Starnberg:Dramatische Veränderungen

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Gefährdet und auf dem Rückzug wie viele Wiesenvögel: die seltene Bekassine, die Feuchtgebiete braucht.. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Fachleuten zufolge ist die Zahl der Feld-, Wald- und Wiesenvögel stark gesunken

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Extensive Landwirtschaft und Nistplatzmangel: In der Natur haben sich in den vergangenen Jahren sehr starke Veränderungen ergeben. Davon sind der Landesbund für Vogelschutz (LBV) und der Bund Naturschutz (BN) überzeugt. "Der Rückgang der Feld-, Wald- und Wiesenvögel ist dramatisch, vor allem bei den Wiesenbrütern", hat der Vorsitzende der LBV-Kreisgruppe Starnberg, Horst Guckelsberger, festgestellt.

Den Kulturpessimismus des Naturschutzbeauftragten im Landkreis, Manfred Schelle, hält er daher "in gewisser Weise" für berechtigt. Für die These, es liege am Nahrungsmangel, dass die Vogeljungen verhungern, gibt es laut Guckelsberger keine Beweise. Das Thema werde aber auch nicht untersucht. Bei der Fütterung drängen sich normalerweise immer die zwei Stärksten vor und die anderen Geschwister verhungern. "Das ist Natur", so der Vogelschützer.

Auch nach seinen Erfahrungen ist jedoch der Rückgang der Insekten enorm. Damit werde den Vögeln die Nahrungsgrundlage entzogen. Gründe dafür gibt es seiner Ansicht nach viele. Die Wiesen werden zu häufig gemäht, sagt er, es gibt keine Abstände zwischen den Feldern mehr, und durch die starke energetische Abdichtung an den Häusern mangele es an Nistplätzen. Wenn man die Vögel ganzjährig füttert, sei die Freude an der Beobachtung zwar unersetzlich, aber "der Natur hilft es nicht wirklich", weiß der Fachmann.

Hinzu kommt: Im Gegensatz zu den Haustieren gibt es für Wildtiere keine gesetzlichen Regelungen, wie Vogelschützer Guckelsberger bedauert. Man könne aber die Vereine unterstützen, die den in freier Wildbahn lebenden Vögeln helfen, beispielsweise wenn man den Betrag, den man pro Monat für Futter ausgibt, zusätzlich spendet.

"Es ergeben sich Veränderungen, die manche als dramatisch bezeichnen", sagt auch der BN-Kreisvorsitzende Günter Schorn. Allerdings ist er davon überzeugt, dass sich die Natur selbst wieder einen Ausgleich schafft. Waldtiere wie Amseln oder Füchse kommen jetzt in die Wohngebiete, weil sie dort noch Futter finden. Andere Tiere, beispielsweise Amphibien, leiden unter Spritzmitteln und Insektiziden. Sie werden unfruchtbar.

"Es hat sich durchgesetzt, dass alles totgespritzt wird", etwa durch Glyphosat, erklärt Schorn. Die Naturschützer seien aufgerufen, dagegen anzukämpfen. Der Bund Naturschutz habe bereits in einigen Fällen Erfolg gehabt. "Wir geben die Hoffnung nicht auf", sagt Günter Schorn.

© SZ vom 28.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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