Starnberger Asyl:Landrat sucht Plätze für Wohn-Container

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Noch können die Sportler in der Turnhalle des SC Weßling ihre Spiele austragen. Ende Juli sollen auch dort Flüchtlinge untergebracht werden. (Foto: Georgine Treybal)

Bis Ende des Jahres müssen etwa 1500 Flüchtlinge untergebracht werden, doch die Möglichkeiten auf dem Wohnungsmarkt sind ausgeschöpft. Deshalb appelliert Karl Roth an die Bauern im Landkreis

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Landrat Karl Roth spricht von Appell, aber es klingt fast wie ein Hilferuf: "Wir brauchen Grundstücke für Container." Die Adressaten sind die Bürgermeister der Gemeinden im Landkreis Starnberg und Landwirte, die am Ortsrand ein geeignetes Areal besitzen. Angesichts wachsender Flüchtlingszahlen - nun rechnet man bis Ende des Jahres nicht mehr mit 1250 sondern mit 1500 - muss der Landkreis neue Wohnmöglichkeiten schaffen, um die Asylbewerber unterzubringen. Mangels Angeboten auf dem Wohnungsmarkt bleibt Roth nichts anderes mehr übrig, als auf der Wiese Unterkünfte zu schaffen. "Wir kommen um größere Einheiten nicht mehr herum", sagte er in einer Pressekonferenz am Donnerstag. Es werden also Container im Landkreis aufgestellt.

Dabei soll es sich laut Roth aber um eine "zeitlich befristete" Lösung handeln, was heißen soll, dass die Container irgendwann wieder wegkommen sollen. "Wir zahlen natürlich Pachtzins", lautet das Angebot, das sich direkt an die Bauern richtet. In Andechs etwa werden im Bereich des Minigolfplatzes Container für etwa 100 Flüchtlinge aufgestellt. Wichtigstes Kriterium für einen optimalen Standort: Er soll am Ortsrand liegen, er soll möglichst eben sein, gut erreichbar und nicht weit entfernt vom Versorgungsnetz der Gemeinde liegen. Roth hofft, dass sich viele Bürgermeister und Landwirte im Landratsamt melden.

Zwar muss der Landkreis damit von seiner bislang eingehaltenen Linie abgehen, wonach möglichst viele Asylbewerber dezentral, also in Wohnungen, untergebracht werden, aber die Container sollen so gestaltet werden, dass man von einer Wohnatmosphäre sprechen kann. Das bedeutet: Es gibt Wohneinheiten für jeweils sechs Menschen, die sich ein Bad, Toilette, Küche und Kühlschrank teilen müssen. Wie Kreisbaumeister Christian Kühnel erläuterte, handelt es sich um eine standardisierte Modularbauweise, deren Grundriss stets gleich und damit auch gut erweiterbar ist. Den Vorteil dieser Lösung sieht Kühnel darin, dass man schneller und effizienter reagieren kann und es auch finanziell günstiger ist. "Wenn etwas kaputt geht oder ausfällt, lässt es sich sofort ersetzen, da alle Teile normiert sind." Dennoch werden die Container in den Dörfern des Landkreises nicht von heute auf morgen stehen. Die Bürokratie redet auch hier ein gewichtiges Wörtchen mit. So muss eine ordentliche Ausschreibung stattfinden, die "hoffentlich nicht so viel Aufwand erfordert wie üblich", wie Kühnel sagte. Bei den Containern wird es einen Bieter-Wettbewerb geben. Zwar sei die Nachfrage groß und der Markt sehr angespannt, aber der Kreisbaumeister ist sich sicher, dass der Landkreis genügend angeboten bekommt. Im November sollen dann genügend Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge vorhanden sein.

Wie die neuen Flüchtlinge bis dahin untergebracht werden sollen, ist auch ein Thema im Landratsamt;in den kommenden Monaten werden immerhin pro Woche 38 Asylbewerber eintreffen. Derzeit inspiziert man die Turnhallen in den Gemeinden, um geeignete Notunterkünfte ausfindig zu machen. Vier Hallen wird man wohl bis November brauchen. Das bedeutet für den Schulbetrieb und für die Sportvereine, dass es zu Einschränkungen kommen wird. Dem Landrat ist bei dieser Sache nicht ganz wohl. Ende Juli kommen 200 Flüchtlinge in die Weßlinger Sporthalle, wie Bürgermeister Michael Muther am Donnerstag erfuhr. In dem alten Weßlinger Feuerwehrhaus werden 60 unbegleitete, minderjährige Asylbewerber untergebracht. Die Handballerinnen des SC Weßling, die in der Bezirksoberliga spielen, verlieren damit ihre Trainingsmöglichkeiten. Ob sie im September, wenn die Liga startet, Heimspiele austragen können, ist offen. Vielleicht doch lieber Zelte, wie im Landkreis München? Roth schaut sich an diesem Wochenende in Taufkirchen das dortige Thermo-Zelt an. Richtig überzeugt ist er von dieser Möglichkeit aber nicht. Auch nicht der Kreisbaumeister. "Was machen wir, wenn es drei Tage Regen gibt?", fragt sich Kühnel. Es sind nicht viele Möglichkeiten, die noch bleiben.

© SZ vom 24.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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