Starnberg:Die Braune für alle

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Der Abfallwirtschaftsverband führt mit sanftem Druck flächendeckend die Biotonne ein

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Es wird Ärger geben, das weiß Peter Wiedemann schon jetzt. Denn der Geschäftsführer des Abfallwirtschaftsverband Starnberg (Awista) will mit sanftem Druck auch jene Grundstücksbesitzer, die bislang noch keine Biotonne haben, davon überzeugen, sich diesen braunen Sammelbehälter anzuschaffen. Wiedemann hat den Gesetzgeber auf seiner Seite, wie er bei einem Pressegespräch am Donnerstag erläuterte. Denn seit 1. Januar 2015, also seit mehr als einem Jahr, ist es nicht mehr freiwillig, sondern verpflichtend, eine Biotonne zu halten.

8700 Grundeigentümer, das hat die Awista-Datenbank ergeben, haben sich dieser Pflicht entzogen. In knapp 30 000 Haushalten wird schon ordentlich getrennt. Alle jene, die es nicht tun, erhalten in diesen Tagen ein Schreiben des Abfallverbands, in der per Rückmeldekarte gefragt wird, in welcher Größe die Biotonne zugestellt werden soll. Sollte jemand mit anderen Nachbarn einen Biobehälter teilen, kann er diesen Fall ankreuzen. Ein Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung ist auch möglich. Dann müssen allerdings gute Gründe vorgebracht werden.

Die flächendeckende Einführung der Biotonne ist aus Sicht des Awista auf jeden Fall sinnvoll. Von den 107 Kilogramm Restmüll, den jeder Landkreisbürger durchschnittlich im Jahr produziert, sind 35 Kilo, also gut ein Drittel, organische Abfälle, die eigentlich in die Biotonne gehören. Das wären Essensreste, Servietten, ungenießbare Lebensmittel und vieles mehr, aber keine Plastiktüten oder verpackte Lebensmittel. Darauf machte Wiedemann besonders aufmerksam.

Im vergangenen Jahr betrug die gesamte Biomüll-Menge 8913 Tonnen. Der organische Abfall wird in einer Biogasanlage bei Erding zur Wärme- und Stromerzeugung genutzt. "Eine bessere Mülltrennung dient auch dem Klimaschutz", sagte Wiedemann. Gleichzeitig fällt ein Drittel weniger Restmüll an, was die positive Folge hat, dass der Landkreis weniger bezahlen müsste. Der Restmüll wird in München verbrannt, zu einem Preis von 200 Euro pro Tonne. Dieser wirtschaftliche Aspekte ist Wiedemann auch wichtig: "Mit der Biotonne trägt jeder zur Stabilität der Müllgebühren bei."

Hausbesitzer, die einen Komposthaufen im Garten haben und dort den Grasschnitt, Laub oder Äste sammeln, sind von der Pflicht nicht ausgenommen. "Ein Komposthaufen allein genügt nicht", betonte der Awista-Chef. Die Biotonne stellt der Awista kostenlos und kann in den Größen 60, 120 und 240 Liter bestellt werden. Alle 14 Tage und wöchentlich im Sommer in den Monaten Juli und August wird die Biotonne geleert. Ein Service, der laut Wiedemann in der Region München einmalig ist.

Und was ist mit Verweigerern? "Wir appellieren an alle mitzumachen", sagte Wiedemann. Er wolle nicht die Restmülltonnen kontrollieren lassen. Sollte es dennoch keine Einigung geben, wird per Duldungsbescheid ein Biobehälter angeliefert. "Eine Biotonne gehört zur Grundausstattung", so Wiedemann. Das stehe in der Awista-Satzung. Vier Wochen haben die angeschriebenen Grundeigentümer Zeit, zu antworten.

© SZ vom 12.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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