Die Unternehmen im Landkreis sind mit ihrem Standort im Fünfseenland sehr zufrieden. So lässt sich das Ergebnis der IHK-Standortumfrage zusammenfassen, an der sich im vergangenen Frühjahr 134 Firmen beteiligt haben. 44 verschiedene Standortfaktoren mussten nach dem Schulnotensystem bewertet werden. "Die Gesamtnote beträgt 1,9, vor zwei Jahren, bei der Standortumfrage im Jahr 2015, war es noch eine 2,1", sagte Martin Eickelschulte, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses bei einem Pressegespräch am Dienstagnachmittag. Ein weiterer Beleg für die Zufriedenheit: 85 Prozent der befragen Unternehmen würden sich wieder im Landkreis Starnberg ansiedeln.
Die größte Anerkennung äußern die Firmenchefs für Loyalität und Motivation ihrer Mitarbeiter mit der Note 1,9 und jeweils einer 2,0 für die Attraktivität des Wohnumfelds und die Anbindung ans Fernstraßennetz. Die schlechtesten Noten gibt es mit 3,9 für die Grundstückspreise, 3,8 für die Anbindung an den Schienenverkehr und 3,6 für die hohen Büro- und Gewerbemieten. Und genau bei diesem Punkt sehen die Unternehmen den größten Handlungsbedarf. "Es müssen bezahlbare Gewerbeflächen geschaffen werden", forderte Eickelschulte, auch wenn sich dies nicht von heute auf morgen verwirklichen lasse.
Es gibt aber auch andere Probleme. So weiß Eickelschulte von der Kreissparkasse zu berichten, die diverse Jobs im mittleren Management angeboten habe. Bundesweit hätten sich Bewerber gemeldet, angesichts des guten Gehalts und der Karrieremöglichkeiten. "Aber sie haben sich wieder zurückgezogen, als sie gesehen haben, wie hoch hier bei uns die Mieten und die Grundstückspreise sind." Auch in anderen Bereichen erweist der teure Wohnungs- und Immobilienmarkt als Hemmschuh für die Anwerbung neuer Fachkräfte, die auch die einheimische Wirtschaft dringend bräuchte. Und dann ist da noch das Thema Baugenehmigungen. Immer wieder kommt es laut Eickelschulte vor, dass ein Unternehmer "schnell mal einen Anbau braucht oder eine Zufahrt bauen muss." Doch es gebe eine Vielzahl unnötiger bürokratischer Hürden. "Ich weiß natürlich um die Arbeitsbelastung im Landratsamt", sagte Eickelschulte, "aber manchmal dauert es ewig und es geht um Details, bei denen du einen Vogel kriegst." Relativ schlechte Noten gibt es für die Einkaufsmöglichkeiten (2,8), das Kulturangebot (2,5) und das Angebot beruflicher Weiterbildung (2,9).
Auf der anderen Seite gebe es aber durchaus Verbesserungen, vor allem bei den Kommunen. "Wenn ein Firmenchef einen Termin beim Bürgermeister braucht, geht das meistens recht schnell, und oft sitzt gleich der Bauamtsleiter mit am Tisch." Man dürfe aber nicht vergessen, dass - statistisch gesehen - ein Unternehmen hundert Mal mehr Kontakte mit Behörden habe als eine Privatperson. "Aber wir stehen mit Landrat Karl Roth und der Wirtschaftsförderung des Landkreises in engem Kontakt, um sie für das Thema zu sensibilisieren." Verbesserungen erhofft sich Eickelschulte auch bei der Ausweisung von neuen Gewerbeflächen. "Es gäbe ja ausreichend Flächen", sagte der IHK-Chef. "Manche Bauern haben zehn Äcker, und schon zwei davon vergoldet. Mit dem Rest warten sie jetzt einfach ab."
Ein Blick über die Landkreis-Grenzen hinaus zeigt, dass der Starnberger Landkreis mit im Spitzenfeld liegt. Schlusslicht ist Garmisch mit einer Not von 2,5, die Bestnote erzielt die Stadt München mit 1,7. Die Landeshauptstadt punktet vor allem mit ihrem Image (1,6), der medizinischen Versorgung und ihrem Straßennetz (je 1,6). Dafür bekommt München aber mit 4,0 die schlechteste Note für die Preise für Gewerbegrundstücke. Der Landkreis Fürstenfeldbruck liegt mit 1,9 mit Starnberg gleichauf. Womit Eickelschulte durchaus zufrieden ist, aber er mahnt zugleich: "Es gibt noch einiges zu tun in unserem Landkreis. Denn ohne eine Starke Wirtschaft geht es nicht."