Kulturwelle 5:Endgültiges Aus

Lesezeit: 2 min

Tourismusverband scheitert mit Kulturwelle, weil Kommunen den Geldhahn zudrehen.

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Es ist endgültig: Die Internetplattform für Kulturveranstaltungen im Landkreis, die Kulturwelle 5, die der Starnberger Tourismusverband betrieb, wird eingestellt. Das beschloss die Verbandsversammlung mit großer Mehrheit am Dienstag. Nur der Vorsitzende Bernhard Sontheim sprach sich für den Erhalt aus. Das Gremium, das vor allem aus den Bürgermeistern der Verbandsgemeinden besteht - also auch Seeshaupt, Münsing und Bernried -, weigerte sich, weiteres Geld in die Kulturwelle zu stecken. Auch der Landkreis, der durch Landrat Karl Roth repräsentiert wurde, sperrte sich gegen weitere Zuschüsse. Damit verschwindet eine digitale Kulturplattform, die mit hohen Erwartungen gestartet war, diese aber nie erfüllen konnte. Die Kulturwelle war die große Unbekannte, die bislang den Gemeinden 70 000 Euro kostete, aber von nur ganz wenigen Kommunen auf ihrer Homepage verlinkt wurde.

Zwar hatte Sontheim in dem Münsinger Kulturreferenten und Musikverleger Christoph Bühring-Uhle einen Befürworter mitgebracht, der an das Gremium mit viel Verve und Engagement appellierte, diese Möglichkeit "nicht sterben zu lassen", aber Rupert Monn, der Berger Bürgermeister, erdete sehr schnell die Ausführungen des Musikmanagers: "Wir müssen doch ehrlich sein und feststellen, dass es eine Totgeburt ist." Christian Schiller, Gemeindechef von Herrsching, wies auf einen anderen schmerzhaften Aspekt hin: Wegen der vielen Möglichkeiten, sich im Internet über Kulturveranstaltungen im Landkreis zu informieren, sei einfach kein Bedarf da gewesen. "Sonst hätte es sich bei den Nutzern herumgesprochen."

Dass die Bürgermeister und der Landrat sich weigerten, noch einmal Geld hineinzustecken, lag auch daran, dass der Tourismusverband in neue, größere Räume in Starnberg gezogen ist. Diese sind aber auch teurer in der Miete. Deshalb sollte an anderer Stelle gespart werden. Opfer der Sparpolitik wurde die Kulturwelle.

Immerhin beträgt der Verwaltungshaushalt des Tourismusverbands fast eine Million Euro. Wie Schiller nachgerechnet hatte, ist dies eine Erhöhung um 33,5 Prozent innerhalb von vier Jahren. "Es wäre schön, wenn wir wieder auf die 750 000 Euro zurückkehren könnten wie im Jahr 2011", bat Schiller. Die Kostensteigerung stehe nicht im Verhältnis zu dem, was der Verband den Gemeinden biete. Er hoffe, dass die Fusion mit der Wirtschaftsförder-GmbH, die vorbereitet wird, eine Entlastung für die Gemeinden bringe. Sontheim machte in der Diskussion aufmerksam, dass sich der Verband "keine besonderen Schmankerl" leiste. Den Haushalt genehmigte das Gremium dennoch einstimmig. Das lag auch daran, dass die Umlage für die Gemeinden um 4000 Euro sinken soll, obwohl die Personalkosten gestiegen sind, wie Sontheim betonte. Eine Feier gibt es noch: Im Herbst begeht der Verband sein 40-jähriges Bestehen.

© SZ vom 24.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: