Starnberg:Auf Wiedersehen, Herr Pastor

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So voll wie sonst nur an Weihnachten war die evangelische Friedenskirche, um Pfarrer Hans Martin Schroeder und seiner Frau Elke-Maria Lebewohl zu sagen. (Foto: Georgine Treybal)

Große Anteilnahme beim Abschied des Stadtpfarrers Hans Martin Schroeder und seiner Frau in der Friedenskirche

Von Ute Pröttel, Starnberg

Auch an diesem ungemütlich verregneten Sonntag steht Pfarrer Hans Martin Schroeder am Eingangsportal der Starnberger Friedenskirche und begrüßt die Gottesdienstbesucher persönlich. Ein Brauch, wie er später im Gottesdienst erzählen wird, den er von seinem Vater übernommen hat. Der war Pastor einer kleinen Gemeinde in den Elbmarschen. Nicht alles aus Norddeutschland sei schlecht, meint Schroeder, und erntet bayerisches Schmunzeln. Auch die norddeutsche Bezeichnung Pastor, Hirte, fährt Schroeder fort, gefalle ihm eigentlich besser als das Wort Pfarrer. Als solcher habe er die Begegnung und das Gespräch mit den Gemeindemitgliedern gesucht und bei der Starnberger Tafel im Hof der Friedenskirche gerne auch Seelsorge über die Obst- und Gemüsekisten hinweg gemacht.

Für Schroeder ist es ein besonderer Gottesdienst, zu dem er die Mitglieder seiner Gemeinde begrüßt. Es ist der Abschied aus seinem Amt als Starnberger Stadtpfarrer.

Fünf Jahre lang führte Hans Martin Schroeder die evangelische Gemeinde in Starnberg. Er hätte dies gerne noch länger getan, doch seine Gesundheit lässt das nicht zu. Pfarrer Schroeder ist an Alzheimer erkrankt, wie er im August öffentlich machte. Im Oktober feierte er seinen 60. Geburtstag und wird nun in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Bereits im Mai hat er die Leitung des Pfarramtes an Stefan Koch übergeben.

Viel zu früh müsse man sich voneinander verabschieden bedauert Pfarrerin Birgit Reichenbacher, die den feierlichen Gottesdienst leitete. Und auch wenn Reichenbacher nicht Traurigkeit, sondern Dankbarkeit und Zuversicht in den Vordergrund stellen wollte, so blieb bei den Gottesdienstbesuchern doch ein starkes Gefühl von Anteilnahme und Respekt für den offenen Umgang mit der Erkrankung .

So viele Menschen waren in die frisch renovierte evangelische Kirche an der Kaiser-Wilhelm-Straße gekommen wie sonst nur an Weihnachten. Selbst in der in neuem Glanz erstrahlenden Apsis durften die Zuhörer Platz nehmen.

Ein letztes Mal predigte Schroeder von der Kanzel. Er hielt sich eng an die Worte des Propheten Micha Kapitel 4. Den Rest des Gottesdienstes verfolgte er zusammen mit seiner Frau Elke-Maria aus der ersten Reihe.

Dekan Axel Piper aus Weilheim, der Schroeder schließlich formal von seinen dienstlichen Pflichten als aktiver Pfarrer aus der evangelischen Landeskirche entließ, würdigte ausdrücklich das gemeinsame Wirken des Ehepaars Schroeder.

Elke-Maria Schroeder hatte Konzerte, Lesungen und Kabarettveranstaltungen in das Gemeindehaus geholt. Gemeinsam hatten sie einem jungen Mann aus der Ukraine Kirchenasyl gewährt und stets ein offenes Pfarrhaus geführt. Einen Abend im Monat stand die Tür des Pfarrhauses allen Mitgliedern der Gemeinde offen. Schroeder und seiner Frau ging es darum, möglichst viele Gelegenheiten zu persönlichen Begegnungen zu schaffen. In diesen Begegnungen habe er stets versucht ein Netz zu spannen, das belastbar sei und die Menschen auffange, sagte Schroeder.

Das Ehepaar Schroeder wird aus Starnberg wegziehen und sich in Rosenheim niederlassen.

© SZ vom 13.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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