Starnberg:Die Schatzhüterin

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Sibylle Küttner ist neue Leiterin des Museums Starnberger See in Starnberg.

Gerhard Fischer

Das Museum Starnberger See hat eine neue Chefin: Sybille Küttner. Foto: Georgine Treybal (Foto: Georgine Treybal)

Starnberg- Jeder, der Kinder hat, kennt das. Man schleppt sie ins Museum, um ihnen zu zeigen, was Kunst ist, wie die Menschen früher gelebt haben oder wer etwas erfunden hat. Aber die Kinder interessiert das nicht. Sie kauen Kaugummi, vergraben die Hände in den Taschen und weißeln die Museumsdecke mit ihren Augen, die sie gelangweilt nach oben drehen.

Sibylle Küttner war nicht so. "Ich hatte als Kind nie diese Abneigung gegen Museen", sagt sie. Auch Kirchen liebte sie und später, als sie erwachsen wurde, kam eine Affinität für Friedhöfe dazu. "Wenn man Museen, Kirchen und Friedhöfe besucht, lernt man die Gegend kennen, in der man sich befindet." Momentan lernt Küttner das Fünfseenland kennen. Sie ist nämlich die neue Leiterin des Museums Starnberger See.

Küttner hat Anfang November angefangen, als Nachfolgerin von Frauke Oelbauer, und wenn sie Besucher empfängt, dann ist sie noch eine Suchende (nach der geeigneten Teetasse), eine sympathisch Unvollkommene (keine Visitenkarte) und eine, die sich erfrischend darüber freuen kann, wenn sie wieder etwas gelernt hat im neuen Haus. "Heute habe ich zum ersten Mal die Alarmanlage entschärft", sagt sie. Sibylle Küttner wirkt dynamisch und offen, und man gewinnt sofort den Eindruck, dass sie nicht nur das mit der Teetasse, den Visitenkarten und der Alarmanlage perfektionieren, sondern auch, dass sie dieses Museum gut führen wird. Lieb gewonnen hat sie das Haus bereits, es sei "ein echter Schatz", den sie hüten, pflegen und weiterentwickeln wolle.

Sibylle Küttner ist in Nordhessen aufgewachsen, sie studierte Geschichte, Geografie und Archäologie und arbeitete zuletzt beim Hamburger Helms-Museum - als Leiterin der Abteilung Harburger Geschichte. Dort war sie elf Jahre lang, dort hatte sie eine unbefristete Stelle, dort hätte sie bequem bleiben können bis zur Rente. Aber sie hatte das Gefühl, dass sie an Grenzen stoße, institutionell und persönlich, dass sie etwas Neues ausprobieren wolle. Abenteuer statt Sicherheit und Gewohntem: Deshalb kam sie nach Starnberg.

Noch kann sie nicht sagen, was sie anders machen wird als Leiterin des Museums; dafür sei es zu früh. Erst mal muss sie alles kennenlernen, Arbeitsabläufe, die bisherigen Ausstellungen, die Mitarbeiter. Aber schon jetzt kann sie sagen, dass sie nicht alles über den Haufen werfen wird. "Die eingeschlagene Richtung ist gut", sagt sie.

Bloß eines steht bereits fest: Sibylle Küttner will die Starnberger einbeziehen. In Harburg hat sie die Bürger online gefragt, wie das Museum aussehen solle. Jeder konnte sich einloggen, jeder konnte frei losdiskutieren, einige sehr gute Rückmeldungen seien gekommen. "Ich war die erste Museums-Leiterin im deutschsprachigen Raum, die so etwas gemacht hat", sagt sie. Mal sehen, was sie sich in Starnberg einfallen lässt.

© SZ vom 13.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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