Starnberg:Eine Pause und vier Tote

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Faible für packende, dramatische Geschichten: Andreas Sczygiol, Intendant und Dirigent von "Oper in Starnberg". (Foto: celticonphotography / oh)

Oper in Starnberg stellt auf Musiktheater im Zwei-Jahres-Turnus um und zeigt 2018 Cherubinis "Medea"

Von Gerhard Summer, Starnberg

Weniger kann mehr sein: Das ehrgeizige Unternehmen "Oper in Starnberg" stellt nach drei Inszenierungen in Folge auf Musiktheater im Zwei-Jahres-Turnus um. 2017 legt das Projekt mithin eine Pause ein, 2018 nehmen sich der Intendant und Dirigent Andreas Sczygiol und die Regisseurin Ada Ramzews dann Luigi Cherubinis selten aufgeführtes Meisterwerk "Medea" vor, ein hochdramatisches und blutgetränktes Stück nach der Tragödie von Euripides.

Die Begründung: Es gehe um Qualität, nicht um Quantität. "Wir wollten uns die Zeit geben, die Werke wirklich künstlerisch zu erfassen und uns auszutauschen über die Interpretation und die Umsetzung des Stoffes auf der Starnberger Bühne", erklärt Sczygiol in einer Pressemitteilung. Für die Opernfans haben der Dirigent und sein Team so etwas wie Trost bereit: Sie könnten sich nun ein Jahr der Vorfreude hingeben. Abgesehen davon, dass jährliche Opernabende ein Kraftakt für alle Beteiligten sind, dürfte die Entscheidung, den Spielplan zu reduzieren, auch mit materiellen Gründen zu tun haben. Christine Brodt-Bastian, die für Organisation und Finanzierung im Verein zuständig ist, meint jedenfalls: "Wir wollen noch mehr Partner ins Boot von Oper in Starnberg holen und das Projekt immer mehr in Stadt und Landkreis verankern."

Sie spielt damit auf die Probleme an, Sponsoren zu gewinnen. Sczygiol hatte heuer ursprünglich Mozarts "Zauberflöte" in historischer Aufführungspraxis geben wollen, doch weil es nicht gelang, genügend Gönner für das teure Vorhaben zu finden, musste "Oper in Starnberg" umdisponieren. Profis und Laien brachten im Frühsommer "Orpheus und Eurydike" auf die Bühne der Schlossberghalle, eine vergleichsweise kostengünstige Produktion.

Mit Cherubinis "Medea" nehmen sich Sczygiol und Ramzews im Juli 2018 wieder einen großen, psychologisch komplexen Stoff aus der griechischen Mythologie vor: die Geschichte der Zauberin Medea, die Jason, dem Anführer der Argonauten, dabei hilft, das Goldene Flies zu erbeuten. Medea heiratet Jason, das Paar bekommt zwei Söhne, doch die Sache geht verheerend aus: Die Familie lässt sich in Korinth nieder, und Jason verstößt Medea, weil er die Tochter des Königs Kreon von Korinth zur Frau nehmen will. Aus Rache ermordet Medea Kreon und ihre Nebenbuhlerin, letztere mit einem giftgetränkten Kleid, und tötet ihre Kinder.

Dass die 1797 uraufgeführte französische Oper zu den Raritäten im Repertoire gehört, liegt auch an der immens schweren Titelpartie. Denn die Geschichte steht und fällt mit der Hauptdarstellerin. Maria Callas, die Primadonna assoluta, hatte einst Erfolge als Medea gefeiert, 1953 gab es für sie an der Mailänder Scala nach der Auftrittsarie angeblich zehnminütige Ovationen.

In Starnberg wird Marieke Wikesjo die Partie singen, die souveräne Technik, viel Gefühl und darstellerische Kunst erfordert. Die schwedische Sopranistin hatte schon 2015 bei den Aufführungen von Ruggero Leoncavallos Verismo-Tragödie "Bajazzo" an der Seite des umwerfenden Tenors Jason Papowitz ihr Gespür für Dramatik und Differenzierung bewiesen. Wie Scyzgiol mitteilt, wird Wikesjo im Winter 2016/2017 bei den Tiroler Festspielen in Erl die Violetta in Verdis "La Traviata" singen. Sie sei gleichsam in Starnberg entdeckt worden.

"Medea" steht am 5. und 8. Juli 2018 in der Schlossberghalle Starnberg auf dem Programm. Weitere Infos unter www.oper-in-starnberg.de.

© SZ vom 24.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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