Starnberg:Erschreckende Zahlen

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"Netz gegen sexuelle Gewalt" soll Kreis-Zuschüsse bekommen

Von Michael Berzl, Starnberg

Ein Verein mit Sitz in Weilheim, der sich um Opfer sexueller Gewalt kümmert, hofft auf finanzielle Unterstützung aus Starnberg. Wie die stellvertretende Vorsitzende Ulrike Leiming im Jugendhilfeausschuss des Kreistags erläuterte, sollen sich außerdem die Landkreise Weilheim und Garmisch-Partenkirchen beteiligen. Was die Beratungsstelle vom "Netz gegen sexuelle Gewalt" leistet, wurde mit großem Wohlwollen aufgenommen. Einstimmig hat der Ausschuss beschlossen, in seiner Herbstsitzung zu entschieden, ob es eine Unterstützung gibt.

Die anteiligen Kosten für Starnberg würden sich auf knapp 35 000 Euro pro Jahr belaufen. Vorerst ist die Finanzierung der Beratungsstelle noch gesichert, dank "einer wahnsinnigen Fundraising-Aktion", wie die Sozialpädagogin Leiming sagte. Sie wäre aber glücklich über eine Finanzierungszusage der Landkreise bis spätestens Mai nächsten Jahres.

Schon jetzt wird die Beratungsstelle auch von Ratsuchenden aus dem Landkreis Starnberg in Anspruch genommen. Laut Statistik ist es jeder fünfte Fall. Wenn das Netzwerk präsent ist, könnten die Zahlen aber auch noch steigen. "Wir würden ein Angebot schaffen, das vermutlich mehr Fälle aufdeckt", sagte die Grünen-Kreisrätin Martina Neubauer in der Ausschusssitzung am Dienstag. Insgesamt sind die Zahlen erschreckend hoch. Etwa neun Prozent aller Kinder und Jugendlichen seien von sexuellem Missbrauch betroffen, sagte Leiming. "Das sind zwei in jeder Schulklasse." Die häufigsten Fälle passierten im familiären Umfeld.

Dem Eindruck in der ersten Beratung nach darf sich das Netz gegen sexuelle Gewalt große Hoffnungen machen, neu in den Förderkanon des Kreises aufgenommen zu werden. Andere Vereine und Institutionen verlassen sich seit Jahren auf regelmäßige Zuwendungen.

So erhält der Verein "Die Brücke" in diesem Jahr einen Zuschuss in Höhe von 144 000 Euro. Das Geld wird verwendet für die Personalkosten, für Anschaffungen und für den Verwaltungsaufwand. Mit der Brücke haben vor allem jugendliche Straftäter zu tun, die vom Amtsgericht zu Sozialstunden verurteilt werden und dort Anweisungen bekommen, was sie zu tun haben. Dem Arbeitskreis für Ausländerkinder hat der Ausschuss einen Zuschuss von 18 000 Euro gewährt und damit etwas mehr als bisher. Der Verein mit Sitz in Gauting bietet vor allem Hausaufgabenbetreuung für 90 Kinder und Jugendliche in Gauting, Krailling und Starnberg an, darunter auch Flüchtlinge aus Afghanistan. Zwei hauptamtliche Sozialpädagoginnen, Honorarkräfte und viele Ehrenamtliche sind im Einsatz. An die Psychologische Beratungsstelle für Ehe-, Familien und Lebensfragen des Bistums Augsburg in Weilheim gehen 7700 Euro. Im vergangenen Jahr hat die Beratungsstelle 40 Fälle aus dem Landkreis Starnberg registriert.

© SZ vom 15.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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