Wertvolle Skulptur:Heilige unter der Lupe

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Museumsleiterin Sibylle Küttner begutachtet die Ignaz Günther-Figur. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Skulptur von Ignaz Günther wird im Landesdenkmalamt auf ihre ursprüngliche Farbgebung hin untersucht

Von Christiane Bracht, Starnberg

Vier Monate lang war sie der heimliche Star der Münchner Rokoko-Ausstellung "Mit Leib und Seele" in der Hypo-Kunsthalle. Seit Mitte April ist die Ausstellung vorbei, und noch immer ist die Starnberger Heilige, die zum Frühwerk von Ignaz Günther zählt, nicht zurück gekehrt an ihren angestammten platz im Altarraum der kleinen Kapelle des Lochmannhauses im Museum Starnberger See. "Sie wird frühestens in sechs Monaten heimkehren, vielleicht dauert es auch ein Jahr", sagt die Leiterin des Museums Sibylle Küttner.

Momentan wird die Heilige im Landesdenkmalamt nämlich eingehend untersucht. Grundlagenforschung nennen das die Kunsthistoriker. Im Fokus steht die Frage: Wie war die ursprüngliche Fassung der Figur? Fassung bedeutet im Fachjargon Farbe. Die Restauratorin, die die Heilige vor dem Transport nach München im vergangenen Jahr angeschaut hatte, entdeckte Silber im goldenen Mieder. Nun fragen sich die Experten, wie kommt das dorthin?

In den 1940er Jahren wurde die Skulptur schon einmal restauriert, allerdings nicht so konservativ wie man es heute machen würde. Seinerzeit malte ein Künstler die Figur einfach neu an. Im Denkmalamt will man nun herausfinden, wie die Heilige im Original einmal aussah, was im Laufe der Jahrhunderte verändert wurde und wo die Neuerungen herkamen. "Viel ist von der Originalfassung nicht übrig", weiß Küttner schon jetzt. Dennoch will man versuchen, diese im Computer zu rekonstruieren. Ob man später etwas an der Heiligen verändert oder nicht, soll erst entschieden werden, wenn die Expertise fertig ist.

Auch wenn das Museum Starnberger See nun sehr lange auf ihr wertvollstes Exponat verzichten muss, ist Küttner nicht allzu traurig darüber. "Solange sie im Denkmalamt liegt ist sie gut aufgehoben", sagt sie. Denn Küttner und ihr Team entwerfen gerade ein neues Konzept für die Dauerausstellung. Seit den 1980er Jahren hat sich im Lochmannhaus nämlich nichts mehr verändert. Nun sollen die Exponate unter anderen Gesichtspunkten präsentiert werden. Man will sich mehr an den Interessen der Besucher ausrichten. So begeistern sich Schüler vor allem für die höfische Schifffahrt, das lokale Publikum will indes mehr über ihre Heimatgeschichte erfahren und um die Touristen anlocken zu können, will Küttner mit dem Tourismusverband zusammenarbeiten. "Wäre die Heilige nicht im Denkmalamt, müssten wir sie für viel Geld einlagern", sagt Küttner lächelnd. Ende des Jahres soll die neue Ausstellung fertig sein.

© SZ vom 18.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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