Starnberg:Ein Gegenpol zur lauten Wiesn

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Auch Ex-Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger spielte auf dem Akkordeon beim Musikantentag in Starnberg freudig mit. (Foto: Nila Thiel)

Beim Musikantentag im Museum Starnberger See sind 20 Volksmusikgruppen dabei - so viele wie noch nie. Erstmals angeboten wird heuer auch ein Volkstanzkurs für Anfänger

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

"Wir reden nicht, wir spielen", soll der berühmte bayerische Musiker und Volksliedsammler Kiem Pauli einmal gesagt haben. Unter diesem Motto traten am Sonntag auf dem Musikantentag im Museum Starnberger See insgesamt 20 Volksmusikgruppen auf. Die Veranstaltung, die jedes Jahr mehrere hundert Besucher anzieht, ist nicht nur bei den Fans der Volksmusik sehr beliebt. Auch unter den Musikern, die übrigens alle ohne Gage spielten, hat sich das Treffen herumgesprochen. Mit 50 Mitwirkenden kamen diesmal so viele Musikanten wie noch nie.

Gerade zur Wiesn-Zeit hebt sich die Veranstaltung mit der Musik im traditionellen Stil wohltuend ab von den lauten Party-Auftritten auf dem Münchener Oktoberfest. "Wer die leisen, ruhigen Töne liebt, für den ist es fast so etwas wie eine Gegenveranstaltung zur Wiesn", sagte Kreisheimatpfleger Manfred Schulz, der den Musikantentag vor sieben Jahren initiiert hatte. Er und Museumsleiterin Sibylle Küttner sind inzwischen ein eingespieltes Team. Schulz organisiert die Volksmusikgruppen, Küttner das Rahmenprogramm. Zwar hatten die Musiker, die im Hof vor dem Museum aufspielten, sichtlich unter Wind und Regen zu leiden, doch die Besucher ließen sich den Spaß nicht verderben. Die Bänke im Biergarten gut besetzt; denn viele Spaziergänger auf der Seepromenade hörten die Musik und schauten spontan im Museum vorbei. Im Gebäude selbst herrschte eine heimelige, gemütliche Stimmung. In einer Stube im Lochmannhaus ist zarte Saiten-Musik zu hören, im Raum daneben wird gesungen. Die Besucher können zwischen den einzelnen Räumen wechseln und auf diese Weise mehrere Auftritte gleichzeitig verfolgen. Überall ist gute Laune zu spüren. "Die Besucher lieben diese Atmosphäre", stellt Schluz fest.

Museumsleiterin Küttner, die mehr als 20 Jahre lang in Hamburg gelebt hat, ist begeistert von der bayerischen Musik. Dass es in der Region Familien gibt, die zuhause noch gemeinsam Musik machen, findet sie faszinierend. Diese Tradition sei absolut nicht rückwärtsgewandt, sagt sie. "Es ist eine enorm lebendige, sich ständig weiter entwickelnde Musik." Für ein Museum, das der Bevölkerung die gesamte Bandbreite von Tradition und Moderne in der Region zeige, sei es auch Aufgabe die Volksmusik einem breiten Publikum nahezubringen. Vor allem mit ihrem Kinderprogramm, wie etwa die Möglichkeit selbst ein Musikinstrument zu bauen, hofft Küttner zudem neue Besucher fürs Museum gewinnen zu können. Und der Kurs "Musikinstrumentenbau für Groß und Klein", den die Musikschule Starnberg anbietet, ist in der Tat sehr gut besucht.

Neu ist heuer auch ein Volkstanzkurs für Anfänger. "Auseinand und wieder zam, drehn, drehn, drehn", gibt Helmut Schmücker das Kommando für den "Boarischen". Zunächst zeigt er einfache Volkstänze, dann geht er zum Landler über. Dieser Tanz zeichne sich aus durch seine schönen, für jedes Dorf speziellen Figuren, erklärt er. Weil die Burschen aus dem Nachbardorf die Figuren nicht beherrschten, konnten sie die Madln nicht wegschnappen. Die Besucher schauen fasziniert zu, sind aber nur schwer zum Tanzen zu motivieren. Erst allmählich kann Schmücker die Leute aus der Reserve locken.

© SZ vom 06.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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