Starnberg:Enttäuschte Zuschauer

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Der faule Bauer, gespielt von Mane Abholzer, wird von seiner Frau (Sabine Maiß) zur Arbeit verdonnert. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Komödie "Kälberbrüten" fällt in Starnberg durch

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Wie macht er das nur? Er kann mit den Augen rollen wie ein Chamäleon, und das Blut in seinen Kopf hineinpressen, bis man meint, er platzt. Dann wieder fällt der Schauspieler Mane Abholzer in Zeitlupe hin oder erstarrt in einer Pose. Seine Partnerin Franziska Grünauer kann sich mit ihrer sportlichen Akrobatik durchaus mit bekannten Komikern messen. Auch im Grimassen schneiden ist sie perfekt. Ihr Auftritt in der grotesken Komödie "Kälberbrüten" am Freitag in der Schlossberghalle bewies jedoch, dass schauspielerisches Können und irrwitzige Pantomimen alleine nicht ausreichen, um das Publikum zum Lachen zu bringen. Das als Faschingsstück angekündigte Theater mag auf einer winzigen Kleinkunstbühne bei feierfreudigen Zuschauern durchaus ankommen. Im kühlen Charme der Schlossberghalle fiel es durch. Die meisten der Besucher im gut besetzten Saal verließen die Vorstellung vorzeitig.

Der Veranstaltungsmanager, Musiker und Schauspieler Wolfgang Ramadan hat die schräge Komödie von Hans Sachs ins Bairische umgeschrieben und führte auch die Regie. Wer es allerdings mit dem Kaspern und Kalauern übertreibt, läuft Gefahr, dass es irgendwann nicht mehr komisch wirkt. Und genau das ist passiert an diesem Abend. Hans Sachs hat das burleske Theaterstück um 1550 geschrieben. Und auch nach Jahrhunderten ist die Geschichte um den Geschlechterkampf noch immer aktuell. Ein tollpatschiger Bauer (Mane Abholzer) ist lustlos und stinkfaul, während seine Frau (Sabine Maiß) seit vier Uhr früh schuftet, um Haus und Hof nebst kleinem Baby sowie Büffel und Kalb zu versorgen. "Mit meiner Arbeit tätest du vor Anstrengung sterben", sagt sie und er ist der Meinung, dass sich das bisschen Haushalt von alleine macht. Es kommt, wie es kommen muss: Haus, Hof und Kind sind ab sofort sein Bier und die Frau verkauft den Käse auf dem Markt. Natürlich richtet der Mann nur noch Chaos an. Dabei wird er kräftig unterstützt von seiner Schwester (Franziska Grünauer) und dem Mann im Hintergrund (Peter Fischer), der abwechselnd den Ansager, Büffel, Engel oder Geist spielt. Bruder und Schwester lassen das Kalb in die Jauche-Grube fallen und abwechselnd das Essen verbrennen. Weil der Mann nicht weiß, wie er das alles seiner Frau beibringen soll, kommt er auf die Idee ein neues Kalb aus dem Käse auszubrüten, so wie Hühner ihre Küken aus den Eiern. Von da an wurde auf der Bühne gegackert und gebrütet, was das Zeug hielt.

Auch die anderen Kalauer nutzten sich ab. Der Kampf mit der Leiter, in dem sich der Held heillos verfängt oder die Redundanz des Schmerzes sind bekannte Stilmittel bei Slapstick-Sketchen. Mann oder Frau fällt über den Stuhl, stolpert blind über Gegenstände oder schlägt sich den Kopf an. Auf dem Boden liegt ein Rechen, selbstverständlich nicht ohne Grund. Natürlich tritt der Protagonist auf den Rechen und der Holzstiel schlägt mit voller Wucht auf die Nasenwurzel. Das erzeugt Stimmung.

Das Publikum zeigte sich zu Beginn noch gnädig. Selbst als Teller und Bonbons auf der Bühne und in die ersten Reihen flogen, spendete es noch großzügigen Applaus. Allerdings nahm die Enttäuschung unter jenen Zuschauern zu, die bayerischen Humor mit Biss erwartet hatten. Dass sich die Schauspieler nach der Pause noch auf die Bühne trauten, um das Stück zu Ende zu spielen, ist ihnen hoch anzurechnen.

© SZ vom 27.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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