Starnberg:Alles in Butter

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Bei der Stollenprüfung in Starnberg: die Bäcker Willi Bonnenberger (v. li.), Thomas Böck, Prüfer Manfred Stiefel und Werner Henzel. (Foto: Georgine Treybal)

Stollenprüfer Stiefel erkennt Rückkehr zum klassischen Gebäck

Von Otto Fritscher, Starnberg

Manfred Stiefel hat einen ziemlich einmaligen Beruf: Er ist Brot- und Stollenprüfer, angestellt beim "Institut für die Qualitätssicherung von Backwaren"; und in der Vorweihnachtszeit ist es deshalb sein Job, die Backwaren von Bäckereien, der der Innung angehören, unter die Lupe zu nehmen. Das macht Stiefel seit mehr als zehn Jahren, und einmal im Jahr macht er in Starnberg Station, so wie am Montagvormittag im Foyer der Kreissparkasse.Rund 40 halbe Weihnachtsstollen liegen auf dem eigens aufgebauten Tisch unter der Palme, was nicht ganz zum adventlichen Ambiente passt. Aber darum geht es Stiefel nicht. Er prüft die von sechs Innungs-Bäckereien aus dem Landkreis eingereichten Stollenproben, die fein säuberlich vor ihm liegen. Beurteilt wird mit allen Sinnen: den Fingern, wie sich die Dinger anfühlen, den Augen, ob sie appetitlich aussehen, der Nase, wie riechen, und natürlich vor allem mit dem Geschmackssinn. Es geht um Kruste, das Krumenbild, die Elastizität - ja, auch die gibt es bei Stollen - und natürlich letztendlich um den Geschmack. Um half elf in der Früh legt Stiefel los, legt das Gebäck auf die Waage, notiert fein säuberlich alle Punkte.

Doch selbst einem routinierten Stollenprüfer kann es mal zu viel werden. Am frühen Nachmittag streicht der Stollenprüfer, der in Konstanz wohnt, und seit dem vergangenen Jahr nach eigenen Worten nicht an Gewicht zugenommen hat, dann unerwartet die Segel. "Mehr als 30 Stollen schaffe ich bei einem Durchgang nicht", stöhnt er, "auch wenn ich den Geschmack immer wieder neutralisiere". Und da er für alle Probanden die gleichen Voraussetzungen schaffen will, packt er die zehn restlichen Proben ein, er will sie am nächsten Tag analysieren. Damit steht allerdings auch das Gesamtergebnis noch nicht fest, und somit will Thomas Böck, Bäcker aus Unterbrunn auch noch nichts Genaues sagen.

Manfred Stiefel lässt sich immerhin entlocken, dass der Trend heuer wieder zum klassischen Butterstollen geht - mit Mandeln, Rosinen, Orangeat und Zitronat. Die exotischste Kreation, die ihm untergekommen ist, war ein Pinacolada-Stollen mit Ananas und Cocos. "Ist das noch Stollen?", fragt Stiefel und lacht.

© SZ vom 06.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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