Starnberg:Bunt und billig

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Die Stadt Starnberg hat eine neue Bürgerbroschüre entworfen

Von Peter Haacke, Starnberg

Die überschaubare Starnberger Medienwelt hat Zuwachs bekommen: Neben Tageszeitungen, Werbeblättern, Verbandszeitschriften, Rundbriefen und Blogs gibt es nun auch den "Blickpunkt Stadt Starnberg". Das neue Infoblatt der Stadtverwaltung ist der digitale Nachfolger des "Stadtgesprächs", das es im Lauf der Jahre als unregelmäßige Wurfsendung an rund 14 000 Starnberger Haushalte auf mehr als hundert Ausgaben brachte und zumeist mit Sachinformationen glänzte. Doch damit ist es nun vorbei: Der "Blickpunkt" soll monatlich erscheinen, wahlweise im Internet unter www.stadt-starnberg.de oder per E-Mail als Newsletter. Das Erstlingswerk aus dem Rathaus, das bei der Bürgerversammlung am 17. November auch in Papierform vorliegen soll, besticht aber nicht allein durch originelle Themenwahl, sondern hat auch den Argwohn einiger Stadträte erweckt. Denn das Layout verantwortete die Firma Lipographie, ein Unternehmen von Christine Lipovec. Die Stadträtin gehört - ebenso wie Bürgermeisterin Eva John - dem Bündnis Mitte Starnberg (BMS) an.

Kurz vor den Herbstferien erschien das Infoblatt, das Lena Choi - persönliche Referentin der Bürgermeisterin - redaktionell verantwortete. Herausgekommen ist eine Art Leistungsschau: John weiht einen Steg, Geh- und Radwege ein, besucht einen Kinderhort, verstärkt das Ordnungsamt. Zudem wird die "Vorfreude" auf ein neues Sport- und Wellnessbad 2017 geschürt, Hörbehinderte erfreuen sich an Induktionsschleifen in öffentlichen Gebäuden. Dazu eine Terminvorschau, und auf vier Seiten ist die Bürgermeisterin fünffach im Bild. Banalitäten wie Verkehrsentwicklungsplan, Seeanbindung, Straßenausbaubeitragssatzung, Gerichtsverfahren, Baumschutzverordnung, Centrum, Gewerbegebiet Schorn, Finanzen oder Asylbewerber fehlen. Die Themen sollen laut Choi - auch zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Starnbergs - "alles, was so in letzter Zeit passiert ist in der Stadt", widerspiegeln: eine "bunte Mischung mit Bildern und schönen Texten".

Das Layout dagegen hat Lipovec verantwortet, eine Freundin der Bürgermeisterin aus gemeinsamen Tagen im Landratsamt und BMS-Parteikollegin. Die politische Konkurrenz empfindet die Auftragsvergabe daher nicht als wirklich glücklich. So verspürt etwa Patrick Janik (UWG) einen etwas "faden Beigeschmack" angesichts einer womöglich internen BMS-Auftragsvergabe; zurückhaltender gibt sich Stefan Frey (CSU), der hofft, dass "bei der Erstellung der offiziellen Stadtbroschüre die üblichen Gepflogenheiten kommunaler Auftragsvergabe nicht übersehen worden sind". Bürgermeisterin John weist die Vorwürfe von sich: Tatsächlich habe Lipovec das Design für die Broschüre "ehrenamtlich und ohne Berechnung" erstellt. Lediglich der Aufwand für den Satz wurde auf Stundenbasis honoriert - "und da hatte sie den günstigsten Stundensatz". Nach Auskunft von Lipovec hat das Entgelt sogar "weniger als 100 Euro" betragen.

"Mit dem Blickpunkt Stadt Starnberg", heißt es auf der Homepage der Stadt, "bieten wir unseren Bürgern regelmäßig einen transparenten Einblick in alle städtischen Bereiche und intensivieren gleichzeitig unsere Kommunikation nach außen." Das Konzept soll allerdings noch verfeinert werden - auch unter Mithilfe von Lipovec.

© SZ vom 12.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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