Starnberg:Feuerwehr wird Herr im eigenen Gerätehaus

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Die Stadträte und Bürgermeisterin Eva John (hinten, 2.v.l.) sind sichtlich überrascht über den Besuch der rund 40 Starnberger Feuerwehrleute um Kommandant Markus Grasl (hinten rechts, mit roter Jackenkennzeichnung). (Foto: David Costanzo)

Die Brandretter wollen frei werdende Wohnungen in einen Jugendraum umbauen. Damit das Rathaus sich mit der Angelegenheit befasst, rückt die Truppe im Stadtrat an.

Von David Costanzo, Starnberg

Im Stadtrat hat es am Donnerstagabend gebrannt, auch wenn die Funken nur verbal flogen. Mehr als 40 Feuerwehrfrauen und -männer der Starnberger Wehren waren mit mehreren Einsatzfahrzeugen an der Schlossberghalle vorgefahren, um in der Sitzung in voller Montur ihr Anliegen gegen den Willen von Bürgermeisterin Eva John auf die Tagesordnung zu bringen - oder wie es Kommandant Markus Grasl nannte: "Druck auf die Leitung zu geben". Diese noch nie dagewesene Machtprobe gelang: Die Starnberger Feuerwehr wird wieder Herr im eigenen Gerätehaus.

Bislang gibt es in der Ferdinand-Maria-Straße zwei Dienstwohnungen mit 100 und 85 Quadratmetern, von denen eine im Mai, die andere wohl Ende des Jahres frei wird. Da die Brandretter mit dem übrigen Gebäude kaum auskommen und mehr Platz zum Beispiel für die Jugend brauchen, forderten sie von der Stadt, die Wohnungen nicht neu zu vermieten, sondern umzubauen - in Umkleide, Bad, Büros, Besprechungsräume und Jugendraum. Im Freien soll ein überdachter Raucherbereich und ein Grill dazukommen. "Wir sind im Gerätehaus nicht einfach nur Nutzer", sagte der Kommandant. "Das ist unsere Heimat." Da mache man auch keine Begehung ohne den Kommandanten, sagte er an die Adresse der Verwaltung.

Grasl hat das Amt erst im Februar übernommen und damit auch einen "historisch niedrigen Personalstand", wie er sagt. "Irgendwie funktioniert's mit der Jugendarbeit nicht." Seine Mannschaft habe sich bei Feuerwehren in der Region angeschaut, was die besser machen. Dort gebe es offene Häuser, wo die Jugendlichen "abhängen" können, sagte er, an der Spielkonsole zocken und laut Musik hören. Die beiden Wohnungen seien so hellhörig, dass man jedes Wort im Haus verstehe. Die Bewohner erreichen sie nur über die Treppen im Gerätehaus. Kurz: Wohnen und Feuerwehr schließen sich aus.

Seit zwei Jahren arbeitet Kommandant Grasl an dem Konzept, das Teil eines Zukunftsplans für die Brandrettung in Starnberg ist und einstimmig von aktiven Feuerwehrlern, hauptamtlichen Gerätewarten und Feuerwehrverein abgesegnet sei. Nun gehe es um die Umsetzung. Und wenn der Feuerwehrreferent im Stadtrat, Franz Heidinger (Bürgerliste), blockiert werde, müsse sich die Feuerwehr Gehör verschaffen.

Das gelang. Heidinger hatte zusammen mit CSU-Stadtrat Stefan Frey einen Dringlichkeitsantrag gestellt, den die Bürgermeisterin zunächst nicht auf die Tagesordnung nahm. Es sei ein Gespräch für Montag angesetzt, der Hauptausschuss könne am 16. April über die Frage beraten, sagte Eva John. Es gebe einen Unterscheid zwischen wichtigen Dingen und dringlichen. Die Antragsteller wollten dagegen für die Brandretter Klarheit haben. Gegen die Stimmen von John und WPS-Stadtrat Günther Picker nahm eine Mehrheit das Thema auf die Tagesordnung. Die Sache selbst ging einstimmig durch. Über die Kosten für den Umbau gab es noch keine Klarheit. Grasl soll demnächst auch sein Zukunftskonzept im Stadtrat vorstellen dürfen.

© SZ vom 24.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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