Starnberg:In den letzten Zügen

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Gleisarbeiten auf der Strecke S 6 sollen bald vorbei sein

Hart waren sie, die letzten Wochen, für alle Pendler und Zugreisenden der S-Bahnlinie S 6 zwischen München und Tutzing. Doch jetzt ist das Ende in Sicht. "Momentan befinden wir uns genau im Zeitplan", so der Pressesprecher der Deutschen Bahn Anton Knapp. Das soll bedeuten: Das geplante Ende der Bauarbeiten zum 30. Mai wird - sofern keine größeren Zwischenfälle passieren - eingehalten. Zu hoffen ist das, denn davon gab es wahrlich genug im letzten Monat.

Durch die zwar dringend erforderlichen Baumaßnahmen an den Gleisen und Weichen zwischen Westkreuz und Gauting, war aber auch die Geduld der Fahrgäste und Anwohner strapaziert worden. Seit dem 29. April wütete dort die monströse Maschine "RU 800 S", die sich die Deutsche Bahn von einem Spezialisten ausgeliehen hatte. Insgesamt wurden 16 Kilometer an Schienen ausgetauscht und rund 33 500 Kilo Schotter erneuert. Das allein produzierte schon eine Menge Krach, doch am schlimmsten empfanden die Anwohner die nächtliche Belästigung durch die Warnsignale, die deutlich lauter waren als normalerweise, da sie die lauten Baumaschinen übertönen mussten.

Davon bekamen die Fahrgäste nur wenig mit. Ihre Geduld wurde viel mehr durch die täglich verspäteten, ganz ausgefallenen oder voll besetzten Züge beansprucht, sowie durch das Schneckentempo mit dem die S-Bahn teilweise von Bahnhof zu Bahnhof schlich. Dass es sich um eine logistische Meisterleistung handelte, alle Züge der S-Bahn und der "Werdenfelsbahn", die zwischen München und Garmisch pendeln, zu koordinieren, wenn jeweils zwei Gleise der vorhandenen vier gesperrt sind, steht außer Frage. Doch leider mangelte es oft an Informationen für die Wartenden. Es wurde zwar von der Bahn empfohlen sich im Internet auf dem Laufenden zu halten, jedoch war die Auskunft dort auch eher unbefriedigend. Vor allem bei unvorhergesehen Einschränkungen wurden die Reisenden buchstäblich im "Regen stehen gelassen". Wie beispielsweise am Montag, 23. Mai, als die gesamte Stammstrecke durch einen Notarzteinsatz lahmgelegt wurde und die Wartenden teilweise bis zu zwei Stunden am Bahnhof ausharren mussten, ohne genaue Informationen zu erhalten, wann und wo der nächste Zug abfährt. Oder am Freitag als ein Baum auf den Streckenabschnitt zwischen Starnberg und Tutzing fiel. Diese Vorfälle haben zwar nicht in erster Linie etwas mit den Bauarbeiten zu tun, beanspruchten die Nerven der Fahrgäste aber zusätzlich. Unverständnis herrschte auch auf der Seite der zahlreichen Ausflügler, die vor allem während der vielen Feiertage im Mai nach Starnberg pilgerten, über die wenigen und dadurch überfüllten Wagons. Es sei doch damit zu rechnen gewesen, dass durch die verringerten Fahrtzeiten mehr Menschen die selbe S-Bahn nehmen würden, und warum man das nicht anpassen könne, so der Tenor.

Keine wirkliche Lösung waren auch die Busse, die als Schienenersatzverkehr eingesetzt wurden. Oft dauerte die Fahrt mit dem Bus bis zu dreimal länger als mit dem Zug, weshalb sich die Bahn auch gegen einen regelmäßigen Einsatz zwischen dem regulären 40 Minuten Takt entschied. Zu hoffen ist nun, dass sich die Investition von 4,8 Millionen Euro gelohnt hat.

© SZ vom 30.05.2016 / roha - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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