Starnberg:Abschied von Visionen

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"Schöner zum See" fordert Ende der Seeanbindungs-Diskussion

Von Peter Haacke, Starnberg

Seit Monaten war nichts mehr vom Verein "Schöner zum See" zu hören oder zu lesen. Zuletzt hatte der Verein unter Führung von WPS-Stadtrat Maximilian Ardelt kurz vor den Stadtratsneuwahlen im April 2015 der Öffentlichkeit ein Grob-Konzept ("Bauen und Bewahren") rund um den historischen Bahnhof in Starnberg präsentiert, das im Hinblick auf die Seeanbindung aber alle relevanten Fragen offen ließ. Im Nachgang zur Sitzung des Projektausschusses Bahnhof zu Beginn vergangener Woche meldete sich der Vorstand nun aber wieder einmal per Pressemitteilung zu Wort. Die zentrale Botschaft: Der Verein plädiert eindringlich dafür, "die weitere Diskussion realitätsfremder Seeanbindungsvisionen endlich einzustellen", und weiter: Die in der Hoffnung "auf den großen Wurf" geführte Debatte habe insbesondere in den vergangenen zehn Jahren "nur zu einer Verwahrlosung rund um den Bahnhof See geführt".

Die namenlos versandte zweiseitige Mitteilung vom "Vorstand Schöner zum See" wendet sich insbesondere gegen den Entwurf von Lutz J. Janssen, der seit Wochen schon bei allen politisch relevanten Gruppierungen mit einem ständig weiter entwickelten Konzept für den Bau eines "Kompakttunnels" statt einer oberirdischen Gleisverlegung wirbt. Neben umfangreichen Varianten zur technischen Realisierung hat Lutz J. Janssen sich auch Gedanken um eine mögliche Finanzierung gemacht, die jedoch allesamt noch nicht geprüft wurden. Trotz großer Sympathien für diesen Plan in der Bevölkerung, aber auch bei CSU, SPD und Grünen, ignoriert die von WPS, BMS, FDP und BLS dominierte Mehrheit in den politischen Gremien der Stadt bislang hartnäckig die Pläne des 73-Jährigen Diplom-Ingenieurs, der schon diverse Verkehrsprojekte erfolgreich begleitet hat.

"Die Fachleute unseres Bürgervereins haben sich gleichwohl mit den neuen Plänen von Herrn Janssen eingehend auseinandergesetzt", heißt es im jüngsten Schreiben des Vereins. "Im Ergebnis bleiben leider wie bei allen früheren Vorschlägen erhebliche Zweifel an ihrer Umsetzbarkeit." Kritisiert werden - neben technischen Details - insbesondere die Annahmen Janssens "zur Finanzierbarkeit seines Projektes bei Fortschreibung der 2017 auslaufenden Bahnverträge".

Eine Gleisverlegung im Tunnel koste noch weitaus mehr als die vom Verein "Schöner zum See" propagierten Kosten einer oberirdischen Gleisverlegung in Höhe von bis zu 100 Millionen Euro. Der Arbeitskreis Seeanbindung dagegen bezifferte diese Kosten auf lediglich etwa 65 Millionen Euro. Der Vereinsvorstand glaubt zudem, dass "große, aber letztlich nie umsetzbare Visionen einer Gleisverlegung am See" schon seit Jahrzehnten "eine Beseitigung der inzwischen unhaltbaren Zustände rund um den historischen Bahnhof blockieren". Mit den neuerlichen Vorschlägen eines Kompakttunnels drohe sogar "eine Fortsetzung dieser unheilvollen Geschichte".

"Schöner zum See" - politisch vertreten durch die WPS - glaubt unerschütterlich daran, dass ein tatenloses Auslaufen des 1987 zwischen Stadt Starnberg und Deutscher Bahn geschlossenen Vertrages keine schädlichen Folgen für die Stadt habe. Vielmehr genieße die Stadt auch nach 2017 auf dem Bahngelände "Planungshoheit und Vorkaufsrechte ( . . . ) im Interesse der Bürger für einen freien See- und Bergblick". Eine Ansicht, die jedoch von der Hälfte der Gruppierungen im Stadtrat, aber auch von vielen renommierten Experten des einstigen AK Seeanbindung vehement bezweifelt wird. Sie empfehlen daher weiterhin dringend den Dialog mit der Deutschen Bahn - auch über mögliche Alternativen zur bisherigen Planung.

© SZ vom 16.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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