Starnberg:Gemeinsam schauen

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Sich im Biergarten (hier: in Herrsching) oder in der Kneipe zum Fußballschauen zu treffen, ist zwar nicht mehr neu, aber nach wie vor recht beliebt. (Foto: Georgine Treybal)

Am Freitag beginnt die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich. Viele Wirte bieten Public Viewing an

In diesen Tagen werden wieder Erinnerungen wach an das Sommermärchen. Genau vor zehn Jahren fand die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland statt - und es war die Geburtsstunde des gemeinsamen öffentlichen Spieleschauens, Public Viewing genannt. Ob im Strandbad Hechendorf oder im Gasthof in der Au in Starnberg, überall standen große Bildschirme, um die einzelnen Partien auch im Freien verfolgen zu können. Wenn am Freitag die Fußball-Europameister in Frankreich beginnt, wird es im Fünfseenland wieder viele Public-Viewing-Möglichkeiten geben. Die Starnberger SZ hat einen kleinen Überblick zusammengestellt, wo man gemeinsam Fußball schauen kann.

In der Kreisstadt haben Fußballfans die Qual der Wahl. Fernseher laufen in vielen Restaurants und Wirtshäusern, wenn Deutschland am Sonntag ins Turniergeschehen eingreift. Die wohl reizvollste Kulisse und die meisten Fernseher samt Großleinwand im Freien bietet H'ugos Beachclub Undosa direkt am Starnberger See. Auf 18 Bildschirmen werden nach eigenen Angaben alle Spiele übertragen. Ein guter Tipp, wenn nicht in Seenähe gelegen, ist die Sportgaststätte des SC Percha in der Heimatshausener Straße. "Ab Freitag wird jeden Tag auf einer Großleinwand übertragen", heißt es dort. Offen ist, ob im neugebauten Augustiner am Wörthsee die Spiele übertragen werden. Dort hatten die Betreiber, die Gebrüder Hippius, zwar bereits einen Antrag auf das Openair-Kino während des Fünfseen-Filmfestivals gestellt, von Public Viewing war jedoch laut Bürgermeisterin Christel Muggenthal noch keine Rede. Ihr zufolge stünde dem aber nichts entgegen: Der Gemeinderat hat schon mal ganz pauschal alle Veranstaltungen dieser Art genehmigt und sie bis ein Uhr nachts - sofern die Spiele nach 22 Uhr enden - von der Verordnung zum Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung freigesprochen.

Der Lärmschutz muss aber eingehalten werden, wenngleich ihn der Gesetzgeber für Public Viewings während der Europameisterschaft gelockert hat. Die Rede ist von etwa 65 Dezibel, die nach 22 Uhr nicht überschritten werden dürfen. Normalerweise liegt der Wert, der bei Veranstaltungen erlaubt ist, in allgemeinen Wohngebieten bei maximal 40 Dezibel, bei sogenannten seltenen Ereignissen, also bei zehn pro Jahr, dürfen bis zu 55 Dezibel nach 22 Uhr erreicht werden. Etwas günstiger werden für Wirte und Vereine auch die Gema-Gebühren, die bei der Übertragung von den EM-Spielen fällig werden. Sofern die Wiedergaben keinen eigenen Veranstaltungscharakter haben, etwa in Lokalen, im Einzelhandel oder an anderen öffentlichen Orten, wird eine Grundpauschale dafür von 65,82 Euro plus weitere Gebühren anderer Verwerter fällig. Summiert bedeutet das etwa 112 Euro, die für das Zeigen der EM-Spiele fällig werden. Erreicht die Übertragung allerdings die Kriterien einer besonderen Veranstaltung und findet sie in Räumen statt, die größer als 200 Quadratmeter sind, gelten die normalen tariflichen Vergütungssätze, die auf der Homepage der Gema einzusehen sind. Vielleicht liegt auch darin der Grund, warum es manche Gastronomen recht lange gezögert haben, ob sie übertragen oder eventuell ihr Lokal für diese Zeit komplett schließen. Denn wer beispielsweise ein reines Speiserestaurant führt, in dem Fußballübertragungen so gar nicht ins Konzept passen, muss während der EM mit herben Umsatzverlusten rechnen. Die Rede ist von 70, wenn nicht 80 Prozent, wie beispielsweise aus dem Restaurant Thymian in Dießen zu hören ist. Dabei, so heißt es dort, gebe es auch Menschen, die froh seien, nicht überall mit Fußball konfrontiert zu werden. Doch offenbar nicht genug.

Im Restaurant Schreyegg in Stegen wird beispielsweise grundsätzlich kein Public Viewing angeboten, während in direkter Nachbarschaft dazu im "Fischer am See" oder im Herrschinger Seehof auf die Übertragung der Spiele keineswegs verzichtet wird. Auch im Traubinger "Buttlerhof" gehört Public Viewing unbedingt ins gesellschaftliche Leben des kleinen Tutzinger Ortsteils. Auch im Stockdorfer Baumhäusl werden die Spiele gezeigt - wohlwissend, dass die Stammklientel dies gar nicht anders von Wirt Ralf Sengmüller erwartet. Ebenso dürften Biergärten ein guter Ort für Fußballübertragungen sein, wie etwa der Alte Wirt in Krailling. In Forst Kasten beispielsweise hat man sich hier auf einen guten Kompromiss verständigt: Während die Spiele bei schönem Wetter draußen zu sehen sein werden, bleibt das Restaurant im Inneren davon unberührt

© SZ vom 09.06.2016 / abec, pro - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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