Schlösser in Bilderrahmen:Eiserne Liebesbeweise

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Häufig künden Verliebte mit einem Vorhängeschloss, das sie an einem Brückengeländer befestigen, aller Welt von ihrem Glück. Jacques Reinartz aus Starnberg kam auf die Idee, die Schlösser lieber in einen Bilderrahmen zu verpflanzen - und ein Geschäft daraus zu machen.

Von Otto Fritscher, Starnberg

Die Geländer der Tierpark-Brücke in München sind voll davon, und auch im Fünfseenland gibt es die eisernen Liebesbeweise an Brücken und Gewässern, wenn auch viel seltener. So hängt etwa ein Vorhängeschloss, auf das zwei Namen graviert sind, an den Wehreinrichtungen bei der Fischtreppe in der Würm in Gauting, auch am Georgenbach, am wenig romantischen, dafür staugeplagten Tutzinger-Hof-Platz in Starnberg, haben Verliebte schon mal ein Schloss angebracht, um aller Welt ihre Zuneigung zu demonstrieren. Bis der Bauhof oder sonstwer mit einem Bolzenschneider der öffentlichen Affäre ein Ende setzt. "Genau das ist ja das Problem", sagt Jacques Reinartz.

Und er machte es anders. Als er und seine Ehefrau Katja am 21. April 2012 in Bad Wiessee heirateten, suchten sie nach einer Idee, um die Gäste einzubeziehen. Muss ja nicht immer ein Sketch sein. "So kamen wir auf die Idee mit den Liebesschlössern als Kunstobjekt. Jedes Paar, das auf der Hochzeit zu Gast war, konnte uns ein Schloss schenken. Die haben wir dann alle auf einem großen Rahmen befestigt. Und die Schlüssel in den Tegernsee geworfen", erzählt Jacques Reinartz.

Eine Idee, die ankam und Kreise zog. Mitte 2014 beschlossen die Reinartz', aus der bloßen Idee eine Geschäftsidee zu machen. Und sie gingen professionell zu Werke. Reinartz kennt sich im Kreativ-Business aus, er hat eine Werbeagentur in München, die sich auf schwer erklärbare Produkte aus Hightech und IT spezialisiert hat. Überhaupt sei er ein kreativer Typ: "Ich spinne gern mal rum und habe immer wieder mal Ideen, die ich ausprobiere". So weit gediehen wie mit den Loveframes ist allerdings noch keine. "Wir haben sogar Designschutz beim Deutschen Marken- und Patentamt in München beantragt und bekommen", sagt Jacques Reinartz. Und dann einen Internet-Shop aufgebaut und eine Firma gegründet.

Jacques Reinartz, 32, kommt aus Düsseldorf, seine Frau Katja, 34, aus Thüringen. Kennengelernt haben sie sich an der Bayerischen Akademie für Werbung und Marketing und zunächst in Gräfelfing gewohnt. Wegen des kleinen Sohn zogen sie dann ins Reihenhaus nach Starnberg.

Von hier aus forcieren sie jetzt die Idee mit den Liebesschlössern im Rahmen. "Wir beide haben aber nie ein Schloss für uns beide geschlossen, obwohl wir auch in Venedig waren, wo alles voll hängt mit diesen Schlössern", sagt sie. "Die Symbolik, die dahinter steht, ist aber eine schöne Geschichte", findet Jacques Reinartz. Das fanden auch viel Besucher der Hochzeitsmesse "Trau Dich" in München, auf der Reinartz einen Stand gebucht hatte. "Da kam ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung und sagte, sie müssten jede Woche irgendwo 60, 70 Schlösser abknipsen, damit sie nicht auf eine Straße herunterfallen. Da sei die Variante im Rahmen schon viel besser."

Im Online-Shop kann man sich Schlösser, Rahmen, Filzhintergrund und Text zusammenstellen. Reinartz baut das Ding dann höchstpersönlich zusammen, Kostenpunkt rund 80 Euro. Im Keller des Wohnhauses sieht es aus wie in der Werkstatt eines Hobbybastlers. Die Rahmen hat er von einem Händler in Estland, das Holz stammt von alten Häusern, die abgerissen worden sind. Die Schlösser sind deutsche Fabrikate, Reinartz achtet streng darauf, dass sie keine Kratzer im Lack haben. "Wenn man ein Schloss an die Brücke hängt, mag das egal sein, aber wenn es als Objekt in der Wohnung hängt, muss es schön sein", sagt er. Dann wird das passende Filz ausgesucht. "Merino Schafswolle", sagt sie. Die Ösen für das Schloss sind nicht einfach aus dem Baumarkt, sondern stammen aus der Yacht-Ausstattung. Der Zusammenbau erfolge millimetergenau. "Ich war handwerklich schon immer geschickt, weil ich mit meinem Vater außergewöhnliche Vogelhäuschen und Seifenkisten gebastelt habe", erinnert sich Reinartz. "Und wie laufen nun die Geschäfte mit den gerahmten Schlössern? "Wir sind nicht auf den regionalen Markt fixiert, über den Internet-Shop hatten wir schon Bestellungen aus ganz Deutschland und Anfragen aus Italien und den USA. Momentan haben wir im Monat mehrere Dutzend Bestellungen", sagt der Start-up-Unternehmer.

Ob Loveframe.de, so der Firmenname, heuer wieder auf die "Trau Dich" geht, steht noch nicht fest. "Das bringt zwar Kontakte, kostet aber viel Geld", sagt Reinarzt Es geht auch anders. In einem Babygeschäft in Gräfelfing hat er die Loveframes platziert. Mit Erfolg. "Gleich am Anfang kam ein halbes Dutzend Bestellungen. Und wir wollen natürlich noch mehr Vertriebspartner generieren", sagt Jacques Reinartz businessmäßig. Weiterer Plan: eine neue Graviermaschine kaufen.

Das Geschäft mit Glücksgefühlen und -symbolen lässt sich also gut an. Da heiße es aber auch, an Details zu denken. "Wir versenden die Schlösser im Organza-Säckchen, aber natürlich offen, bloß nicht versperrt", sagt Katja. Das müssen die Liebespaare schon selbst erledigen.

© SZ vom 08.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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