Winterspaß auf zugefrorenen  Seen:Auf dünnem Eis

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Die ersten Seen im Landkreis sind zugefroren und locken Spaziergänger und Schlittschuhläufer. Rettungsdienste warnen jedoch vor dem trügerischen Vergnügen

Von Carolin Fries, Starnberg

Strahlend blauer Himmel und ein paar Zentimeter Schnee: Seit Dienstag zeigt sich der Winter im Landkreis von seiner schönsten Seite. Bereits am vergangenen Wochenende zog es deshalb die ersten Spaziergänger und Schlittschuhläufer auf den Weßlinger und Maisinger See. Doch so groß die Freude bei Kindern und Freizeitsportlern über die zugefrorene Eisdecke auch ist - das Vergnügen ist trügerisch, warnt die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) Pöcking-Starnberg. "Das Eis ist noch nicht tragfähig und definitiv nicht begehbar", sagt Sprecher Walter Kohlenz. Dafür habe es in den vergangenen Tagen zu wenige durchgefrorene Nächte gegeben. Auch die Wasserwacht des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) ist in Habacht-Stellung. "Das Betreten der Eisflächen im Fünfseenland ist derzeit lebensgefährlich", sagt Markus Bucher, Vorsitzender der Starnberger Ortsgruppe.

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(Foto: Georgine Treybal)

Trügerische Winteridylle: Zwar trägt das Eis des Weßlinger Sees die Spaziergänger und Schlittschuhläufer, es ist aber noch dünn.

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(Foto: Georgine Treybal)

Dieser Winter scheint die Weßlinger Eisstockschützen glücklich zu machen.

DLRG und BRK warnen die Bevölkerung jedes Jahr vor den Gefahren beim Betreten der Seen. Dennoch kommt es jedes Jahr wieder zu mitunter gefährlichen Unfällen. Im Landkreis passieren diese vor allem an Wörthsee und Pilsensee, die im Gegensatz zu den großen Gewässern Ammersee und Starnberger See schnell eine geschlossene Eisdecke haben. So vertrauensvoll das schimmernde Eis dann auch wirke, so dünn und gefährlich sei es insbesondere über fließendem Gewässer, sprich Zu- und Abläufen der Seen sowie an stark bewachsenen Uferstellen, wie Kohlenz sagt. Viele bayerische Seen verfügten über unterirdische, nicht sichtbare Quellen, insbesondere auch der Wörthsee. Etwa 300 Mal pro Jahr werden die ehrenamtlichen Pöckinger Retter alarmiert, um Menschen in Not zu helfen, dazu gehören auch etliche Einsätze zur Eisrettung. Besonders schlimm war es 2009, Kohlenz spricht rückblickend von einer "Einbruchserie". Der Wörthsee wurde sogar kurzerhand gesperrt, nachdem eine Mutter samt Säugling im Kinderwagen eingebrochen war. Dennoch blieben viele Schlittschuhläufer uneinsichtig, der Wörthsee etwa musste mithilfe eines Polizeihubschraubers geräumt werden - um nur wenig später erneut von ignoranten Eisläufern befahren zu werden, wie Walter Kohlenz voller Unverständnis berichtet. Derart riskant handelten übrigens kaum Kinder und Jugendliche, sondern überwiegend Erwachsene, wie er hinzufügt.

In den vergangenen Jahren hat es weniger Eisunfälle gegeben, doch könnte die Zahl mit den Flüchtlingen in der Region wieder steigen, befürchtet Walter Kohlenz. "Wir gehen davon aus, dass ein großer Teil dieser Menschen weder schwimmen kann, noch irgendeine Vorstellung von zugefrorenen Gewässern und deren Gefahren hat", sagt er und appelliert an die Bevölkerung, Flüchtlingen an zugefrorenen Gewässern besondere Achtsamkeit zu schenken.

Generell gilt, dass der Eigentümer eines Sees in der Pflicht steht, diesen abzusichern, etwa mit Warnschildern. Die meisten Kommunen gehen einen Schritt weiter und platzieren Hinweisschilder, dass jeder das Eis auf eigene Gefahr betritt und die Gemeinde keinerlei Haftung bei Unfällen übernimmt. Die DLRG empfiehlt, offene Gewässer erst ab einer Eisdicke von 15 Zentimetern zu betreten - und auch dann niemals alleine. "Dunkle Stellen im Eis bedeuten eine besonders dünne Eisschicht`, sagt Kohlenz, "ein Knistern oder Knacken beim Betreten der Eisschicht ist ein letzter Hinweis dafür, dass die Tragkraft des Eises nicht ausreicht." Die Konsequenzen eines Eiseinbruchs sollte man nicht unterschätzen: "Das eiskalte Wasser verursacht schneidende Schmerzen und raubt dem Körper Muskelkraft. Einem Verunfallten bleiben deshalb nur wenige Minuten Zeit, sich selbst zu retten." Im Zweifel empfiehlt es sich, zum Eislaufen in die Halle oder auf eigens angelegte Eisflächen wie in Planegg ("Eiswunder") oder bald in Starnberg beim "Eiszauber" auszuweichen. "Wer leichtsinnig auf dünnem Eis unterwegs ist, riskiert nicht nur das eigene Leben, sondern auch das der ehrenamtlichen Helfer", gibt Walter Kohlenz zu bedenken.

© SZ vom 04.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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