Starnberg:Den Enterokokken auf der Spur

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Mit einem solchen Gerät lässt sich der Chlorgehalt im Wasser überprüfen. In den betroffenen Gemeinden sollte das Trinkwasser dennoch abgekocht werden. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Bakterien im Brunnen rufen Wasserversorger, Gesundheitsamt und Bürger auf den Plan. Die Vorsorge-Maschinerie läuft an

In Speiseeis kommen sie vor, im Camembert und Ziegenkäse auch, ebenso in einigen Wurstsorten, doch im Trinkwasser dürfen sie nicht sein: Enterokokken. Schon ein minimaler Enterokokken-Befund reicht aus, um Wasserversorger, Gesundheitsamt und Bevölkerung zu alarmieren und die Vorsorge-Maschinerie in Gang zu setzen, so wie vergangene Woche im Landkreis Starnberg, als bei einer Probe aus dem Brunnen 2 im Unterbrunner Holz ein geringer Befall festgestellt wurde.

"Die Trinkwasserverordnung schreibt vor, dass das Leitungswasser null Bakterien enthalten darf", sagt Lorenz Schröfl, Leiter des Gesundheitsamtes Starnberg. Der Brunnen im Wald bei Unterbrunn, der zur Wassergewinnung Vierseenland gehört, wurde also sofort vom Netz genommen, die Gemeinden, die Trinkwasser vom Wasserversorger beziehen, wurden informiert. Betroffen sind Weßling, Wörthsee und Seefeld, die Ortsteile Buch, Bachern und Schlagenhofen in der Gemeinde Inning, Frieding und das Gewerbegebiet Rothenfeld in der Gemeinde Andechs, Widdersberg, Landstetten, Perchting, Jägersbrunn und Sonnau auf Starnberger Flur sowie Maising und Seewiesen in der Gemeinde Pöcking mit insgesamt zirka 18 000 Einwohnern.

"Wir haben sofort mit der Chlorung begonnen und sobald am Freitag, kurz vor Mittag der Bescheid vom Landratsamt vorlag, haben wir im Internet informiert, haben den Prüfbericht auf die Homepage gestellt und etwa 50 Einrichtungen direkt angerufen, wie die Klinik Seefeld, das DLR und alle Kindergärten und Unternehmen, die wir erreichen konnten", sagt Hermann Doblinger von der AWA Ammersee.

Enterokokken sind Indikatoren für Keime, die von außen ins Wasser gelangen. Allerdings wurden weder gefährliche coliforme Bakterien noch E-Coli-Bakterien im Wasser festgestellt. Es werden täglich weitere Proben genommen. Wie und wo genau die Bakterien in den Brunnen 2 gelangten, konnte nicht geklärt werden. Nach Arbeiten am Brunnen waren drei Proben negativ, so dass der Brunnen ans Netz konnte. Bei der ersten Probe danach wurden Enterokokken festgestellt. Als weitere Vorsichtsmaßnahme hat das Gesundheitsamt Starnberg angeordnet, dass das Leitungswasser, das zum Trinken oder zur Zubereitung von Essen benutzt wird, abgekocht werden muss. Das gilt als Vorsichtsmaßnahme, solange bis gewährleistet ist, dass auch das letzte Haus eines Ortsteils durch die Chlorung erreicht ist. "Wir haben ein ländlich strukturiertes, fast 550 Kilometer langes Leitungsnetz", so Doblinger.

Gechlort wird voraussichtlich bis zum 25. Oktober. Dabei wird einem Liter Trinkwasser zwischen 0,05 und 0,2 Milligramm Chlor zugesetzt. Wie lange das Wasser noch abgekocht werden muss, wird in der kommenden Woche vom Gesundheitsamt mitgeteilt. Die AWA Ammersee hat zudem gleich ein Infotelefon eingerichtet und alle Mitarbeiter aus dem Urlaub zurückgeholt. "Die Mitarbeiter waren Tag und Nacht im Einsatz. Unsere Hotline war übers ganze Wochenende besetzt, von 6.30 Uhr in der Früh bis um 23 Uhr", betont Doblinger. Insgesamt haben sich 274 Bürger direkt beim Wasserversorger informiert. Gechlortes Trinkwasser kann eine Gefahr für Allergiker sein. Und für Fische im Aquarium.

© SZ vom 13.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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