Starnberg:Kießling geht nach Berlin

Lesezeit: 2 min

Bundestagswahl: Die CSU gewinnt trotz hoher Einbußen, FDP holt auf

Von Sabine Bader

StarnbergEs ist Sonntag, 24. September, 17 Uhr. Bundestagswahl. Der große Sitzungssaal im Starnberger Landratsamt füllt sich. Man kennt einander. Die hiesige Politprominenz trudelt ein: Die Direktkandidaten der Parteien sind da, die Kreisvorsitzenden und Landrat Karl Roth sowie sein Amtsvorgänger Heinrich Frey. Um genau 21.31 Uhr schaut auch noch CSU-Ministerin Ilse Aigner rein, um Michael Kießling zu gratulieren. Denn zu dieser Zeit ist längst klar, dass er das Direktmandat geholt hat. 42,1 Prozent der Stimmen entfallen auf den CSU-Mann. Kießling darf also nach Berlin. Das war erwartbar. Seine Partei, die CSU, muss jedoch Einbußen hinnehmen - bundesweit und auch im Landkreis Starnberg (37,4 Prozent).

Und wer den Landkreis Starnberg kennt und das hiesige Wählerklientel, der rechnete damit, dass die Liberalen wieder zulegen werden. Dass es nach der Stimmauszählung so gut für sie aussieht, überrascht dann selbst die FDP-Anhänger. Denn die Liberalen holen stolze 17,1 Prozent der Stimmen und werden so zweitstärkste Kraft im Landkreis. 14,1 Prozent sind es landkreisweit für die Grünen, in ihrer Hochburg Weßling sind es sogar gute 19,2 Prozent. Die SPD kommt nur auf 12 Prozent und damit auf Platz vier. Die AfD holt 8,8 Prozent, und damit weniger als im bayerischen Landesdurchschnitt. Die Linken landen bei 5,2 Prozent. Die Wahlbeteiligung ist im Kreis Starnberg sehr hoch, sie liegt bei 84,4 Prozent.

Und doch ist die Stimmung im Starnberger Landratsamt am diesem Wahlabend mehr als verhalten. Den Anwesenden CSU-lern kommt kaum ein Lächeln über die Lippen. Kein Wunder: Für viele von ihnen ist es alles andere als ein freudiger Abend - angesichts hoher Verluste für die eigene Partei. Auch Kießling geht es kaum anders. Bezogen auf die AfD meint er: "Schön ist das nicht." Das Ergebnis sei "ein Weckruf für die CSU", die mit ihren Themen offenbar nicht durchgedrungen sei. Und Landrat Roth sagt resigniert: "Ich weiß auch nicht, wie sich das bis zu den Landtagswahlen im kommenden Jahr wieder aufholen lässt." Roth ist auch wichtig, dass "die CSU nicht ins rechte Fahrwasser gerät".

Tristesse herrscht auch noch am Tag nach der Bundestagswahl im Wahlkreis 224 mit den Landkreisen Starnberg, Landsberg und der Kreisstadt Germering, bei den CSU-Portagonisten und -Wählern. Wunden lecken ist angesagt. Und das meistdiskutierte Thema: Wer koaliert mit wem? Langwierige Verhandlungen folgen. Die SPD erklärt, dass sie in die Opposition gehen will. Neue Option ist eine Jamaika-Koalition. Doch auch daraus wird nichts. Denn die FDP steigt nach langem Hin und Her überraschend aus und zieht sich damit den Unmut vieler Wähler zu. Am Ende soll dann doch wieder die SPD herhalten, um die Republik vor Neuwahlen zu bewahren. Und wieder wird viel verhandelt, geschachert und beraten. . .

© SZ vom 29.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: