Starnberg:Kritik an Ausbauplänen für Hadorf

Lesezeit: 2 min

Einige Stadträte befürchten eine zu große Verdichtung der Dorfstruktur. Gerd Weger (CSU) rechnet mit einem Zuwachs der Bevölkerung um ein Drittel, Patrick Janik (UWG) stört sich am Vorgehen der Bürgermeisterin

Von Peter Haacke, Starnberg

Hadorf ist mit etwa 300 Einwohnern einer der kleineren Starnberger Ortsteile. Doch in dem westlich der Kreisstadt gelegenen Dorf, das vor allem durch seinen Golfplatz bekannt ist, könnte sich bald was tun: Für das Gebiet entlang der Dorfstraße hat die Stadtverwaltung einen Bebauungsplan auf den Weg gebracht, den demnächst der Stadtrat absegnen soll. Die Mitglieder des Gremiums indes erfuhren aus dem "Amtsblatt für den Landkreis Starnberg" vom 16. Dezember vom "beschleunigten Verfahren", das enorme Auswirkungen auf Hadorf hat. Als Reaktion auf das Vorhaben hat sich Ortsteil-Referent Gerd Weger (CSU) bereits vor Weihnachten mit einem Schreiben an die Bürgermeisterin gewandt: Erstaunt, verwundert und betroffen stellt der dienstälteste Starnberger Stadtrat fest, dass die Einwohnerzahl Hadorfs aufgrund der vorliegenden Planung nach seiner Berechnung um ein Drittel zunehmen könnte. Zur Debatte stehen 130 Quadratmeter pro Wohneinheit, in Summe also 60 Wohnungen. Er sieht darin ein falsches Signal. "Das Ganze als Wahrung des Gebietscharakters aufzuführen", schreibt Weger, "erscheint mir schon sehr gewagt".

Um den Vorgang in seiner Komplexität nachzuvollziehen, muss man zur konstituierenden Stadtrat-Sitzung im Frühjahr 2015 zurückblättern. Seinerzeit schien es eine nur marginale Änderung der Geschäftsordnung für den Stadtrat zu sein, die angeblich auf ausdrücklichen Wunsch der Verwaltung zusätzlich aufgenommen und beschlossen wurde: Nach Paragraf 13 Absatz 2 Nr. 5a wurden der Bürgermeisterin sämtliche Verfahrensschritte zur Aufstellung oder Änderung von Bebauungsplänen und sonstigen Satzungen zur Vorbereitung eines Satzungsbeschlusses durch den zuständigen Ausschuss zur selbstständigen Erledigung übertragen. Eine Bestimmung, die sich allerdings nirgendwo in der Mustergeschäftsordnung des Bayerischen Gemeindetages findet und somit exklusiv nur in Starnberg Geltung haben dürfte. Die massive Kritik einiger Stadträte konterte John mit dem Hinweis, dass es mit der Änderung fortan "ein Hindernis weniger" bei der Aufstellung von Bebauungsplänen gebe. Der Bauausschuss werde in seiner Kompetenz nicht beschränkt, hieß es seinerzeit, obwohl das Gremium von der Beratung zur Zielsetzung neuer Bebauungspläne seither quasi ausgeschlossen ist. Vertreter der CSU und UWG sehen sich nun in ihrer Kritik bestätigt.

Für Weger steht fest: Durch den Beschluss von John werden unter Umständen "Begehrlichkeiten geweckt, die nicht im Interesse der dörflichen Struktur Hadorfs liegen". Im Dorf gebe es bislang keine fünf Häuser, in denen mehr als vier Parteien wohnen. Der vorliegende Plan sei nach "Gutdünken der Bürgermeisterin" entstanden, sagt Weger, der eine "ortsunverträgliche und zu große Verdichtung" der Dorfstruktur fürchtet. Er hält das für ein "falsches Signal".

Rückendeckung bekommt Weger von UWG-Stadtrat Patrick Janik - wenn auch aus anderem Grund. Denn Janik geht es insbesondere um das formale Vorgehen der Stadtverwaltung. Neben der Frage, ob Hadorfs dörfliche Struktur zerstört wird, beschäftigen Starnbergs jüngsten Stadtrat die massiven Baubeschränkungen. "Ein großer Teil der Dorffläche Hadorfs wird überplant", sagt Janik, "und das ist eben keine Kleinigkeit". Ebenso wie Weger dringt er darauf, dass der bereits Mitte November verfasste Aufstellungsbeschluss am Donnerstag, 21. Januar, im Bauausschuss nachverhandelt wird, ehe der Stadtrat den Bebauungsplan beschließen soll. Die öffentliche Auslegungsfrist endete am 8. Januar. Auf der Tagesordnung für die Bauausschuss-Sitzung in der kommenden Woche findet sich das Thema nicht.

© SZ vom 15.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: