jugendliche von dort beispielsweise nach Starnberg kommen wollen, sucht sie nach den passenden Kontakten für sie. Eine Arbeit, die ihr offensichtlich große Freude bereitet, denn schließlich geht es dabei um ein Land, das sie ganz persönlich sehr mag. Sie sagt: "Meine Affinität zu Frankreich ist sehr groß, ich habe nicht ohne Grund 25 Jahre lang für eine französische Kosmetikfirma gearbeitet." Übrigens in Starnberg. Genau dort, wo sie auch heute noch französische Bande pflegt.

© SZ vom 19.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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