Nach dem Dauerregen:"Die Kartoffeln bräuchten Schwimmflügel"

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Kreisbäuerin Anita Painhofer formuliert recht griffig, was sich viele Bürger denken: Es hat in der letzten Zeit einfach viel zu viel geregnet. Auch der Mais ist teilweise auf den Feldern bereits ersoffen

Von Astrid Becker und Wolfgang Prochaska, Starnberg

Die schweren Regenfälle in den vergangenen Tagen und das durchwachsene Wetter machen sowohl den Bauern als auch den Biergartenbesitzern im Fünfseenland zu schaffen. Wie Kreisbäuerin Anita Painhofer an ihrer Messstation in Geisenbrunn abgelesen hat, sind bis Dienstag 55 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. "Das ist zu viel des Guten", sagt sie. Unter der hohen Feuchtigkeit im Boden würden vor allem die Kartoffeln und die Gerste leiden. "Die Kartoffeln bräuchten eigentlich Schwimmflügel, aber sie sind ja keine Wasserpflanzen." Da hat sie recht.

(Foto: Robert Haas)

Auch die Maispflanzen und die Zuckerrüben sind von der anhaltenden Nässe betroffen. "Der Boden ist übersättigt, in den Senken steht das Wasser", hat die Geisenbrunner Bäuerin, die mit ihrem Mann eine Landwirtschaft betreibt, beobachtet. Vor allem für die Gerste, die gerade abgeblüht ist, wäre jetzt Sonne und viel Wärme wünschenswert. Diesen Wunsch können die Meteorologen der Starnberger Kreisbäuerin nicht erfüllen. Am Mittwoch wird es zwar sonnig werden, aber die darauffolgenden Tage, so prophezeit es der Wetterbericht für die Landwirtschaft, der in Weihenstephan für die Bauern zusammengestellt wird, soll es wieder regnerisch werden bei weiterhin niedrigen 18 oder 19 Grad Celsius. Für Painhofer sind die Aussichten deshalb nicht so "prickelnd". Zwar ist für sie diese Wetterlage nicht neu, was ihr eher Sorge bereitet sind die zunehmenden extremen Wetterlagen. Was heißen soll: Entweder es regnet wie aus Kübeln und das anhaltend oder es gibt über einen langen Zeitraum eine große Trockenheit.

Regen, Regen, Regen: Die Wirte, die auf die Umsätze im Biergarten angewiesen sind, leiden sehr unter den kühlen Temperaturen. (Foto: Georgine Treybal)

"Wir hoffen, dass es sich beruhigt und werden das Beste draus machen", sagt Painhofer. Ähnlich gelassen sieht es auch ihr Kollege, Kreisbauernobmann Georg Zankl. "Der Mais ist teilweise auf den Feldern ersoffen, aber es hält sich in Grenzen." Zankl meint damit vor allem die Felder im westlichen Landkreis, die ein etwas anderes Klima haben als die südlichen Teile des Landkreises, die näher an den Alpen liegen und durchschnittlich mehr Niederschlag vorweisen. Sein Fazit lautet aber: Lieber zu nass als zu trocken. Die Wirte sehen das etwas anders. Sie wünschen sich vor allem laue Sommernächte - und das mal über einen längeren Zeitraum hinweg. "Es fehlt die Kontinuität", sagt beispielsweise Daniela Heide vom "Heide Volm" in Planegg. Vor allem die Kapriolen, die das Wetter schlägt, bereiten ihr Kopfzerbrechen. Beispielsweise am vergangenen Sonntag, als sie eigentlich den Auftritt einer Band aus dem Allgäu in ihrem Biergarten geplant hatte. Um 13 Uhr, erzählt sie, wollten die Musiker wissen, ob es sich lohne, anzureisen. Sie musste absagen, weil es am Nachmittag zu regnen begann. Am Abend, gegen 17.30 Uhr, sei es plötzlich wieder schön geworden - doch für den Event war es zu spät. Auch die gesamte Personalplanung sei derzeit sehr schwierig: "Wenn es vormittags schlecht ist, sagen wir den Aushilfen ab. Wenn wir sie am Nachmittag bräuchten, haben sie oft schon etwas anderes vor." Zum Glück könne sie noch über Stammpersonal verfügen, das auch mal spontan einspringe. Ähnliches erlebt derzeit auch Sabri Konxheli von der "Kraillinger Brauerei". 1800 Plätze hat er in seinem Biergarten, der damit zu den größten in der Region gehört. Er klagt vor allem über die vielen Wetterapps, die seine Gäste verwirren: "Sagen sie schlechtes Wetter an, kommen die Gäste von weiter her nicht - außer vielleicht die Menschen aus der Umgebung." So sieht das auch Generoso Aurigemma. Er betreibt den "Il Kiosko" am Wörthsee - neuerdings auch noch Laden und Kiosk des Campingplatzes am Pilsensee - und ist ein reiner Freiluftgastronom. 50 Prozent weniger Umsatz hat er bis jetzt im Vergleich zur vergangenen Saison gemacht. Auch er sieht in den Apps eine Gefahr für sein Geschäft. Sie lieferten keine verlässlichen Daten - und dies auch noch mit zu großer Verzögerung, meint er. Daher will er für das nächste Jahr eine Webcam installieren. Und heuer empfiehlt er den Gästen: "Einfach anrufen - und sich nicht auf den Wetterbericht verlassen."

© SZ vom 17.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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