Starnberg:Besserwisser müssen draußen bleiben

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Ein neuer Verein will sich verstärkt um die baulichen Belange Starnbergs kümmern: das "Forum für Stadtentwicklung"

Von Peter Haacke, Starnberg

Die Themenliste ist lang, es geht um die Zukunft Starnbergs. Ob Bau-, Kultur- Stadt- und Verkehrsentwicklung, Seeanbindung, Gewerbegebiet, Haushalt oder Baumschutz: Die Kreisstadt steht zweifellos vor enormen Herausforderungen. Dabei ist die aktuelle politische Situation alles andere als überschaubar: Nunmehr neun Fraktionen unter Leitung von Bürgermeisterin Eva John bestimmen über das Schicksal der Stadt.

Dem vielfältigen Themenkomplex will sich nun ein neu gegründeter Verein widmen: Das "Forum für Stadtentwicklung" präsentiert sich erstmals am Dienstag, 14. Juni, um 19 Uhr mit einem Infoabend im Gasthof "In der Au". Motto des Abends: "Allee adieu? Wird die Kaiser-Wilhelm-Straße dem Verkehr geopfert?" Der neue Verein unter Vorsitz von Holger Knigge, der insgesamt 36 Jahre lang für die SPD Mitglied des Stadtrats war, sieht sich als Nachfolger des "Stadtbauforums", das jedoch unter Vorsitz von Iris Ziebart seit 2003 nicht mehr aktiv war. Die Nachfolgeorganisation möchte ebenfalls ein Fachforum für Architekten, Rechtsanwälte, einstige Mandatsträger und Ingenieure, aber auch für sonstige kommunalpolitisch Interessierte sein, die sich für Starnberg einbringen wollen. Angestrebt wird eine "Scharnierfunktion" zum Stadtrat, um "bestimmte Dinge voranzubringen", erklärte Knigge im Rahmen einer Pressekonferenz am Freitag. Insbesondere "versierte Fachleute" sollen sich zu Wort melden, konstruktive Hilfe bieten und Einfluss nehmen. Allerdings sei "kein Forum für Besserwisser" angestrebt.

Nach einem Jahr Vorbereitung wurde das "Forum für Stadtentwicklung" erst kürzlich als Verein eingetragen. Gründungsmitglieder sind neben Knigge und seinem Stellvertreter Carsten Münster, Kassier Helge Walter, Alois Brunner, Altbürgermeister Ferdinand Pfaffinger, Erwin Seetaler sowie Mario Stock; im Beirat sind Otto Gaßner und Fritz Urban. Obwohl es vertraute Namen aus der Kommunalpolitik sind, sieht sich das Forum als weitgehend unpolitisch. Das Themenfeld "Tunnel oder Umfahrung" etwa - ein Klassiker der Kommunalpolitik - soll eine untergeordnete Rolle spielen, sagte Münster: "Wir sind kein Tunnel-Verein."

Zu bearbeitenden Komplexe sind vielmehr jene Themen, die laut Knigge schon seit geraumer Zeit "auf Halde" liegen: der seit der Amtsübernahme Johns nicht weiter bearbeitete Rahmenplan oder der Stadtentwicklungsplan, die "Seeanbindung" unter Einbeziehung des Hotels "Bayerischer Hof" und des Bürgerparks Schiffswiesen. "Da ist zur Zeit Pause", stellte Knigge nüchtern fest. Und auch ein Gestaltungsbeirat, der weitere Bausünden in der Stadt vereiteln und Einfluss auf den Stadtrat nehmen könnte, steht auf der Agenda des neuen Forums.

Zum Auftakt präsentiert sich der Verein, der noch Mitstreiter sucht, am Dienstag mit einem Thema, das anhaltende Diskussionen in Starnberg provoziert: Das Verkehrskonzept für die Innenstadt. Architekten und Verkehrsplaner rücken dabei die Kaiser-Wilhelm-Straße in den Fokus. Allerdings darf man sicher sein: Die Forums-Premiere wird nur schwer unpolitisch sein können.

© SZ vom 13.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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